Protest deutschsprachiger Autoren

"Amazon trägt den Konflikt auf dem Rücken der Autoren aus"

Uhr | Aktualisiert

Deutschsprachige Autoren protestieren derzeit gegen die Geschäftspraktiken Amazons. Die Redaktion sprach mit Autor und Journalist René Zeyer aus Zürich, der den Protest unterstützt.

Zurzeit übt eine Gruppe deutschsprachiger Autoren scharfe Kritik an den Geschäftspraktiken des Onlinehandelskonzerns Amazon. In einem Protestbrief werfen die Schriftsteller dem Unternehmen vor, Bücher gegenüber Verlagen als Druckmittel für Rabatte zu verwenden. Amazon greife dabei die Autoren direkt an, zum Beispiel indem ihre Bücher boykottiert oder verlangsamt ausgeliefert werden, um damit die entsprechenden Verlage zu zwingen, in für Amazon vorteilhafte Vertragsbedingungen einzuwilligen.

Unter den Unterzeichnern des Protestbriefs befinden sich auch Namen aus der Schweiz. So zum Beispiel derjenige von René Zeyer, langjähriger Kuba-Korrespondent der NZZ mit Sitz in Havanna und Autor mehrerer Bücher. Auf Anfrage erklärte er, dass er es für einen Skandal halte, dass Amazon den Konflikt auf dem Rücken der Autoren austrage. "Der Onlinehändler nimmt die betroffenen Bücher aus seinen Empfehlungslisten heraus, über die gerade junge Autoren ihre Bekanntheit steigern können. Aufgrund Amazons nahezu monopolartiger Stellung trifft dieses Vorgehen die Schriftsteller ins Mark."

Zeyer betont, dass es grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden gebe, dass der Konflikt zwischen Amazon und der betroffenen Bonnier-Verlagsgruppe mit harten Bandagen geführt werde. Allerdings gelte: "Die Autoren tragen an diesem Geschäftskonflikt keine Schuld. Amazon nützt hier seine Macht als Unternehmen mit hohem Marktanteil aus." Nebst Zeyer haben auch Autoren wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek oder Enthüllungsjournalist Günter Wallraff den Protestbrief unterschrieben.

Proteste begannen in den USA

Begonnen hatten die Proteste ursprünglich in den USA, wo mehrere hundert Autoren, darunter Stephen King und John Grisham, mit einem offenen Brief gegen Amazon protestiert hatten. Die Vorwürfe waren dieselben wie im Falle der deutschsprachigen Autoren, allerdings war nicht die Bonnier-Gruppe, sondern der Verlag Hachette betroffen. Amazon verlangsamte die Auslieferung von dessen Büchern und nahm keine Vorbestellungen mehr auf. Der Onlinehändler verteidigt laut verschiedenen Berichten sein Vorgehen mit der Aussage, dass Literatur günstiger werden müsse, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe.

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