Neuer Player auf dem Markt

Und die nächste Bezahllösung heisst: Swiss Wallet

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Das Joint Venture Swiss One Wallet hat eine weitere Bezahllösung in der Schweiz lanciert. Im Gegensatz zu den bisherigen Schweizer Lösungen soll "Swiss Wallet" auch global eingesetzt werden können.

Erst vor kurzen haben Coop und Postfinance die mobile Bezahllösung Twint gestartet. Nur einen Tag später drängt ein neuer Anbieter auf den Schweizer Markt. Swisscard AECS, die Aduno-Gruppe, wozu auch Viseca gehört, und Netcetera präsentierten am Mittwoch in Zürich Swiss Wallet. Die Lösung entwickelten sie gemeinsam. Sie gründeten dafür das Joint Venture Swiss One Wallet. Zur Medienkonferenz waren etwa 20 Schweizer Journalisten geladen, die sich in einem kleinen Raum bei Netcetera drängten.

Was der Dienst bietet

Swiss Wallet starte Mitte November als Online-Bezahldienst. Ähnlich wie bei Paypal können Kunden ihre Kreditkarteninformationen auf dem Portal von Swiss Wallet hinterlegen. Die Anmeldung ist nur ein Mal nötig. Die gängigen Kreditkarten von Mastercard, Visa und American Express werden akzeptiert. Die Informationen würden unter den Schweizer Datenschutzbestimmungen in der Schweiz gespeichert und seien damit zu "100 Prozent sicher", sagte Martin Huldi, CEO der Aduno-Gruppe und Verwaltungsrat bei Swiss One Wallet.

Für das Bezahlen in Onlineshops arbeitet Swiss Wallet mit Mastercard und dessen Dienst Masterpass zusammen. Masterpass könne weltweit schon in 24 Ländern genutzt werden. Mit Swiss Wallet komme nun die Schweiz als 25. Land hinzu. Onlinehändler können auf ihren Websites die Funktion von Masterpass integrieren, dies solle einfach und günstig möglich sein. Die Sicherheit des Bezahlvorgangs wird durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung garantiert. Ab Mitte November sollen ausgewählte Karteninhaber der Aduno-Gruppe den Dienst nutzen können. Im ersten Quartal will Swisscard den Dienst für alle Kunden ausrollen.

Nach Angaben von Arne Pache, Head of Emerging Payments bei Mastercard Worldwide, kann Masterpass schon in über 250'000 Onlineshops weltweit eingesetzt werden. In Italien würden schon alle Banken Masterpass unterstützen, und die Hälfte der Onlineshops hätte die Möglichkeit zum Bezahlen integriert, sagte er weiter. In der Schweiz erhofft er sich eine ähnlich hohe Verbreitung.

Mit NFC-Technologie am POS punkten

Das Bezahlen in Onlineshops ist aber nur der erste Schritt von Swiss Wallet. Mitte 2016 soll Swiss Wallet auch für das Bezahlen in Geschäften, am Point of Sale (POS), genutzt werden können. Später im Jahr soll dann ein Service für P2P-Überweisungen folgen.

Ähnlich wie Samsung, Google und auch Apple setzt Swiss Wallet auf die NFC-Technologie. Der Vorteil sei, dass schon fast alle Bezahlterminals in der Schweiz das kontaktlose Bezahlen unterstützten. Dadurch müssten die Händler auch keine Investitionen in neue Infrastrukturen tätigen, sagte Andrej Vckovski, CEO von Netcetera und Verwaltungsratspräsident von Swiss Wallet. Über die meisten Bezahlterminals in der Schweiz könne auch schon heute kontaktlos mit der NFC-Technologie in Kreditkarten bezahlt werden. Swiss Wallet will diese Funktion auf das Smartphone oder künftig auch auf Wearables übertragen.

Von seinen Konkurrenten will sich Swiss Wallet durch seine globale Ausrichtung abheben. Im Vergleich zu reinen Schweizer Lösungen wie Twint oder Insellösungen wie bei der Migros oder Starbucks könne Swiss Wallet global verwendet werden. Durch die Verbindung der Wallet an eine Kreditkarte werde diese ermöglicht.

Dabei sei die Lösung für alle Kanäle offen, ob nun online, am POS oder auch für Überweisungen zwischen Personen. Die Offenheit bestehen auch gegenüber Partnern und Organisationen, die sich Swiss Wallet anschliessen wollen.

Die Kartennummer verschwindet

Mit dem Konzept von Swiss Wallet sollen gleichzeitig die Bequemlichkeit wie auch die Sicherheit erhöht werden, versprachen die Referenten. Der Kunde müsse nicht mehr bei jedem Onlineeinkauf seine Kreditkartendaten angeben. Zudem könnten in dem Wallet-Profil auch zusätzliche Daten hinterlegt werden, etwa Adressen, Kundennummern oder andere Dienste.

Auch für die Händler gebe es viele Vorteile. Zunächst müssten sie keine neue Infrastruktur anschaffen. Auch gebe es durch die Bindung an die Kreditkarte eine hohe Sicherheit vor Zahlungsausfällen. Da die Händler die Kreditkarten- und persönlichen Daten der Kunden nicht mehr selbst speichern müssten, entfiele für sie ein hoher Aufwand. Besonders die Sicherung dieser sensiblen Daten sei sehr kostspielig. Swiss Wallet übernehme dies für sie. Gleichzeitig habe der Kunde die Sicherheit, dass seine Daten nicht über viele Stellen verstreut, mehr oder weniger sicher gelagert werden.

Gleichzeitig könne die Lösung unabhängig vom Gerät eingesetzt werden. Für Onlinekäufe sei nur der Browser notwendig. Für das Bezahlen am POS werde NFC benötigt, das von den meisten Smartphones unterstützt werde. 

Wer hinter Swiss Wallet steckt

Laut Marcel Bührer, CEO von Swisscard, entstehen für den Kunden und den Händler durch die Lösung "null Zusatzkosten". Nur die normalen Kreditkartengebühren fielen an. Durch die Regulierung würden diese in den nächsten Jahren auch noch deutlich sinken.

Swiss Wallet selbst sei kein gewinnorientiertes Unternehmen. Es verstehe sich als Industriezusammenschluss, der eine Infrastruktur schaffen wolle. Die Gesellschaft habe keine Angestellten. Die Händler sollen mit Swiss Wallet neue Nutzergruppen und auch den globalen Markt erschliessen können, zeigte sich Bührer überzeugt.

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