Editorial

Können wir das schaffen?

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Yannick Züllig, Redaktor, Netzmedien. (Source: Netzmedien)
Yannick Züllig, Redaktor, Netzmedien. (Source: Netzmedien)

Schon Bob der Baumeister wusste: Kommunikation ist der Schlüssel zu jedem erfolgreichen Bauprojekt. Kommunikation und eine positive Haltung à la: "Yo, wir schaffen das!" Diesen Ausspruch ­adoptierte auch die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 als Motto für die Willkommenskultur der deutschen Flüchtlingspolitik. Doch für die Schweizer Baubranche gilt eher der andere berühmte Ausspruch der deutschen Ex-Bundesmatriarchin: "Das Internet ist für uns alle Neuland." Gerade einmal 4,6 von 10 Punkten erreicht die Schweiz im Digital Real Estate Index 2023 des Beratungs­unter­nehmens Pom+. Mehr über die Baustelle der digitalen Baubranche ­lesen Sie im Focus dieser "Netzwoche"-Aus­gabe

Wir sind zwar noch ein gutes Stück davon entfernt, wie Baumeister Bob direkt mit unseren Baugeräten zu kommunizieren – künst­liche Intelligenz lässt grüssen –, trotzdem ist heute bereits einiges möglich: Building Information Modeling (BIM), Virtual und Extended Reality, Internet of Things, digitale Kommunikations- und Kollaborationstools. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Ich war in meiner dunklen Vergangenheit als Programmierer einst für ein Unternehmen in der Baubranche tätig. Allerdings bestand unser Haupt­geschäft im Ausdrucken und Ausliefern von Papierbauplänen. Die Online-Kollaborationsplattform, an der ich die meiste Zeit arbeitete, war primär eine PDF-Herumschiebe-Plattform – das erinnert an das elektronische Patientendossier. Entgegen dem allgemeinen Digitalisierungstrend stieg das Druckvolumen während meiner Anstellungszeit an. Die Gründe dafür dürften unterschiedlicher Natur sein, doch die Urangst des Menschen vor Veränderung ist zweifelsohne nicht zu vernachlässigen. Wenn schon die alten Ägypter ihre Pyramiden ohne BIM gebaut haben, sollte man das Einfamilienhaus in Dättlikon wohl auch ohne bauen können. Doch die Baubranche sieht sich mit grossen Herausforderungen konfrontiert, namentlich dem Fachkräftemangel und die durch den Klimawandel bedingte Notwendigkeit des nachhaltigen Bauens. Daher ist es unabdingbar, dass sich die Baubranche digitalisiert und modernisiert. Kann die hiesige Branche das schaffen? Ich halte es mit meinem Favoriten aus Baumeister Bobs anthropomorphen Truppe, dem Hebekran Heppo, und sage zögerlich: "Ja, ääh, ich glaube schon."

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