Offizieller Markteintritt in die Schweiz

RPost zielt auf Incamail der Schweizerischen Post

Uhr | Aktualisiert

RPost tritt offiziell in den Schweizer Markt ein und nimmt damit den Angriff auf den Secure E-Mail-Dienst Incamail der Schweizerischen Post auf.

Zafar Khan, CEO von RPost.
Zafar Khan, CEO von RPost.

RPost wagt den Sprung in den Schweizer Markt und eröffnet eine Niederlassung in Zürich. Dies hat das Unternehmen, das der Schweizerischen Post Konkurrenz machen will, heute an einer Medienkonferenz verkündet. RPost bietet ihren Kunden eingeschriebene Mails an. Das Prinzip beruht, ähnlich wie beim eingeschriebenen Brief, auf dem Wunsch, eine Bestätigung für den Empfang eines Mails zu erhalten.

Damit will RPost seinen Kunden eine Möglichkeit bieten, eine Mail so zu verschicken, dass deren Inhalt und Empfang rechtsgültig nachweisbar ist. Wer eine eingeschriebene Mails schickt, kann sich die Lieferung, den gesendeten Inhalt sowie die Sende- und Empfangszeiten bestätigen lassen. Dabei bleibt es dem Empfänger überlassen, ob er die Mailnachricht als eingeschriebene Mail kennzeichnen will oder nicht. Aussagen wie "dieses Mail habe ich nie erhalten" oder "das ist nicht das, was in meinem Mail stand", sollen nach Aussage von RPost folglich der Vergangenheit angehören.

Verschlüsselt und elektronisch signiert

Weiter bietet der Service von RPost die Möglichkeit, Mails verschlüsselt zu versenden und elektronisch zu signieren. Der Empfänger wiederum kann seine Antwort ebenfalls eingeschrieben senden, ohne eine spezielle Software installieren zu müssen. "Damit lassen sich auch Verträge verschicken und elektronisch signieren", erklärt Beni Kaspar, Director Business Development, bei RPost.

Gegründet wurde RPost im Jahr 2000 in den USA und verfügt über 35 Patente in 21 Ländern. Kaspar weist darauf hin, dass in der Schweiz das Risiko-Empfinden noch nicht so gross ist wie beispielsweise in den USA. Doch er rechnet damit, dass dieses auch hier weiter zunehmen wird, was sich auch auf den Erfolg von RPost auswirken dürfte.

Der Einsatz von RPost soll dank effizienteren Abläufen und Zeitersparnis dabei helfen, Geld zu sparen. Die Dienstleistungen von RPost können unter anderem vom iPad, iPhone, Blackberry und Android-Geräten aus genutzt werden, zudem verfügen sie unter anderem auch über eine Integration von Outlook. Übermittelte Daten seien vertraulich und würden von RPost nicht gespeichert. Als Kunden im Visier hat RPost primär die 1000 grössten Schweizer Unternehmen. Bis 2017 will das US-Unternehmen mindestens die Hälfte von ihnen als Kunden gewinnen, wie Kaspar weiter erklärt.

Rechtsstreit mit der Schweizerischen Post

Womit RPost jedoch auch in Zukunft zu kämpfen haben dürfte, ist die Konkurrenz. Wie Zafar Khan, CEO von RPost, erklärt, ist derzeit eine Patentklage gegen die Schweizerische Post hängig, mit der RPost gegen Incamail, den Secure E-Mail-Dienst der Schweizerischen Post vorgehen will. Ursprünglich habe RPost mit der Schweizerischen Post kooperieren wollen, doch die Schweizerische Post habe darauf nicht reagiert, wie Khan vor den Medien erklärt. Statt dessen sei die Schweizerische Post mit einem eigenen Produkt, Incamail, auf den Markt gekommen. Soweit die Sicht von RPost.

Oliver Flüeler, Pressesprecher der Post, äussert sich zu der Klage: "Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Incamail 3.0 keine Patente verletzen." Die Schweizerische Post verwende "eine in den Grundzügen bekannte Technologie" und verfüge selbst über ein Patent auf Incamail 3.0. Was das Gerichtsverfahren betreffe, so müsse einerseits das Handelsgericht Zürich darüber entscheiden, ob die Schweizerische Post tatsächlich das RPost-Patent 219 verletzt hat oder nicht. Zudem müsse das Bundesspatengericht in St. Gallen über eine Nichtigkeitsklage der Schweizerischen Post entscheiden, erklärt Flüeler weiter.

In den USA sind Patentklagen von RPost gegen 14 verschiedene Unternehmen hängig. Drei Firmen haben eine Nichtigkeitsklage eingereicht. Das Patent- und Markenamt der USA, kurz USPTO (United States Patent and Trademark Office) habe diese Nichtigkeitsklagen akzeptiert, "sprich, für das Patent 219 gibt es keinen Patentschutz". Die Schweizerische Post fühlt sich daher in ihrer Haltung gemäss Oliver Flüeler bekräftigt.

Was die Marktpräsenz von RPost betrifft, so ist das US-Unternehmen für die Schweizerische Post ein Konkurrent wie jeder andere. "Wir befinden uns in einem freien Markt, da ist Wettbewerb erwünscht", so Flüeler. Zudem ist er überzeugt davon, dass Incamail in Zukunft vermehrt genutzt werden wird.