"Wir haben herausgefunden, dass die Gäste es einfach haben wollen"
In Bern findet heute die ICT-Networking-Party 2012 statt. Zehn Jahre hat ICT-Urgestein Fritz Sutter diese organisiert. Nun übergibt er an Vania Kohli, die unter anderem als Geschäftsführerin des Asut amtet. Aus diesem Anlass gaben die beiden der Netzwoche ein launiges Interview.

Herr Sutter, Sie haben vor zehn Jahren die erste ICT-Networking-Party organisiert – wie kam es dazu?
Sutter: Angefangen hat es mit meinem Abschiedsabend bei der Swisscom vor zehn Jahren. Damals hatte ich alle eingeladen, mit denen ich innerhalb und ausserhalb des Unternehmens während meiner sieben Jahre dort zu tun hatte. So kamen am Ende rund 350 Personen zusammen. Meine Frau und ich hatten den Anlass – wie alle weiteren auch – gemeinsam organisiert. Wir mieteten den Kursaal und nannten den Abend Picknick-Party. Picknick deshalb, weil die Gäste aufgefordert waren, ihr Essen selbst mitzubringen. Ich musste den Abend ja selbst bezahlen ...
Da hatte der Betreiber des Kursaals sicher Freude ...
Sutter: Die wollten uns anfangs gar keinen Raum anbieten, weil sie fanden, sie seien ein gutes Haus. Ganz so schlimm lief es für sie dann doch nicht. Wir entschieden, dass es Gschwellti geben sollte, und die konnte der Kursaal machen. Für den Rest aber sorgten die Gäste. Wie auch immer, der Abend wurde sehr lustig, unter anderem auch, weil einige prominente Personen einen Sketch aufführten. Schon während der Party fanden dann einige Gäste, man solle das doch jedes Jahr veranstalten. Dann sagte ich, okay, ich mache das, aber ich bezahle es künftig nicht mehr selbst. So ist der Anlass entstanden. Und seither organisieren meine Frau und ich als Dream-Team diese Anlässe von A bis Z – mehr oder weniger alleine.
Und wie kam ICT-Switzerland dazu?
Sutter: Ich habe bereits für die zweite Party einen Patronatsverband gesucht. Gefunden habe ich damals eben ICT-Switzerland. Seit einigen Jahren sind auch Asut und die parlamentarisch-wirtschaftliche Initiative E-Power im Patronat. Und inzwischen sind jedes Jahr etwa 100 Gäste mehr gekommen. Am 26. Januar werden es 1400 sein.
Hatten Sie nicht letztes Jahr gesagt, mit den damaligen 1200 Gästen sei der Saal nun definitiv voll?
Sutter: Ja, das war der Kursaal. Der wird aber gerade umgebaut und deshalb haben wir den Anlass dieses Jahr ins Stade de Suisse verlegt. Dort bringen wir 1400 unter. Es gibt aber trotzdem noch eine Warteliste von Firmen, denen wir leider keinen Platz mehr anbieten konnten.
Wie haben sich die Anlässe mit der Zeit verändert?
Sutter: Eigentlich haben seit dem zweiten Mal alle dasselbe Format. Das Typische daran ist sicher, dass Selbstbedienung gilt – das haben wir seit dem ersten Anlass beibehalten. Dann gibt es immer zwei Kurzreferate, eines aus der Wirtschaft und ein etwas spezielleres, so quasi für die Allgemeinbildung. Ab acht Uhr tritt ein Humorist auf. Und: Es gibt immer sehr einfaches Essen, mal Pasta, mal Suppe und so weiter. Diesen Januar wird es Beinschinken mit Kartoffelsalat sein – simpel. Wir haben herausgefunden, dass die Gäste es gerne einfach haben wollen, das scheint irgendwie zu verbinden.
Hat sich die Art der Gäste auch nicht verändert?
Sutter: Es waren immer Menschen aus der ICT-Branche, aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und Medien. Wer einmal dabei war, wollte mit wenigen Ausnahmen das nächste Mal wieder kommen. Und die, die als Gäste von Gästen dabei waren, wollten dann einen eigenen Tisch. So wurden es Jahr für Jahr mehr, obwohl wir keine Werbung machen.
Was waren die bisherigen Höhepunkte an diesen Partys?
Sutter: Da fällt mir sofort einer unserer Gastreferenten vom letzten Jahr ein. Es war der ehemalige Leiter des Zürcher Kammerorchesters Howard Griffiths. Er hat am Schluss seines Referats die 1200 Anwesenden tatsächlich dazu gebracht, unter seiner Leitung einem Gast ein Geburtstagsständchen zu singen. Witzig war auch die Physikprofessorin Kathrin Altwegg. Sie hat den Gästen in memorabler Art und Weise erklärt, dass die Menschheit – kosmologisch gesehen – nicht mehr als ein Wimpernschlag der Natur sei. Und deshalb solle man sich doch bitte nicht so wichtig nehmen.
Kohli: Mir ist noch besonders in Erinnerung, wie Birgit Steinegger einmal mit ihrem gelben Elektromobil mit blauen Punkten mitten in die Arena gefahren ist.
Und gab es irgendetwas, das zünftig schiefgelaufen ist in dieser Zeit?
Sutter: Eigentlich nicht. Nicht ganz nach meinen Vorstellungen gelaufen ist vielleicht das Streitgespräch zwischen dem emeritierten Professor Walter Wittmann und dem ehemaligen SP-Präsidenten Peter Bodenmann. Es ging damals ums Thema Regulierung im Telekommarkt und das Pech war, dass beide der gleichen Meinung waren. Sie waren beide für mehr Regulierung. Was dabei herauskam, war weniger spannend, als ich es mir vorgestellt hatte. Deshalb gibt es seither keine Streitgespräche mehr.
Haben Sie eine Vorstellung, was diese Party in den letzten Jahren bewirkt haben könnte?
Sutter: Nein. Das Einzige, das ich weiss: Es haben sich dort Menschen kennengelernt, die sonst vielleicht nicht so rasch zusammengefunden hätten. Das hängt grösstenteils mit einem unserer Markenzeichen zusammen, nämlich den Warteschlangen vor den Essenstöpfen und beim Biergarten. Dort beginnen die Leute automatisch, miteinander zu reden. Ich vermute auch, dass vor allem die Gäste aus den KMUs schätzen, wenn sie in diesem Rahmen mit ihren Pendants aus Grossfirmen, Politik und Behörden zusammenkommen können. Grundsätzlich ist die Party – Omen est Nomen – ein ausgesprochener Networking-Anlass.
Wie gross ist denn der Anteil an KMU-Gästen?
Sutter: Ich schätze, der Anteil beläuft sich auf ungefähr 90 Prozent. Insofern bilden wir die Schweizer Wirtschaftsstruktur gut ab.
Warum hört Fritz Sutter nach der zehnten Party auf?
Sutter: Das habe ich mir schon vor einem Jahr vorgenommen. Es ist einfach: Ich werde bald 71 und irgendwann muss man aufhören. Zehn Jahre sind genug, und der Zeitpunkt ist jetzt eigentlich wunderbar.
Sie haben also keine neuen grossartigen Projekte, die Ihnen die Zeit wegfressen?
Sutter: (Lacht) Mit 71 geht man ja schon in den vierten Lebensabschnitt über. Braucht man da noch grossartige Projekte?
Kohli: Der eigentliche Grund dürfte sein, dass Fritz Sutter und seine Frau die Party künftig lieber unbeschwert als Gäste geniessen möchten, als sich wochenlang dafür abzurackern. Wir haben ihnen nämlich ein lebenslanges Teilnahmerecht eingeräumt.
Sutter: Ich werde bestimmt noch ein paar Jahre hingehen, aber irgendwann ist dann Ende der Fahnenstange. Kohli: So rasch wird das wohl nicht gehen. Wir werden ihm immer einen Tisch im Parterre zuteilen, dann kann er mit dem Rollator reinrollen (lacht laut).
Sutter: Normalerweise nennt man das auf der Bahre hineintragen ...
Ab nächstem Jahr übernehmen Sie, Frau Kohli. Wie kommt eine Fürsprecherin dazu, den grössten Anlass der Schweizer ICT-Branche zu organisieren?
Kohli: Die Fürsprecherin war fünf Jahre im Generalsekretariat des Uvek zu Zeiten von Moritz Leuenberger. Dort hat sie unter anderem das Bakom kennengelernt. Ausserdem hat sie schon immer eine Affinität zur IT und zur Telekom. Im Ernst: Ich hatte schon mit 22 meinen ersten riesigen IBM-PC, und auf dem habe ich auch programmiert. Seit 1999 bin ich Geschäftsführerin des Asut. Dort betreibt man nicht nur Juristerei, sondern organisiert auch Seminare. Logischerweise kamen dann Anlässe für ICT-Switzerland hinzu, die sich notabene auch nicht durch Winzigkeit auszeichnen. Schliesslich habe ich Fritz Sutter schon immer bei seinen Partys unterstützt und ich habe das immer sehr gerne gemacht. Wir ticken ähnlich und so weit ist es also logisch, dass ich die Partys von ihm übernehme.
Sutter: Und sie kennt ohnehin schon die ganze Branche und die Branche sie. Vor allem aber: Sie ist ein ausgesprochenes Organisationstalent und sehr kommunikativ. Kommt dazu, dass sie in ihrer Advokatur ein eingespieltes Backoffice besitzt.
Kohli: Mir kam es aber sehr gelegen, dass er die Party nicht schon letztes Jahr abgeben wollte. Ich bin ja noch bis Mitte Januar 2012 Stadtratspräsidentin von Bern und wäre mit beiden Aufgaben wohl etwas überlastet gewesen.
Haben Sie schon konkrete Vorstellungen, wie Sie die Party in Zukunft weiterentwickeln wollen?
Kohli: Sicher: Never change a winning team! Ich werde das Konzept bestimmt nicht ändern. Die Party wird genau in dieser Form weitergeführt.
Das heisst also: jedes Jahr mit dreihundert Gästen mehr?
Kohli: Ja, wir werden wohl irgendwann ins Stadion umziehen müssen und die Party deshalb in den Sommer verlegen. Nein: Wir werden sehen, ob den Gästen und uns das Lokal im Stade de Suisse gefällt. Wenn nicht, werden wir wahrscheinlich wieder in den Kursaal zurückgehen. Dort gibt es nach dem Umbau mit dem neuen Foyer vielleicht auch etwas mehr Platz. Wenn nicht, werden wir die Gästezahl künftig eben beschränken müssen.
Gibt es etwas Spezielles an der nächsten Party?
Kohli: Ja, es wird etwas Spezielles geben, aber das verrate ich jetzt nicht. Lassen Sie sich überraschen!
Sutter: Von meiner Seite kann ich vielleicht verraten, dass ich zum Schluss das Team vorstellen werde, das mich die letzten zehn Jahre bei den letzten Vorbereitungen unterstützt hat. Es besteht übrigens nach dieser langen Zeit noch immer aus genau denselben Leuten. Das ist auch eine schöne Sache.
Was tut Fritz Sutter künftig im Dezember und Januar, wenn er keine Party mehr organisiert?
Sutter: Ich werde in dieser Zeit wahrscheinlich Langlaufen oder Skitouren machen und mich auf die Party freuen. Und wenn es keinen Schnee haben sollte, werde ich mit meiner Frau in den Süden reisen.
Kohli: Und er wird weiter die Branche aufmischen ...
Sutter: Ja, wahrscheinlich wird es mir nicht langweilig.

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