Was Kunden wollen

"Wo unser Innovationspotenzial betroffen ist, lagern wir nicht aus"

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Zahlen, Modelle, Daten: Versicherungen sind zu einem hohen Grad von leistungsfähiger IT abhängig. Beim Schweizer Versicherer Swiss Life arbeitet Peter Sany mit seinen Mitarbeitern daran, trotz Spardruck eine hochwertige Infrastruktur zu betreiben und für künftige Aufgaben zu rüsten. Outsourcing kommt für Sany hierbei nur bedingt infrage.

Peter Sany, Leiter Informatik, Swiss Life Schweiz. (Quelle: Swiss Life)
Peter Sany, Leiter Informatik, Swiss Life Schweiz. (Quelle: Swiss Life)

Bitte beschreiben Sie kurz, was Ihre tägliche Arbeit beinhaltet und wo Sie mit IT-Dienstleistern respektive Serviceanbietern in Berührung kommen.

Peter Sany: Als Leiter Informatik und Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Schweiz bin ich mit meinem Team dafür verantwortlich, dass sich unsere Kunden und auch die Mitarbeitenden von Swiss Life auf eine zuverlässige und zukunftsweisende Infrastruktur verlassen können. Im Zentrum stehen unsere Kundensysteme im Kollektiv- und Einzelversicherungsgeschäft. In unserer täglichen Arbeit müssen wir einerseits sicherstellen, dass all unsere Systeme funktionieren – also den Betrieb gewährleisten. Hier spielt die Kostenoptimierung die zentrale Rolle. Andererseits ist es unsere Kernaufgabe, Innovationen und somit die digitale Transformation in unserem Geschäft voranzutreiben – also die Dienstleistungen für unsere Kunden zu verbessern. Mit externen IT-Anbietern haben wir in unterschiedlichsten Bereichen zu tun. Unser Ansatz ist, dass wir vorwiegend bei denjenigen Themen auf externe Anbieter zurückgreifen, wo ein Markt besteht und de facto Industriestandards angeboten werden. Betrifft es jedoch Themen, die für unser Kerngeschäft von zentraler Bedeutung sind, setzen wir auf interne Kräfte. IT-Dienstleister unterstützen uns im Wesentlichen bei zwei unterschiedlichen Anliegen: entweder die Kosten zu verringern oder zur digitalen Transformation unserer Dienstleistungen beizutragen.

Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister beziehungsweise Serviceanbieter mitbringen müssen?

Der IT-Dienstleister muss erstens unser ­Geschäft und unsere Branche verstehen und dabei entweder im Bereich der Kostenoptimierung oder im Bereich der Businesstransformation ein ausgewiesener Profi sein. Zweitens braucht der Serviceanbieter eine gewisse Grösse und muss regional verankert sein. Und drittens sollten die Marke und das Image des Anbieters gut zu Swiss Life passen.

Kaufen Sie die Komponenten, die Sie ­benötigen, direkt beim Hersteller ein oder tätigen Sie Ihre Käufe über einen Fachhändler?

Unsere Commodity-Komponenten beziehen wir über strategische Partner beziehungsweise Anbieter, die uns zusammen mit den Herstellern entsprechende Angebote machen.

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?

Wir verfolgen bei der IT von Swiss Life die Strategie der "Commoditization". Das heisst, dass wir nur gewisse Bausteine vom Markt beziehen. Dort, wo hingegen die Kernkompetenzen, unser Innovationspotenzial und die Kundenschnittstellen betroffen sind, lagern wir nicht aus. In diesen Bereichen wollen wir uns differenzieren. Bei den Commodities, ­also den Standardkomponenten, beziehen wir aber durchaus Leistungen von extern. ­Dabei müssen diese Dienstleistungen mit ­unserer IT-Architektur konform sein und vor allem zu Kostenvorteilen führen. Gleichzeitig wollen wir dabei unsere Flexibilität nicht einschränken. Konkret arbeiten wir beispielsweise in den Bereichen von Rechenzentren, Netzwerken oder Standard Application ­Services mit Dienstleistern am Markt zu­sammen.

Welche Bereiche würden Sie niemals auslagern?

Es gibt Bereiche, die wir schon von Gesetzes wegen nicht ohne Weiteres in fremde Hände geben dürfen. Wenn es beispielsweise um Kundendaten geht, sind die Regeln sehr strikt. Nicht geeignet für ein Outsourcing sind auch jene Themen, die sehr spezifisch für unser Geschäft sind, also direkt die Versicherungen betreffen. Hier würden wir uns in Abhängigkeiten begeben und allenfalls Wettbewerbsvorteile einbüssen.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten Herausforderungen in der IT für Sie werden, und wie kann Sie der Handel dabei unterstützen?

Eine grosse Herausforderung liegt sicher ­darin, dass unsere Kunden im Bereich der ­Digitalisierung und der sogenannten "Con­sumerization of IT" immer höhere Erwar­tungen haben und gleichzeitig die Themen Datenschutz und Privatsphäre in der Öffentlichkeit und auch in der Gesetzgebung wichtiger werden. Ein IT-Dienstleister muss diese beiden zum Teil gegenläufigen Tendenzen erkennen und entsprechend konforme Lösungen anbieten.