Internet of Things

"Google hat reelle Chancen, die Akzeptanz des Internet of Things zu fördern"

Uhr | Aktualisiert
von Autor: Yannick Chavanne / Übersetzung: Janine Aegerter

Google lancierte kürzlich das Forschungsprojekt "Physical Web". Dominique Guinard, Mitbegründer und CTO des Start-ups Evrythng spricht im Interview über die Vor- und Nachteile des Google-Ansatzes.

Dominique Guinard ist Mitbegründer und CTO des Start-ups Evrythng, das sich auf das Internet der Dinge spezialisiert hat. (Quelle: Evrythng)
Dominique Guinard ist Mitbegründer und CTO des Start-ups Evrythng, das sich auf das Internet der Dinge spezialisiert hat. (Quelle: Evrythng)

Herr Guinard, welche Interessen verfolgt Ihrer Meinung nach Google mit dem Projekt "Physical Web"?

Es ist ein interessantes Projekt, wenn auch nicht wirklich innovativ. Die Idee, eine URL für jedes physische  Objekt zur Verfügung zu stellen, ist der erste Schritt zum Internet of Things. Mehrere Forscher, darunter auch ich, hatten diese Idee bereits 2007 und sie wird derzeit auch von verschiedenen  Unternehmen, unter anderem Evrythng, umgesetzt. Vor allem zwei Aspekte machen aber das Projekt  "Physical Web" interessant. Erstens, weil Google es lanciert. Denn Google hat wegen seiner Schlüsselposition am Markt reelle Chancen, die Idee des Internet of Things zu treiben und zu seine Akzeptanz zu fördern. Zweitens bietet  Google die Möglichkeit, URLs automatisch via Bluetooth Smart, also BLE Beacons, zu verteilen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, denn es ist keine Nutzerinteraktion mehr notwendig, um eine URL zu generieren, ganz anders als bei einem QR-Code, beispielsweise. So könnte man eine URL eines Objekts erhalten, indem man auf einem Smartphone danach sucht.  Dies ist zwar auch kein neues Konzept, aber Google hat die Möglichkeit, es direkt und ohne Umwege in Android zu  integrieren.

Was sind Ihrer Meinung nach die Vor­- und Nachteile des Ansatzes von Google?

Der grosse Vorteil daran ist die Integration von Objekten ins Web. Dies ermöglicht den Zugriff auf Objekte über einen Browser, beispielsweise. Damit können Webanwendungen direkt mit den Ressourcen der physischen Welt entwickelt werden. Der Hauptnachteil der Google-Ansatzes jedoch ist, dass jedes Objekt einen BLE-Beacon benötigt, damit es den umliegenden Mobiltelefonen seine URL mitteilen kann. Da die Kosten für diese Beacons immer noch relativ hoch sind, könnte der Einsatz dieser Technologie verlangsamt werden.

Bei Evrythng setzen Sie auf QR-Codes, NFC oder RFID. Könnte das Physical Web, das auf URLs basiert, mit Ihrer Technologie funktionieren?

Es stimmt, wir arbeiten mit QR-Codes, NFC oder RFID, aber alle diese Tags enthalten eine URL, und das seit der Gründung des Unternehmens vor drei Jahren. Die Idee einer URL für jedes Objekt ist das Herzstücks des Internet of Things und somit auch das von Evrythng. Daher ist "Physical Web" auch mit unserem Ansatz kompatibel. Der Grund, warum wir derzeit mehr mit QR-Codes denn BLE-Beacons arbeiten, sind vor allem die derzeit noch hohen Kosten und die Tatsache, dass sie durch native Apps unterstützt werden müssen. Diese beiden Dinge könnten sich jedoch sehr schnell ändern.