Was Kunden wollen

"Eine Ausschreibung bietet transparente Spielregeln"

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Urs Püntener leitet den Bereich Informatik bei der Rhätischen Bahn. Nach drei Jahren, in denen er und sein Team die IT modernisiert haben, gibt es die nächste Baustelle: die Integration der Informatik des schweize­rischen ÖVs. Hierfür setzt Püntener auch auf Dienstleister. Solange diese sich an offizielle Ausschreibungen halten.

Urs Püntener, Leiter Informatik bei der Rhätischen Bahn. (Quelle: Rhätische Bahn)
Urs Püntener, Leiter Informatik bei der Rhätischen Bahn. (Quelle: Rhätische Bahn)

Können Sie kurz umschreiben, was Ihre tägliche Arbeit beinhaltet und wo Sie mit IT-Dienstleistern beziehungsweise Serviceanbietern in Berührung kommen?

Urs Püntener: das Spezielle bei der Rhätischen Bahn sind die vielen verschiedenen Facetten unserer Arbeit. Neben dem klassischen "Produzieren" von Bahnkilometern im Zug unterhalten wir auch Hoch- und Tiefbauprojekte, wie etwa den momentanen Bau des Albulatunnels. Hinzu kommen die industrielle Fertigung und Wartung von Rollmaterial, die klassische Immobilienverwaltung sowie der Verkauf von Bahn- und touristischen Leistungen. All dies sind auch Themen unserer Informatik. Als Informatikteam der Rhätischen Bahn sind meine Mitarbeiter und ich in drei verschiedenen Prozessbereichen tätig: der strategischen Informatikplanung, der taktischen Umsetzung derselben und der operativen Durchführung des Informatikbetriebs. Es ist für uns zentral, die Prozesse der verschiedenen Einheiten eines Bahnbetriebs stabil, verlässlich, kostengünstig und kundenfreundlich zu planen und umzusetzen. Unsere Informatik ist mit 18 Mitarbeitern aber relativ klein und deshalb eher planend und koordinierend tätig. Entsprechend arbeiten wir viel mit Serviceanbietern zusammen. Wir nennen das selektives Outsourcing.

Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Grundsätzlich wollen wir langfristige Partnerschaften aufbauen und suchen hierfür Anbieter, die auch in schwierigen Situationen als Partner agieren. Das bedingt Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Termin- und Kostentreue. Wichtig ist aber auch, den Mut zu haben, schlechte Lösungen anzusprechen und zu verbessern.

Kaufen Sie die Komponenten, die Sie benötigen, direkt beim Hersteller ein, oder tätigen Sie Ihre Käufe über einen Fachhändler?

Die Rhätische Bahn untersteht der Submis­sionsordnung des Kantons Graubünden. Ausschreibungen zum Beispiel via Simap.ch sind für alle grösseren Beschaffungen zwingend. Somit steht es Herstellern und Fachhändlern frei, sich in jede Beschaffung einzubringen. Vielfach sehe ich bei "Kalt-Akquise" lange Gesichter, wenn ich die Verkäufer über die Submissionsordnung aufklären muss. Ich kann das nur teilweise nachvollziehen, ist doch der Einkauf der Dienstleistungen und Produkte via Submission eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Schliesslich sind falsche Produkte und Services für Anbieter und uns als Kunde immer ein Verlustgeschäft. Es ist also in unser aller Interesse nicht nur günstig, sondern auch richtig, einzukaufen. Eine offizielle Ausschreibung bietet nachvollziehbare, kon­trollierbare und transparente Spielregeln.

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?

Betrachte ich unser Budget, so würde ich sagen, dass wir aktuell rund 70 Prozent unserer IT ausgelagert haben. Geht man von den drei klassischen Säulen der Informatik aus – Rechenzentrum, Netzwerk und Applikation –, so haben sich mehrere Schwerpunkte herauskristallisiert: Betrieb und Wartung von Applikationen sind fast zu 100 Prozent ausgelagert. Beim Netzwerk – wir besitzen als Bahn eigene Glasfaserinfrastrukturen zu fast jedem Standort – hat sich eine Mischform von Eigenbetrieb und Service durch Dritte eingespielt. Das Rechenzentrum betreiben wir hingegen weitestgehend selbst. Damit wir aber unsere strategischen Ziele erreichen können, setzen wir nicht auf einen Anbieter für alles, sondern differenzieren sehr stark.

Was würden Sie nie outsourcen?

Als Bahn müssen wir eigene Rechenzentren und das passende Netzwerk dazu betreiben, allein schon wegen der Stellwerke. Anbietern fällt es schwer, uns für den Rechenzentrumsbetrieb Offerten zu stellen, die finanziell günstiger sind als wir. Die Hardware ist hier nur ein kleiner Kostenfaktor, der schnell durch Netzwerk- und Mietkosten übertroffen werden kann. Aber ich sage niemals nie.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im ­Bereich IT für Sie werden, und wie kann Sie der Handel dabei unterstützen?

In den vergangenen drei Jahren haben wir unsere Infrastruktur sanft renoviert und ein umfassendes Mobilitätskonzept für alle Informatikbelange der Rhätischen Bahn umgesetzt. Für die kommenden drei Jahre planen wir, unsere Applikationslandschaft zu konsolidieren, und werden insbesondere daran arbeiten, die Informatikmittel des gesamten schweizerischen ÖVs zu integrieren. Wir hoffen natürlich, dass auch weiterhin bei unseren Submissionen viele Anbieter ihre Lösungsan­sätze darlegen werden, und sind überzeugt, dass weiterhin eine sehr gute Qualität zu günstigen Preisen auf dem Markt Erfolg haben wird.