MSM Research

ICT-Budgets in der Industrie – der Druck bleibt

Uhr | Aktualisiert
von Philipp A. Ziegler

Der Umsatzrückgang um 8,8 Prozent im ersten Quartal 2016 macht deutlich, dass die Lage in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) nach wie vor angespannt ist. Dies beeinflusst auch die Investitionsfreudigkeit in ICT-Belangen.

Philipp Ziegler, MSM Reseach.
Philipp Ziegler, MSM Reseach.

Auch bei der Beschäftigung werden die Folgen der Überbewertung des Schweizer Frankens immer deutlicher sichtbar. Gemäss Swissmem gingen seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses allein in der MEM-Branche rund 10 800 Stellen verloren. Mit jedem verlorenen Arbeitsplatz werden nicht nur Personalkosten abgebaut, sondern auch die dazugehörigen ICT-Aufwendungen.

Die ICT-Ausgaben pro Arbeitsplatz liegen in der Industrie zwar nicht auf dem vergleichsweise hohen Niveau wie in der Finanzbranche oder in Bereichen der öffentlichen Verwaltung, trotzdem schrumpft das ICT-Marktvolumen in der Industrie deutlich und messbar mit jedem verlorenen Arbeitsplatz. Auf der Basis unserer Marktdatenbank gingen in der MEM-Industrie die ICT-Spendings im vergangenen Jahr um rund 15 bis 25 Millionen Franken zurück. Die weiteren Industriesegmente und Standortverlagerungen nicht mitgerechnet.

Unternehmen kalkulieren nicht nach Jahren, sondern Monaten

Nicht alle Teilbereiche der ICT-Ausgaben sind auf Schrumpfungskurs, auch in der Industrie ist der Paradigmenwechsel im ICT-Betrieb messbar geworden. Mit dem Outsourcing des Betriebs werden auch die entsprechenden Ausgaben neu zugeteilt. So fliessen zusehends höhere Anteile der ICT-Budgets zu externen Dienstleistern, Managed-Services-Anbietern und Cloud-Providern. 2016 gehen wir von einer Zunahme der Ausgaben für externe ICT-Sourcing-Services von 4,2 Prozent aus. Ohne dieses Plus gehen die übrigen Ausgaben sogar um 5,5 Prozent zurück. Und dieser Trend nimmt weiter Fahrt auf.

Im kommenden Jahr rechnen wir mit einer Steigerungsrate der Spendings für externe Sourcing-Services um 10,2 Prozent. Treibende Kräfte hinter diesem markanten Wachstum sind die weitere starke Zunahme der Nutzung von externen Cloud-Services, die steigenden Investitionen in die Digitalisierung und in Projekte aus den Bereichen Mobilität und ICT-Security.

Der Fokus des Handelns und der Strategieentwicklung in der derzeitigen Wirtschaftslage sollte nicht allein auf das Thema Kostensenkungsmassnahmen und die Aus­arbeitung entsprechender Optionen gerichtet sein. Vielmehr sind neue Ideen und Visionen gefragt. Das Internet der Dinge und die Digitalisierung bieten grosse Chancen, neue Märkte und Kundensegmente anzugehen. Das Fenster für die Umsetzung neuer Visionen dürfte allerdings nicht lange offen bleiben, die führenden Unternehmen im digitalen Wettbewerb kalkulieren nicht in Jahren, sondern in Monaten.

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