Markus Naegeli: "Forschung und Entwicklung sind der Motor unseres Unternehmens"
Markus Naegeli leitet nun seit fast drei Jahren die Schweizer Niederlassung von Canon. Im Interview mit der Netzwoche erklärt er, was sich seitdem geändert hat, wie sich das Trendthema Managed Print Services entwickelt und welche Eindrücke er von der Canon Expo in Paris mitgenommen hat.

Herr Naegeli, wie läuft das Geschäft im Schweizer Markt?
Das Geschäft läuft gut. Wir hatten vor allem beim Absatz eine grosse Steigerung, da wir jedoch bei den Preisen stark unter Druck sind, liegt beim Umsatz eigentlich kein Wachstum drin. Insgesamt bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden, denn die Ertragslage stimmt im ersten Halbjahr, und für das zweite Halbjahr sind wir zuversichtlich.
Auch im Vergleich zum letzten Jahr?
Die Ergebnisse werden etwa ähnlich sein, und sogar etwas stabiler. Vor allem im dritten Quartal sind wir im Spiegelreflex-Bereich besser positioniert. Meiner Einschätzung nach werden wir voraussichtlich in diesem Jahr besser dastehen als im vergangenen Jahr.
Was war in diesem Jahr für Canon Schweiz der wichtigste Meilenstein?
Dieses Jahr gab es zwei Meilensteine. Der für uns wichtigste war die Canon Expo in Paris, die nur alle fünf Jahre stattfindet. Dort werden bestehende Produkte und auch technolo¬gische Ausblicke gezeigt. Das ist für uns, unsere Vertriebspartner und auch unsere Kunden immer sehr spannend. Der zweite Meilenstein, den wir erreicht haben, war die Zusammenlegung unserer beiden Geschäftsbereiche Consumer und Business zu «One Canon». Damit wollen wir gegenüber unseren Kunden und Vertriebspartnern zeigen, dass es nur noch eine Canon-Organisation gibt. Die Umstrukturierung ist insgesamt gut abgelaufen. Wir haben sogar unser Personal gegenüber dem Vorjahr aufgestockt. Aber vor allem wollten wir mit der Zusammenlegung unsere Ansprache für die Kunden und Partner verbessern.
Wo liegen auf dem Schweizer Markt Canons Stärken im Bereich Business Solutions?
Wir sind seit vielen Jahren sehr stark als Technologiefirma in den Bereichen Scanning, Printing, Foto und Video unterwegs. Auch bei den US-Patentanmeldungen landen wir seit vielen Jahren auf den ersten drei oder vier Plätzen. Zehn Prozent des globalen Umsatzes fliessen in Research und Development. Ich würde sogar sagen, dass in unserem Unternehmen der Bereich «Forschung und Entwicklung» der eigentliche Motor ist. Pro Jahr führt Canon ungefähr 100 neue Produkte ein. Und diese haben ganz verschiedene Absatzmärkte und müssen in unterschiedliche Umgebungen integriert werden. Zunehmend steht auch die Energieeffizienz der Geräte im Fokus. Hier haben wir in den vergangenen Jahren viele Fortschritte erzielen können. Heute verbrauchen einige unserer aktuellen Geräte im Vergleich zu früher nur noch ein Sechstel der Energie.
Sie sind ja auch bei der crossmedialen Kommunikation sehr stark. Was sind dort Ihre Ambitionen?
Wir haben seit einigen Monaten konkrete Projekte und Programme, mit denen wir unsere Kunden bei ihrer crossmedialen Kommunikation unterstützen können. So zeigen wir ihnen beispielsweise anhand von Impact-Analysen auf, wie sich die Koordination ihrer medienübergreifenden Kommunikationsmassnahmen optimal gestalten lässt. Im Endeffekt wollen wir unserer Kundschaft zeigen, wie man heute optimal crossmedial kommuniziert.
Also gibt es sehr viele Unterschiede bei den Kommunikationsprozessen in Firmen?
Ja, die Kommunikationsprozesse in Unternehmen sind sehr unterschiedlich und wir versuchen, diese zu strukturieren. Wir haben beispielsweise kürzlich das Finance Forum 2010 mit der Produktion von Web-TV unterstützt – ein Business Case, der nicht nur für Kunden, sondern auch für unsere Partner interessant ist. Darüber hinaus bieten wir heute unseren Vertriebspartnern im Rahmen von Marketing-Unterstützungsmassnahmen Hilfeleistungen bei der Erstellung von Videoclips an und ermöglichen ihnen dadurch, crossmedial zu kommunizieren. Wir leben diese Kommunikation aber auch im Konzern selbst vor und setzen bei unseren eigenen Workshops crossmediale Technologien ein. Ich sehe in Cross Media Solutions eines der grössten Potenziale in unserem Business – neben den Dienstleistungen und Produkten, die wir im Bereich Managed Print Services anbieten.
Managed Print Services (MPS) bietet inzwischen fast jeder Ihrer Konkurrenten im Schweizer Markt an – was unterscheidet Ihr Angebot von dem der anderen Anbieter?
MPS ist ein High-Level-Thema für Canon, und die Unterschiede zu den Angeboten der Mitbewerber finden sich vielfach im Detail. Canon bietet seinen Kunden heute Dienstleistungen und Lösungen an, die auf die jeweiligen Anforderungen und Bedürfnisse optimal zugeschnitten sind. Unser Geschäft im B2B-Bereich ist grundsätzlich ein Servicegeschäft. Wir haben seit acht Jahren MPS-Kunden, wobei das Spektrum von Service und Support für Multibrand-Infrastrukturen, über dezidierte On-site-Techniker bis hin zum Full-Outsourcing reicht. Nach einer gründlichen Bedarfsanalyse wird die Infrastruktur in Abstimmung mit dem Kunden geplant.
Neben einer nahtlosen Integration der neuen Druck- und Kopierlandschaft in die Unternehmensinfrastruktur liegt ein Hauptfokus auf der Auslagerung kompetenzferner Tätigkeiten rund um den Betrieb und auf der Garantie der höchsten Systemverfügbarkeit dank ideal abgestimmter Serviceleistungen. Ein grosser Pluspunkt für unsere Kunden ist, dass wir eine der grössten Serviceorganisationen in der Schweiz haben und darüber hinaus mit guten Partnern zusammenarbeiten. Am Schluss zählt für mich die hohe Kundenzufriedenheit. Wir führen alle zwei Wochen Umfragen bezüglich der Kundenzufriedenheit durch und im Schnitt würden 97 bis 99 Prozent unserer Kunden Canon weiterempfehlen.
Full-Outsourcing praktizieren die wenigsten Firmen. Ist das nicht eher noch ein Trendthema?
Es gibt verschiedene Trends. Zum einen der Trend zum Full-Outsourcing, der davon abhängt, wie wichtig das ganze Dokumenten-Thema im Wertschöpfungsprozess der Kunden ist. Hier unterscheiden wir uns ebenfalls von der Konkurrenz, da wir Tools wie Uniflow anbieten können, die zusammen mit Helix die Integration in verschiedene Softwareumgebungen ermöglichen. Die grosse Herausforderung ist jedoch die optimale Prozessintegration – wobei die Vorgänge rund um den Druck und die Weiterverteilung von Dokumenten ins Zentrum rücken. Diesen Bereich auszulagern ist für die Kunden relativ anspruchvoll. Insgesamt kann man sagen, dass die Auslagerung von Prozessen erst ab einer gewissen Unternehmensgrösse sinnvoll ist.
Man sagt, das sich Print-Outsourcing erst ab rund 100 Mitarbeitern lohnt.
Ab welcher Anzahl Mitarbeiter sich Print-Outsourcing lohnt, ist variabel und hängt von diversen Faktoren im entsprechenden Unternehmen ab. Es gibt heute beispielsweise bei Kleinunternehmen erste Virtualisierungstendenzen, in deren Rahmen Printing-Services über externe Dienste abgewickelt werden. Entsprechende Applikationen und Anwendungen sind auf dem Markt bereits verfügbar.
Was sind für Sie weitere Trends am Markt?
Es gibt eindeutig den Trend zu mehr Managed Services, aber nicht nur zu Print-Services, sondern auch Managed-Scan- und Managed-Document-Services. Das ist ein fortlaufender Prozess und wir werden sicher auch dort eine wichtige Rolle im Markt spielen.
Sie erwähnten die Canon Expo Paris. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgenommen?
Ich persönlich habe ganz spezielle Gefühle mitgenommen. Wenn man die Expohalle betrat, spürte man eine grosse Begeisterung. Bei mir rief die Expo vor allem Stolz und Motivation hervor. Es gab dort viele Sachen zu sehen, die technisch so brillant sind, dass es beinahe unglaublich scheint. Die meisten Dinge, die wir vor fünf Jahren an der Expo gezeigt haben, sind heute auf dem Markt.
Und welche Dinge haben Sie an dieser Expo gesehen, die in fünf Jahren auf dem Markt sein werden?
Es wird sicher noch einen Quantensprung in der Qualität geben. Vor allem bei den Bildsensoren, der Bildverarbeitung und der Weiterverwendung in Applikationen wie zum Beispiel 3-D-Anwendungen. Ich bin zudem davon überzeugt, dass es bei der Digitalisierung und Virtualisierung nochmals zu enormen technologischen Fortschritten kommen wird. Vor fünf Jahren wurde dies bereits mit sogenannten Mixed-Reality-Anwendungen gezeigt, dank derer man gleichzeitig die wirkliche und virtuelle Realität übereinander betrachten kann. Damals handelte es sich um Prototypen aus dem Laboratorium. Heute gibt es dazu schon verschiedene Anwendungen von Canon, die bei der Produktentwicklung verwendet werden.
Canon ist vor kurzem eine Partnerschaft mit Accenture eingegangen. Welches Ziel verfolgt Canon mit diesen neuen Consulting-Services?
Hinter der Partnerschaft steckt die Idee einer Zusammenarbeit mit Accenture im Bereich Consultancy-Services. Dank dieser Kooperation soll der Marketing-Impact verbessert werden, der den crossmedialen Kampagnen vorgelagert ist. Zusammen mit Accenture gestalten wir gemeinsame Beratungsansätze, damit die Wertschöpfung für unsere Kunden noch besser umgesetzt werden kann.
Wie schätzen Sie sich selbst im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Schweizer Markt ein?
Wir sind in verschiedenen Märkten tätig und produzieren unterschiedliche Produkte. Die 600 Mitarbeiter am Schweizer Standort sind alle sehr motiviert, und wir haben auch eine sehr persönliche Art im Umgang mit unseren Kunden und Mitarbeitern, das macht Spass. Gute Konkurrenz im Markt ist für jedes Unternehmen wichtig. Ohne diese funktioniert der Markt nicht richtig, dabei hat jedes Unternehmen seine Steckenpferde. Allerdings muss man darauf achten, dass man auf den Gebieten, auf denen man Marktleader ist, nicht zur Selbstzufriedenheit neigt.

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