Italienische Tochtergesellschaft

Swisscoms Achterbahnfahrt mit Fastweb

Uhr | Aktualisiert

Swisscom musste gerade eine Wertberichtigung seiner italienischen Tochtergesellschaft Fastweb vornehmen. Der Reingewinn für 2011 wird so um 1,2 Milliarden Schweizer Franken nach unten korrigiert. Auch sonst hatte die Swisscom-Tochter mit einigen Problemen zu kämpfen.

Swisscom erwarb Fastweb im Mai 2007. Genauer: 64,1 Millionen Aktien oder 80,7 Prozent des Aktienkapitals von Fastweb. Ziel war es, mit der modernen Glasfaserinfrastruktur des Unternehmens vom Wachstum des italienischen Breitbandmarktes zu profitieren. Damit wollte der Schweizer Telko die erwartete Umsatz- und Ergebniserosion im Schweizer Geschäft kompensieren. Zusammen mit den bereits vorher erworbenen Aktien besass das Unternehmen so vorerst einen Anteil von 82,4 Prozent an Fastweb. Der Gesamtkaufpreis betrug 6,9 Milliarden Franken.  Bereits 2005 soll Swisscom am italienischen Unternehmen Interesse gezeigt haben.

Mit dem Erwerb von Fastweb sei man auf den Wachstumspfad zurückgekehrt, so Swisscom im April 2008. Swisscom steigerte den Umsatz 2008 um 10 Prozent. Dieser Anstieg ging vor allem auf das Konto von Fastweb.

Mafiaskandal und Geldwäscherei

2010 kam die Swisscom-Tochter in die Schlagzeilen: Gegen Fastweb-Gründer Silvio Scaglia und weitere fünf Personen des früheren Fastweb-Managements wurden Haftbefehle ausgestellt. Fastweb wurde verdächtigt, zusammen mit anderen Unternehmen Teil eines Geldwäscherings gewesen zu sein, dessen Wurzeln in der kalabresischen Mafia vermutet wurden. Scaglia hat sich darauf mit sofortiger Wirkung aus dem Verwaltungsrat verabschiedet.

Die Deliktsumme betrug insgesamt 2 Milliarden Euro. Wie Swisscom weiter präzisierte, bezogen sich die Anschuldigungen auf Steuerhinterziehungen, welche sich in den Jahren 2003 und 2006, also vor der Fastweb-Übernahme im Jahre 2007, zugetragen haben sollen. Swisscom räumte damals ein, von diesem Verfahren seinerzeit beim Erwerb von Fastweb gewusst zu haben.

In den ersten drei Monaten 2010 stieg der Nettoumsatz von Swisscom an. Die italienische Tochtergesellschaft steigerte den Nettoumsatz ebenfalls. Doch der Reingewinn sank. Swisscom begründete diese Entwicklung mit der Rückstellung im Mehrwertsteuerverfahren von Fastweb in Höhe von 102 Millionen Franken.

Vollständige Übernahme

Im September 2010 kommunizierte Swisscom dann die Absicht, die Minderheitsanteile an Fastweb zu übernehmen, die 17,918 Prozent betrugen. Swisscom Italia hatte mit seinem Fastweb-Übernahmeangebot Erfolg. Damit befanden sich 94,851 Prozent aller Fastweb-Aktien im Besitz des Unternehmens. Auf die Bedingung der Mindestannahmeschwelle von 95 Prozent verzichtete der Konzern. Swisscom bezahlte 18 Euro in bar je Aktie, insgesamt 183 Millionen Euro.

Im März 2011 kaufte der Konzern weitere Anteile an ihrer italienischen Tochterfirma auf und hielt 98 Prozent des Aktienkapitals des Anbieters von Internetdienstleistungen. Darüber hinaus erwarb Swisscom kurz darauf die sich noch am Markt befindlichen Fastweb-Aktien und nahm sie anschliessend von der Börse. Für den Auskauf der verbleibenden Fastweb-Minderheitsaktionäre bezahlte Swisscom insgesamt 71,6 Millionen Euro.

Massive Wertberichtigung

Nun teilt Swisscom mit, dass sie aufgrund einer Wertberichtigung von Fastweb Ende Jahr weniger Gewinn schreiben werden. Der Reingewinn für 2011 wird um 1,2 Milliarden Schweizer Franken nach unten korrigiert. Grund dafür sei eine Wertberichtigung der italienischen Tochtergesellschaft Fastweb in der Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro - ausgelöst durch eine schwierige Wirtschaftslage in Italien und künftig tieferes Wachstum.

"Wenn man ein Unternehmen in Form einer Beteiligung besitzt, muss man jedes Jahr eine Überprüfung der Werthaltigkeit durchführen", so Swisscom-CEO Carsten Schloter in einer Videoaufzeichnung an die Medien. Die Wertberichtigung sei sehr hoch, sie betrage 35 Prozent dessen, was Swisscom 2007 für Fastweb bezahlt habe. "Sprich, das Unternehmen hat innerhalb der letzten fünf Jahre 35 Prozent seines Werts eingebüsst."

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