Dieser Chip geht unter die Haut
Deady Leeman, Inhaber eines Tattoo-Studios in Zürich-Oerlikon, hat sich einen Microchip in die Haut implantieren lassen. Damit kann er beispielsweise sein Handy entsperren. Die Chip-Implantation gibt es nun auch als Dienstleistung.


Die Idee, sich einen Microchip implantieren zu lassen, hatte er schon lange, wie Deady Leeman, Inhaber des Tattoo-Studios Mitico Bodycult in Zürich, im Gespräch erzählt. Er habe sich aber erst richtig damit beschäftigt, weil eine Kollegin von ihm wissen wollte, ob die Prozedur mit Schmerzen verbunden ist. Dies, da sie sich beim Tierschutzverein Arche Noah Schweiz engagiert und Hunde heutzutage ja alle per Gesetz gechippt werden müssen.
"Ich habe dann allerdings gemerkt, dass man mit den Chips, die man den Tieren einsetzt, nicht wirklich viel tun kann. So bin ich auf die Idee gekommen, nach einem Chip im NFC-Frequenzbereich zu suchen", erklärt Leeman. Letztlich stiess er auf einen Hersteller in Asien, der den Chip für ihn produzierte . "Er wies uns aber darauf hin, dass man testen müsse, wie gut die Reichweite dann wirklich sein würde, sobald sich der Chip unter der Haut befindet."
Speicherkapazität von 240 Byte
Leeman testete drei bis vier Chips und entschloss sich schliesslich für einen Chip mit einer Speicherkapazität von 240 Byte, der von Bioglas umgeben ist, damit der Körper ihn nicht abstösst. Es gebe auch einen grösseren Chip mit einer Kapazität von 800 Byte, aber der habe eine etwas kleinere Reichweite, so Leeman.
Spüren tue er den Chip nicht, ausser, er spanne wirklich die Haut an. Stören tue er ihn auch nicht. Abgesehen davon sei es nicht schmerzhaft, den Chip implantieren zu lassen. "Mein Ohrloch piercen zu lassen war schmerzhafter. Allerdings muss ich zugeben, dass ich, als ich den Applikator sah, erst mal leer schlucken musste, denn unsere Piercingnadeln sind in etwa halb so dick." Das einzig Unangenehme am Ganzen sei, wenn der Piercer die Haut zusammenklemme und herauszufinden versuche, wo er den Chip am besten implantieren könne.
Beschreiben und loslegen
Hat man den Chip einmal implantiert, kann man ihn mittels einer App oder einem Schreibgerät beschreiben und mit dem Handy auslesen. "Wir haben unsere App von unserem Hersteller erhalten. Aber andere, ähnliche Apps aus dem Playstore würden sicher auch funktionieren", so Leeman. Das Ganze funktioniere aktuell aber nicht mit einem iPhone, da Apple kein NFC zulasse (was sich eventuell schon heute Abend mit der Ankündigung von Apple ändern könnte).
Leeman hat zusätzlich eine App heruntergeladen, mit der er einen NFC-Tag speichern und so sein Handy sperren und wieder entsperren kann, sobald er mit dem Smartphone über den Chip fährt. Es gebe auch kostenpflichtige Apps, mit denen man eine Abfolge von Aktionen erstellen könne, die das eigene Smartphone ausführen soll, sobald es mit dem Chip in Berührung kommt. So kann es beispielsweise bei der ersten Berührung entsperrt werden, bei der zweiten Berührung eine bestimmte App starten und so weiter. Auch eine elektrische Visitenkarte oder eine URL lasse sich hinterlegen oder ein vordefiniertes SMS verschicken.
Chippen ist ein Teil von Obama Care
Nebst diesen Spielereien gibt es auch rein praktische Anwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise das Speichern der eigenen Blutgruppe oder irgendwelcher Unverträglichkeiten, damit Rettungskräfte in einem Notfall den Chip auslesen könnten, wenn man nicht ansprechbar ist.
Dazu müssen sie natürlich wissen, dass jemand gechippt ist und wo. "Das ist ja ein Teil von Obama-Care. In den USA möchten sie die Menschen eigentlich flächendeckend chippen, damit Rettungskräfte oder Ärzte beispielsweise die Krankenkassennummer auslesen und somit Zugriff auf Personendaten und Krankengeschichte erhalten. Aber da begeben wir uns dann auf eine politische Ebene und der Frage, ob man so etwas darf oder nicht", gibt Leeman zu bedenken.
Bedenken aus dem Umfeld
Genau wegen solcher Diskussionen ist Leemans Idee nicht nur auf positive Resonanz gestossen. "Es gibt Leute, die glauben, mit dem Chip könne man Leute per GPS verfolgen oder was weiss ich noch alles. Dabei vergessen sie, dass das Ding nicht einmal über eine eigene Stromversorgung verfügt.
Der Chip sei einfach ein ganz primitives Speichergerät, das man für irgendwelche Spielereien nutzen könne. Ausserdem funktioniere der Chip wirklich nur, wenn er mit dem Handy direkt über die Stelle fahre, wo der Chip implantiert ist. "Die erforderliche Spannung wird ja über das Smartphone indiziert."
150 Franken
Leemans Frau und seine Kollegin von der Arche Noah haben sich ebenfalls einen Chip implantiert. Seit Ende August bietet er die Dienstleistung nun auch in seinem Tatoo-Studio an. Das Implantieren des Chips kostet 150 Franken. Nach Leemans Aussagen ist er der Einzige, der diese Dienstleistung bisher anbietet. "Ich kenne kein anderes Studio, das eine solche Dienstleistung anbietet. Ich habe mich in der Szene umgehört und auch im Internet gesucht."
Wer sich nicht sicher ist, was er von dieser Spielerei halten soll, kann es ja einfach mal ausprobieren. Der Chip lässt sich laut Leeman jederzeit mit einem einfachen Schnitt mit dem Skalpell wieder entfernen und verwächst dank der Bioglas-Umhüllung auch nicht mit dem Körper.

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