Korruptionsfälle bei IT-Vergaben

Neue Enthüllungen in der Seco-Affäre

Uhr | Aktualisiert

Die Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Der Bund" enthüllen weitere Details zum mutmasslichen IT-Korruptionsfall beim Seco. Die involvierten Kaderangestellten der Firma Fritz & Macziol haben anscheinend auch den Hardware-Hersteller IBM betrogen und Revisoren überlistet.

Die Korruptionsaffäre beim Seco ist um ein Kapitel reicher. In den letzten Wochen waren bereits verschiedene Aspekte zum Korruptionsfall beim Staatssekretariat für Wirtschaft von den Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Der Bund" der Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. Beispielsweise, dass Hardware dank abgesprochenen IT-Geschäften zwischen Kadern der Firma Fritz & Macziol (F&M) und einem mutmasslich korrupten Seco-Beamten überteuert verkauft werden konnte.

Des Weiteren wurden nie erbrachte Dienstleistungen in Rechnung gestellt und der Server-Liferant IBM wurde durch die Nicht-Weitergabe von Hersteller-Rabatten betrogen. Die überhöhten Margen steckten die involvierten Mitarbeiter in die eigene Tasche.

Revisoren überlistet

Letzten Samstag wurde nun bekannt, dass diese überhöhten Margen auch Mitarbeitern von KPMG, dem Revisor von F&M, auffielen. Als sie die Jahresrechnung der F&M prüften, merkten sie, dass etwas "faul" war.

Per E-Mail erkundigte sich ein Mitarbeiter von KPMG daher zwei aufeinanderfolgende Jahre danach, wie genau diese Margen zustande gekommen seien. Allerdings liess er sich jeweils beschwichtigen und verfolgte die Sache nicht weiter, berichtet "Der Bund".

Audit von IBM ebenfalls folgenlos

Auch die Server-Hersteller-Firma IBM versuchte mittels Audits herauszufinden, ob die Geschäfte von F&M korrekt abgewickelt worden waren. Wie sich nun zeigte, wurde den entsprechenden Kadermitgliedern von F&M bei IMB zwar misstraut, trotzdem überstanden sie die Audits unbeschadet.

Nicht nur seitens der Privatwirtschaft, auch in der Chefetage des Seco merkte man anscheinend, dass wohl etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Der inzwischen zurückgetretene Dominique Babey ordnete daher eine spezielle Untersuchung an, die jedoch nur zum Schluss kam, dass "Einsparungen möglich seien". F&M blieb der grösste Auftragnehmer des mutmasslich korrupten Seco-Abteilungsleiters, der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt. Zuletzt erhielt die Firma im Oktober 2013 Aufträge im Wert von 7,7 Millionen Franken.

F&M-Kader bestehlen auch Firma selbst

"Der Bund" berichtet ausserdem, dass nicht nur Seco und IBM betrogen wurden. Laut der Zeitung gibt es drei Spuren, die darauf hinweisen, dass die F&M-Kadermitarbeiter auch F&M selbst bestahlen. So liessen sie die Firma ominöse Rechnungen bezahlen: Zum Beispiel eine über 130'000 Franken für "Diverse Aktivitäten, Events, Werbung an Motorsportaktivitäten etc".

F&M wollte sich gegenüber der Zeitung "Der Bund" anscheinend nicht zu den neuen Vorwürfen äussern.

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