Dossier Mobile Computing

Mobile Apps im Geschäftsumfeld

Uhr | Aktualisiert
von Beat Kiener

Die Tablets sind auf dem Vormarsch – auch für Geschäftsanwendungen, denn Mobilität ist immer mehr gefragt. Die Unternehmen haben die Qual der Wahl. Soll die mobile Applikation das Tablet vorgeben oder sind doch andere Entscheidungskriterien ausschlaggebend?

Beat Kiener, Head of Research und Development, Glaux Soft AG.
Beat Kiener, Head of Research und Development, Glaux Soft AG.

Mobile Anwendungen und Tablets sind nichts Neues. 2001 führte Microsoft den Tablet-PC ein und bereits zehn Jahre zuvor wurde der Stift als ernsthafte Alternative zur Maus angesehen. 1993 präsentierte Apple den Newton, den Vorläufer der heutigen PDAs. Aber erst die intuitive und flüssige Touch-Bedienung der Geräte führte zum Massenerfolg. So ist es heute selbstverständlich, dass eine mobile Anwendung im privaten Bereich mit den Fingern bedient werden kann. Dies wird kurz- bis mittelfristig auch von Geschäftsapplikationen erwartet, denn die Nachfrage dafür steigt. Die zur Umsetzung notwendigen Technologien stehen bereits zur Verfügung, sei es von Apple, Google oder Microsoft. Die Kunst für ISVs (Independent Software Vendor) wie Glaux Soft besteht darin, aus der Vielzahl der Möglichkeiten die optimale und kostengünstigste Technologie auszuwählen.

Prozesse optimieren dank mobiler Lösungen

Viele Geschäftsprozesse laufen auch heute noch papierbasiert ab, was zu Medienbrüchen und damit zu Mehrfacherfassungen von Daten führt. Diese Fehler verursachen unnötige Kosten. Mit dem Einsatz mobiler Anwendungen werden solche Prozesse optimiert. Diese neuen Möglichkeiten bringt Glaux Soft in ihre Projekte ein, als Beispiel sei die Inte­gration einer CRM-Lösung mit Bestellwesen bei einem Kunden genannt. Bei 190 Aussendienstmitarbeitenden wurde der gute alte Bestellblock komplett durch mobile Tablets ersetzt. Nun findet der Bestellablauf elektronisch, ohne Medienbruch, statt. Gleichzeitig wird die Lieferzeit verkürzt und die Verkaufsleitung verfügt über tagesaktuelle Auswertungen sämtlicher Verkäufe des Aussendienstes. Damit kann das Unternehmen sehr schnell auf Trends reagieren und bleibt konkurrenzfähig. Neben der nahtlosen Integration in die Geschäftsprozesse sprechen auch personelle Aspekte für die mobile App: für jüngere Personen wird der Aussendienst wieder interessant, das Unternehmen wird zum attraktiveren Arbeitgeber.

Verwendungszweck ist ausschlaggebend

Welche Geräteklasse am besten für mobile Applikationen geeignet ist, hängt vom Verwendungszweck ab, denn Tablet ist nicht gleich Tablet. In unserem Beispiel für den Aussendienst ist eine Akkulaufzeit von bis zu acht Stunden entscheidend, denn der Bestellprozess darf nicht wegen eines leeren Akkus abrupt beendet werden. Leicht und kompakt soll das Tablet sein, zugleich aber auch robust. Es soll Schutz vor Wasser (oder Kaffee!) bieten und Temperaturschwankungen gut vertragen.
Auch die Anwendung, App genannt, stellt ihre Anforderungen. Das wichtigste Merkmal, oft unterschätzt, ist das Benutzererlebnis. Eine verständliche und flüssige Navigation ist von zentraler Bedeutung. Der Anwender will die gewünschten Informationen ohne grosses Vorwissen auf seinem Endgerät darstellen. Ein weiteres Kriterium ist die Offlineversion einer mobilen Anwendung. Auch wenn kein Internet zur Verfügung steht, soll ein gewisser Datenstamm verfügbar sein. Nicht zu vergessen sind Sicherheitsaspekte, besonders im Geschäftsumfeld gibt es hierzu einiges zu beachten: Was passiert mit den Daten, wenn das Tablet abhandenkommt? Harddisk-Verschlüsselung und Inte­gration in die Active Directory der Firma sind daher ein Muss.
Unsere Unternehmen hatte also bei der Entscheidung diverse Punkte zu berücksichtigen. So sollte ursprünglich das iPad eingesetzt werden, denn dieses ist den Anwendern vertraut und die Bedienung ist einfach und schnell. Hier ist Apple bisher unerreicht. Ausschlaggebend aber waren für die Vergabe des Auftrags weder Tablet noch App, sondern die CRM-Anwendung selbst, in unserem Beispiel evidence von Glaux Soft. Für die Kundin war der gesamte Verkaufsprozess von der Lead-Generierung bis ins After Sales geschäftsbestimmend und relevant, nicht nur die Bestell­eingabe. Da Glaux Soft in erster Linie auf Microsoft-Produkten entwickelt, gestand uns die Kundin zu, die App in einer uns vertrauten Umgebung entstehen zu lassen. Diese Entscheidung wurde mitgeprägt durch die Ankündigung von Windows 8 und dessen Trümpfe bei der App-Entwicklung. Noch aber waren wir gebunden an die doch eher bescheidenen Möglichkeiten von Windows 7. Dieses weist für die Entwicklung von Apps noch einige Lücken auf, die man aber mit dem entsprechenden Aufwand umgehen kann. Entwickelt wurde die App schliesslich mit Visual Studio und Expression Blend, als Technologie war WPF die erste Wahl.

Bedeutung von Windows 8 für ISVs

In Windows 8 soll das Entwickeln von Mobile-Apps wahlweise mit Javascript/HTML, C#/XAML oder C++/XAML/DirectX möglich sein. Dadurch werden wir die Entwicklungsumgebung entsprechend unserem Know-how wählen können. Unser breites WPF- und Silverlight-Know-how wird für unseren Entscheid von grosser Bedeutung sein, denn diese Konzepte fliessen in die neue Windows-Version mit ein. Für Unternehmen bedeutet dies eine grosse Erleichterung: anstatt mühsame Technologie-Entscheide fällen zu müssen, können sie sich bei der Evaluation darauf konzentrieren, die Entwicklungsumgebung zu wählen, die ihre Prozesse am besten unterstützt.