Jahr der Informatik: Swiss IT does matter

Uhr | Aktualisiert
von judith.arnold@netzwoche.ch
Die Schweiz ist (noch) ein starker IT-Standort. Heute arbeiten rund 120'000 Personen im Informatik-Sektor. Doch das Anforderungsprofil in der Informatik wird zunehmend vielschichtiger, und der Schweizer ICT-Markt findet kaum mehr genügend einheimische Fachkräfte, um den steigenden Personalbedarf in der Branche zu decken. Viele Unternehmen sind daher auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Um den IT-Standort Schweiz auch in Zukunft zu sichern, werden deutlich mehr hochqualifizierte Informatiker benötigt. Dies ist das Fazit der gestrigen Veranstaltung „Does Swiss IT Matter?“, die von der Java User Group Schweiz zusammen mit Credit Suisse im Rahmen der informatica08 zum Jahr der Informatik durchgeführt wurde. Wie der Dachverband SwissICT eruierte, sind für die Profile des Programmentwicklers, Systemtechnikers und Projektmanagers heute zunehmend spezialisierte Kenntnisse gefragt. Entsprechen hoch seien die Löhne, die im Durchschnitt 120'000 Schweizer Franken betragen. Die dynamischen Entwicklungen im ICT-Markt und die zeitweisen Einbrüche im Stellenmarkt würden aber viele Studienanfänger abhalten, sich auf den Studiengang Informatik einzulassen. Als Grund sieht Prof. George Sheldon von der Universität Basel vor allem die IT-Blase, die kurz nach der Jahrtausendwende platzte und bis heute eine gewisse Verunsicherung zurückliess. Der Mangel an Fachkräften sei daher nicht ein generelles Image-Problem der Branche, „sondern teilweise hausgemacht“, so Sheldon. Der Leiter der Forschungsstelle Arbeitsmarkt- und Industrieökonomik der Universität Basel ist jedoch überzeugt, dass sich der Arbeitsmarkt der Informatikbranche nach dem Ausschlagen des Pendels wieder normalisieren werde. In der Zwischenzeit gelte es, auf ausländische Fachkräfte zu setzen. Nach Claude Honegger, Chief Information Officer Schweiz der Credit Suisse, verlangt die Globalisierung der Wertschöpfungskette eine immer weitreichendere Standardisierung von Prozessen, was mit einer zunehmenden Spezialisierung der damit verbundenen Funktionen einhergeht. Die Antwort der Bank sei ein „Global Jobs Framework“ zur Gewinnung, Beurteilung und Förderung von Talenten innerhalb der IT-Organisation von Credit Suisse. Dabei ging Honegger auch auf das „Offshoring“ ein: Trotz der Tendenz, IT-Leistungen auszulagern, habe sich der Personalbestand der Credit Suisse seit 2004 um 18 Prozent erhöht. Was die kommenden Monate bringen wird, ist offen. Martin Neff, Leiter Economic Research der Credit Suisse, betrachtet die konjunkturelle Entwicklung als eine Phase der Konsolidierung. Zwar könne sich die Informatikbranche einem leichten Abwärtstrend nicht entziehen, von Rezession wollte er aber nicht sprechen. Wie eine Medienmitteilung heute bekannt gab, prognostizieren die Ökonomen der Credit Suisse für das kommende Jahr ein verlangsamtes Wachstum von 1,0 Prozent bei einer wieder abklingenden Inflation von 1,4 Prozent.
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