Best of Swiss Apps

Eine grosse Bandbreite bei der Qualität

Uhr | Aktualisiert
von Janine Aegerter

Wie beurteilen die Jurypräsidenten der zehn verschiedenen Kategorien die Qualität der eingereichten Projekte und die Schweizer App-Entwicklerszene im Allgemeinen? Hier eine kleine Zusammenfassung der verschiedenen Aussagen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Wer räumt heute Abend die Siegerpokale ab? (Quelle: BOSA)
Wer räumt heute Abend die Siegerpokale ab? (Quelle: BOSA)

Heute Abend werden die besten Schweizer Apps an der Best of Swiss Apps Award Night gekürt. Die Netzwoche hat vorgängig die zehn Jurypräsidenten gebeten, ihre Einschätzung zu den Projekten einer Kategorie sowie zur Professionalität der App-Anbieter in der Schweiz kundzutun.

Wie bei vielen Webprojekten gebe es auch bei den Apps eine gewisse Korrelation zwischen Budget und Resultaten, sagte beispielsweise der Jurypräsident der Kategorie Productivity, Joachim Hagger: «Wegen des kleinen Heimmarkts sind viele Budgets für Apps noch im fünfstelligen oder tiefen sechsstelligen Bereich. Das reicht nicht weit, zumal eine App- Entwicklung nicht eine einmalige Sache ist, sondern eine konstante Weiterentwicklung braucht.» Auch treibe die Plattformen-Vielfalt die Kosten in die Höhe.

App-Entwickler holen auf

In der Kategorie Games bewertete Jurypräsident Reto Senn die Qualität der eingereichten Projekte als «sehr hoch». Man merke, dass an einigen Projekten mit viel Enthusiasmus gearbeitet wurde. Ivan Kellenberger, Jurypräsident der Kategorie Enterprise, gab zur Qualität der eingereichten Projekte zu bedenken, dass die Kategorie Enterprise kein Sammelgefäss für «kleine Spass-Apps» sei. Die eingereichten Projekte hätten oft eine lange Vorlaufzeit, bedingten grössere Investitionen und allenfalls gar Umstellungen an zentralen Businessprozessen der auftraggebenden Unternehmen.

Die Anzahl der eingereichten Projekte in dieser Kategorie sei daher noch überschaubar, zudem weise die Qualität der Apps im Sinne der Jury eine grosse Spannweite auf. In der Kategorie Travel lobte Jurypräsident Roland Inderbitzin, dass die App-Entwickler dabei seien, Boden gutzumachen und Nischen zu entdecken, in denen sie sich künftig etablieren könnten. Auf den Lorbeeren ausruhen können sie sich seiner Meinung nach aber nicht: «Hiesige Entwickler sollten der Verlockung widerstehen,erfolgreiche Apps und Konzepte einfach nur zu kopieren. Sie sollten sich stattdessen auf lokale, regionale Anforderungen fokussieren», rät er. Befragt zur Qualität der eingereichten Projekte bemängelte er, dass bei vielen Apps Sinn und Zweck sowie die Zielgruppe nicht immer leicht auszumachen gewesen sei.

Christof Zogg, Jurypräsident der Kategorie Lifestyle, windet den App-Entwicklern in der Schweiz ein Kränzchen: Innerhalb weniger Jahre seien über 100 dedizierte App-Agenturen entstanden. «Während die meisten von ihnen weniger als fünf Mitarbeiter zählen, haben sich bereits einige grössere Dienstleister etabliert, die sehr professionell auftreten.» Daneben böten viele der etablierten Softwaredienstleister und Systemintegratoren auch App-Dienstleistungen an. Rund die Hälfte der Apps in seiner Kategorie hätten ein hohes Qualitätsniveau aufgewiesen. Ein Überflieger-Projekt habe es bisher aber noch nicht gegeben.

Fragezeichen bei der Usability

Olivier Oswald, Jurypräsident der Kategorie News, stellte fest, dass es viele Anbieter gebe, die sich auf eine Plattform, meist iOS, konzentrieren. Anbieter, die sowohl Design als auch die native Programmierung auf mehreren Plattformen beherrschen und für die auch Websites, Facebook-Apps oder App-Vermarktung zum Alltag gehörten, seien hingegen rar gesät. Die Qualität der Projekte überzeugte ihn grössenteils nicht, «selbst solche, die mit einem fetten Budget im Hintergrund umgesetzt wurden». Gerade bei mobilen Apps sei es von immenser Bedeutung, dass Design, Usability und Funktionalität perfekt aufeinander abgestimmt seien. «Oftmals hatte ich den Eindruck, dass bei den eingereichten Projekten der Fokus auf der Funktionalität lag, ein Programmierer sich austoben konnte, dabei die Usability auf der Strecke blieb und am Ende eine unschön anzusehende App herauskam, die man nach dem zweiten Start wieder vom Gerät löscht», so Oswald.