Wie Stablish.me die Rekrutierung von Personal verändern will
Das Schweizer Start-up Stablish.me hat eine Plattform entwickelt, auf der die Nutzerprofile von Stellensuchenden besonders "glaubwürdig und authentisch" sein sollen. Die Netzwoche hat die Gründer getroffen.

Im Kontext des Fachkräftemangels und des sogenannten "War for Talents" kommen Schweizer Start-ups auf den Geschmack, Recruiting-Lösungen zu entwickeln. Nachdem im vergangenen Jahr Dominik Grolimund mit seinem Team die Facebook-App Silp lanciert hat, will jetzt ein weiteres Schweizer Start-up mit einer Recruiting-Lösung durchstarten. Mit Stablish.me wollen die drei Gründer Benedikt Escher, Dominic Zünd und Istvan Györy eine Lösung für "glaubwürdige und authentische Onlineprofile" gefunden haben.
Eine gewisse Ähnlichkeit der Idee mit Silp bestreiten die Mitgründer Escher und Zünd beim Redaktionsbesuch nicht. Mehr noch: Sie hätten sich sogar mit Grolimund über die Business-Idee ausgetauscht. Dennoch gibt es zwischen den beiden Lösungen ganz grundlegende Unterschiede. Während Silp mit einem Algorithmus im Hintergrund Jobprofile von Kandidaten mit Stelleninseraten von Unternehmen abgleicht, tut Stablish.me dies "im Vordergrund". "Wir visualisieren die Fähigkeiten der Stellensuchenden mit Badges", sagt Escher. Die Community-Mitglieder können diese Badges einander zuweisen und ihnen damit bestimmte Fähigkeiten attestieren. Dadurch erhalte das Profil eine grössere Glaubwürdigkeit, sagen die Gründer.
Mit Crowdfunding finanziert
Die Jobinserate bei Stablish.me werden über die API der Stellensuchmaschine Careerjet "abgezapft". Das sind laut Escher derzeit weltweit über 57 Millionen, schweizweit immerhin 250 000 offene Stellen. Die gefragten Fähigkeiten bei den Jobs werden ebenfalls als Badges dargestellt. Danach vergleicht ein Algorithmus, der auch den Ort als Kriterium gewichtet, Stellensuchende mit Unternehmen. Wer sich für eine Stelle interessiert, kann auf "I’m interested" klicken und wird zum Inserat mit allen weiteren Details weitergeleitet.
Entstanden ist das Start-up aus einem Projekt des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen. Basierend auf der an der Stanford University entwickelten Innovationsmethode "Design Thinking" wurde ein Team aus Studenten der ganzen Schweiz zusammengestellt. Über die Plattform C-Crowd.com sammelte die Universität für das Projekt von 56 Investoren 108 000 Franken. Dann begann das Team sprichwörtlich auf der "grünen Wiese". Im Sommer 2012 sammelte das Start-up dann in einer zweiten Finanzierungsrunde 140 000 Franken von nunmehr insgesamt 99 Investoren – auch wieder mittels Crowdfunding, diesmal jedoch über eine eigene Plattform. Unter den Investoren sind prominente Branchengrössen wie die Doodle-Gründer Myke Näf und Paul E. Sevinç oder Students.ch-Gründer Adrian Bührer zu finden.
Ziel: 100 000 Nutzer Ende 2013
Geld verdient Stablish.me, wie bei vielen Online-Communitys üblich, mit den Unternehmen. Diese können Suchanfragen in Auftrag geben und bezahlen für Leads, das heisst für passgenaue Kandidaten-Vorschläge. Dieses Prinzip ist vergleichbar mit jenem von professionellen Headhuntern. Ausserdem ermöglicht Stablish.me den Firmen, dass sie gegen Bezahlung eigene Badges kreieren können: "Firmen können bei uns Badges in Auftrag geben und diese dann für das Employer Branding nutzen. Institutionen können zudem ihre Absolventen von Lehrgängen mit Zertifikaten auszeichnen", präzisiert Escher.
Bezüglich Nutzerzahlen wollen die Gründer bis Ende 2013 die 100 000er-Grenze, ein Jahr später dann die Millionenmarke knacken. Im Moment sind es 3800 Nutzer. Klar ist laut Escher dabei auch: Stablish.me muss schon relativ bald rentieren. Den Break-even müssen sie spätestens in eineinhalb Jahren erreichen. Stablish.me ist bei Host Europe auf virtuellen Servern gehostet. Künftig soll die Lösung in der Cloud laufen. Dem Datenschutz wollen die Unternehmer dabei gezielt Sorge tragen: "Das Wichtigste ist es, transparent zu sagen, was wir machen", sagt Zünd. Zudem sei es sehr einfach, den Account zu löschen. Das schaffe Vertrauen. Weiter könnten Nutzer ihr Profil von Public auf Private stellen.
Vorerst wollen Escher und Zünd naturgemäss IT- und Social-Media-affine Unternehmen als Kunden gewinnen. "Wir haben auch bei Banken angeklopft. Die sagten jedoch, dass es einen zu grossen kulturellen Wandel erfordern würde, so eine Lösung einzuführen", ergänzt Escher. Als eines der nächsten Projekte wollen die Unternehmer eine dritte Finanzierungsrunde organisieren. Mit den zusätzlichen Mitteln wollen sie dann in Marketingaktivitäten investieren sowie intern weitere Entwickler anstellen. Bisher haben sie diese im Nearshoring-Modell nach Budapest ausgelagert. Ebenfalls auf dem Plan steht etwa die Realisierung weiterer Sprachversionen neben Englisch, darunter als Erstes eine deutschsprachige Version.

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