Vorbild Google

Twitter wird transparenter

Uhr | Aktualisiert

Twitter hat erstmals einen Transparenzbericht veröffentlicht - die USA belegen bei den Anfragen zu User-Informationen weit vor allen anderen Ländern den ersten Platz.

Personenbezogene Anfragen: Die Zahl "westlicher" Demokratien überwiegt. (Quelle: Twitter)
Personenbezogene Anfragen: Die Zahl "westlicher" Demokratien überwiegt. (Quelle: Twitter)

Der Mikrobloggingdienst Twitter hat erstmals einen Transparenzbericht veröffentlicht. Nach dem Vorbild des ebenfalls halbjährlichen "Transparency Report" von Google soll der Bericht künftig zweimal jährlich erscheinen und aufzeigen, welche Regierungen am häufigsten Löschungen und Informationen beantragen.

Anfragen haben stark zugenommen

Der Report gliedert sich nach behördlichen Anfragen betreffend User-Informationen und betreffend der Löschung von Inhalten, sowie Löschanträge von Rechteinhabern bezüglich urheberrechtsverletzenden Inhalten. Ausserdem enthält der Report Einblicke, ob Twitter auf die entsprechenden Anfragen reagiert hat oder nicht.

Laut eigenen Angaben verzeichnete Twitter im ersten Halbjahr 2012 mehr Anfragen als im gesamten Jahr 2011. Dies führt das Unternehmen in seinem Blog als einen der Gründe auf, warum man sich dazu entschlossen habe, in Zukunft halbjährliche Transparenzberichte zu veröffentlichen.

Personeninformationen: Die USA einsam an der Spitze

Bei User-Informationen erhielt Twitter im Zeitraum Januar bis Juni 2012 insgesamt 849 Anträge betreffend 1181 Personen, bei denen in 63 Prozent der Fälle Auskunft gegeben wurde. Mit 679 Anfragen betreffend 948 Personen führt die USA die Rangliste an. Bei den Anfragen wurden in drei Viertel der Fälle Teile oder die ganzen Informationen bekanntgegeben. Auf dem zweiten Platz steht Japan mit 98 Anträgen betreffend 147 Personen, denen Twitter allerdings nur in 20 Prozent der Fälle nachgab.

Weitere Länder, die Anfragen betreffend User-Informationen stellten, finden sich auf der ganzen Weltkarte. Auch wenn die Zahl der Anträge sich in fast allen Fällen ausser Japan und den USA im niedrigen zweistelligen Bereich bewegen, und Twitter in den meisten Fällen keine Auskunft gab, zeichnet sich ein überraschendes Bild. Auffallend ist der hohe Anteil von "westlichen" Demokratien – neben den USA und Japan findet man auch Australien und Kanada auf der Liste. Von 23 Staaten, die Anträge stellten, sind zudem mehr als die Hälfte (13) europäische Staaten. Auch die Schweiz stellte eine geringe Zahl an Anträge, denen allerdings nicht stattgegeben wurde.

Wenige Anfragen zur Löschung von Inhalten

Bei den Anträgen zur Löschung von Inhalten handelt es sich laut Twitter meistens um formelle Anträge, die sich um Inhalte drehen, die im betreffenden Land illegal sind. So kann eine Regierungsbehörde beispielsweise einen Gerichtsbeschluss erwirken, der die Entfernung verleumderischer Inhalte erwirkt. Insgesamt erreichten Twitter sechs solcher Anträge, denen allerdings nicht stattgegeben wurde.

Löschanträge von Rechteinhabern bezüglich rechtsverletzenden Inhalten waren am zahlreichsten. Insgesamt entfernte Twitter im Zeitraum Januar bis Juni mehr als 5200 Tweets und knapp 600 Medien von insgesamt rund 5900 betroffenen Accounts. Twitter gab allerdings nur in 38 Prozent der Fälle dem Antrag statt. Genauere Angaben über die Antragsteller führte das Unternehmen nicht auf.