"Silicon City"

Zürich hostet ICSE

Uhr | Aktualisiert

Zürich soll zur "Silicon City" der Schweiz werden. Einige Dinge fehlen aber noch, beispielsweise ein öffentliches WLAN-Netz in Zügen, findet Patrick Warnking, Chef von Google Schweiz.

Zürich soll zur "Silicon City" der Schweiz werden. Dies war das Thema eines Informationsanlasses von gestern Donnerstag in Zürich. Eines der Hauptthemen an der Veranstaltung war die 34th International Conference on Software Engineering (ICSE 2012), die nächste Woche in Zürich stattfindet. Unter der Leitung von Martin Glinz vom Institut für Informatik der Universität Zürich nehmen über 1200 Fachleute aus der ganzen Welt an der Hauptkonferenz im Zürcher Kongresshaus oder einer ihrer Begleitveranstaltungen an der Uni Irchel teil.

Die Teilnehmer haben die Auswahl aus insgesamt mehreren hundert Referaten. Daneben soll die Konferenz auch ein Ort für Diskussionen, den Austausch von Ideen und Erfahrungen sowie die Pflege von Netzwerken sein. Die Softwareschmiede Adnovum unterstützt die ICSE 2012 als Unternehmenssponsor. Sie war es auch, die gestern zum Informationsanlass im "Clouds" eingeladen hat.

Zum ersten Mal in der Schweiz

Es ist das erste Mal, dass die ICSE in die Schweiz kommt. "Dass die Konferenz in Zürich stattfindet, unterstreicht die Wichtigkeit dieser Stadt als ICT-Standort", sagte Glinz. "2006 hat sie in Shanghai stattgefunden, dann in Minneapolis, Vancouver und Kapstadt. Und 2013 wird sie in San Francisco sein."

Auch andere Referenten unterstrichen die Bedeutung von Zürich als ICT-Standort. "Der Ausbau und die internationale Positionierung des ICT-Standorts Zürich sind Ziel des Legislaturschwerpunktes des Zürcher Stadtrates", sagte beispielsweise der Zürcher Finanzvorstand und Stadtrat Martin Vollenwyder. Um dieses Ziel zu erreichen, sei es notwendig, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden in verschiedene Projekte investierten, insbesondere in die Rekrutierung von Fachkräften. Zürich sei vernetzt, gut erreichbar und eine wichtige "Brutstätte" für Innovationen.

Auch Patrick Warnking, Country Director für Google Schweiz wies darauf hin, dass Zürich Googles grösster Entwicklungsstandort ausserhalb der USA ist. "In der Schweiz entwickeln die rund 800 Mitarbeitenden Online-Dienste für die ganze Welt."

Rolle der Medien

Ein überraschendes Fazit formulierten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Nicht nur dem ICT-Standort Zürich, auch den IT-Medien stehen blühende Zeiten bevor. So etwa meinte Rudolf Minsch, Chefökonom vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, dass in den Medien wie über andere Branchen auch viel mehr über die IT-Branche berichtet werden müsse. Der IT-Journalismus könne ein wichtiger Faktor für fast alles sein: grössere Frauenanteile in der IT-Ausbildung, gute Standortvorteile, höhere Steuersubstrate und ganz generell eine bessere Welt.

Auch Moderator Reto Lipp attestierte, dass in den Medien mehr und kompetenter über ICT berichtet werden müsse. Nur Stadtrat Vollenwyder warnte vor allzu grosser Medienpräsenz: die vielen Schlagzeilen die etwa die Bankenbranche produziert, hätten vor allem einen negativen Hintergrund.

Google äussert Wünsche an die Stadt Zürich

In einem kurzen Werbefilm erläuterte Urs Hölzle, Schweizer Google-Mitarbeiter Nummer 8, welche Vorteile den Standort Zürich zum wichtigsten und grössten Forschungsplatz des mächtigen Suchmaschinenkonzerns ausserhalb der USA werden liessen: Zugang zu universitärem Brain, gute Infrastrukturen und Verkehrsanbindungen und hohe Lebensqualität.

Trotz diesen Standortvorteilen hatte Patrick Warnking, Chef von Google Schweiz, noch einige Wünsche an Zürichs Finanzchef, Stadtrat Martin Vollenwyder. Anders als in vielen anderen Ländern und Grossstädten seien in Zürich das Mobilfunknetz der nächsten Generation (4G) und die Bandbreiten noch nicht so gut ausgebaut. Das Gleiche gelte auch für den WLAN-Zugang in den Zügen. Mit dem Anspruch "Silicon City" zu sein, sollte sich Zürich bei den entsprechenden Stellen in Politik und Infrastruktur dafür einsetzen, hier schnell Abhilfe zu schaffen. Zudem wünscht sich der Länderchef die noch bessere Verankerung von IT- und Medienkompetenz auf allen schulischen Ebenen sowie einen Cluster-gerechten Zugang zu ausländischen Arbeitskräften.

Daraufhin antwortet Stadtrat Vollenwyder mit Genugtuung, dass er gemeinsam mit dem Finanzchef des Kantons demnächst mit den beiden Bundesräten Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann zu genau diesen Themen ein Gespräch haben werde.