Untersuchung noch nicht abgeschlossen

Revue-Desaster: Logitech muss über die Bücher

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Das Schreckgespenst Revue ist wieder da: Wegen fehlerhafter Rechnungslegungen bei der Bestandsbewertung für die Settop-Box, muss Logitech die Bilanzen für 2011 und 2012 überarbeiten.

Der Hersteller von Peripheriegeräten Logitech muss seine Bilanzen nachbessern. Der Schweizer Anbieter von Computerzubehör hatte Inventar-Werte falsch verbucht. Davon betroffen sind das vierte Geschäftsquartal 2011 und das erste Geschäftsquartal 2012, teilte das Unternehmen mit.

Das operative Einkommen für das vierte Quartal werde nach unten und jenes für das folgende Quartal nach oben korrigiert. Logitech will die genauen Zahlen in seinem Finanzbericht für das Jahr 2014 nachliefern. Grundsätzlich habe die Korrektur aber keine Auswirkungen auf den Saldo oder die Finanzmittel des Unternehmens.

Schuldfrage wird geklärt

Wie es überhaupt zu dem Fehler kommen konnte und wen die Schuld trifft, will das Unternehmen wegen der noch laufenden Untersuchungen der Finanz- und Börsenaufsichten nicht weiter erklären, teilte Sprecher Ben Starkie auf telefonische Anfrage mit.

"Wir tragen als Unternehmen die Verantwortung dafür, dass unsere Finanzkontrolle korrekt arbeitet", betonte Starkie, wohl auch um Finanzchef Vincent Pilette aus der Schusslinie zu nehmen. Dieser kam vor einem Jahr zu Logitech und sei deshalb nicht für das aktuelle Chaos verantwortlich zu machen. Mit Abschluss der seit Frühling dieses Jahres laufenden Prüfungen wolle Logitech ausführlich informieren, kündigte Starkie an.

Revue-Alptraum wirkt nach

Die falsch verbuchten Inventar-Werte betreffen die unglückselige Settop-Box Revue. Ursprünglich hatte Logitech versucht das Video-Angebot Google-TV mit eigenen Settop-Boxen zu vermarkten. Google musste das Projekt aber Anfang 2011 nach Querelen mit US-TV-Anbietern begraben. Logitech stornierte daraufhin zwar weitere Bestellungen der Settop-Box. Dennoch war das Desaster vorprgrammiert.

Logitech hatte zuletzt den Preis für seine Google-TV-Set-Top-Box von 249 US-Dollar auf 99 Dollar gesenkt. Die Verkäufe sollten auf diese Weise angekurbelt und so Umsatz und Gewinn nach oben getrieben werden. Heraus kam ein Verlustgeschäft in Höhe von 34 Millionen Dollar, dass "signifikante Auswirkungen" auf die Bilanz hatte: Logitech musste im ersten Quartal des Finanzjahres 2012 einen Verlust von 30 Millionen Dollar hinnehmen. Dies führte wiederum zum Karriereende des damaligen Logitech-CEO Gerald Quindlen.

Sein Vorgänger Guerrini de Luca übernahm daraufhin interimistisch. Gegenüber Analysten bezeichnete er das Revue-Abenteuer als gigantischen Fehler, der Logitech im EMEA-Raum fast 100 Milionen Dollar gekostet hätte. Die Schuld suchte er bei Google und seiner angeblich unfertigen Software. De Luca betonte, dass Logitech mit dieser Tragödie zumindest für das Erste abgeschlossen habe. Nun ist das Schreckgespenst Revue wieder da. Und diesmal liegt die Schuld nicht bei Google.