Jahresbericht 2016

Digitalisierung fordert die Post

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Die Eidgenössische Postkommission ist grundsätzlich zufrieden mit der Post. Rund um die Digitalisierung des Postgeschäfts gibt es aber einige offene Fragen.

Quelle: Fotolia
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Die schweizerische Post hat 2016 mit dem Versand von Briefen und Paketen 3,8 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind 2,5 Prozent weniger als 2015. Das Versandvolumen sank um 3,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Sendungen, wie aus dem Jahresbericht der Eidgenössischen Postkommission Postcom hervorgeht.

Der Umsatz mit nationalen und internationalen Paketen bis 20 Kilogramm stieg um 3 Prozent auf 937 Millionen Franken. Beim Versand von Paketen bis 30 Kilogramm erreichte die Post einen Marktanteil von 79 Prozent.

Weniger Umsatz mit Briefen

Der Umsatz mit Briefen bis 1 Kilogramm belief sich auf 1,9 Milliarden Franken. Das sind 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Grund dafür seien vor allem die verschiedenen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten, schreibt die Postcom.

Durch die Verlagerung der Nachfrage in den digitalen Bereich gestalte die Post ihr Geschäftsmodell um. Dieser Transformationsprozess zeige sich am stärksten beim Poststellennetz. Und hier ist die Postcom unzufrieden.

Die Entwicklung des Poststellennetzes liege grundsätzlich in der Kompetenz der Post. Die Postverordnung weise aber so tiefe Minimalvorgaben auf, dass sich daraus nur "niedrige Leitplanken für dessen regionale Entwicklung ableiten lassen", heisst es im Bericht. Diese Vorgaben befriedigen die Postcom angesichts der "Wichtigkeit des Service public für die Bevölkerung" nicht.

Postcom unzufrieden mit Poststellennetz

Dementsprechend nahm die Postcom die Strategie Netzentwicklung 2017-2020 der Post kritisch zur Kenntnis. Die Kommission begrüsst, dass die Post Transparenz schaffen will.

Mit dieser Transparenz hält sich die Post bisher allerdings zurück. Die Post will die Situation der Poststellen erst im Verlauf des zweiten Quartals analysieren, wie Konzernleiterin Susanne Ruoff in einem Interview im Personalmagazin der Post sagte. Die Zahlen zur Schliessung von Poststellen, die in den Medien kursieren würden, seien alle bloss reine Spekulation.

Post-Chefin Susanne Ruoff (Quelle: Netzmedien)

Effektiv sank die Zahl der Poststellen im Jahresvergleich von 1464 auf 1323. Dagegen stieg die Zahl der Postagenturen von 735 auf 849. Ausserdem deckt die Post nun 1319 Gebiete mit dem Hausservice ab. 2015 waren es 1295.

Digitalisierung ist eine Chance für die Post

Die Postcom betrachtet die Digitalisierung und ihre Effekte nach eigenen Angaben dennoch als Chance. Die Kommission werde die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und neue Ansätze zur Regulation vorschlagen, wenn sie die Qualität der Grundversorgung gefährdet sieht.

Bei der Grundversorgung wirke sich die Digitalisierung im Wesentlichen auf die Entgegennahme und die Zustellung der Postsendungen aus. Webstamps, hybride Post oder Paketstationen würden dies unabhängig von Öffnungszeiten oder Verfügbarkeit anderer Kanäle erleichtern.

Über Apps oder soziale Medien entstehe gleichzeitig ein direkter Zugang zum Kunden. Dadurch steige die Servicequalität. Vor allem im Zustellprozess auf der letzten Meile, heisst es im Jahresbericht weiter.

Digitalisierung hat "weitreichende Auswirkungen"

Kunden sollen Zustellort und -zeitpunkt per App verfolgen und steuern können. Die restlichen Teile der Wertschöpfungskette wie etwa Sortierung und Transport würden das Fundament bilden, auf dessen Basis die Post die Grundversorgung erbringe.

Die ersten Auswirkungen der Digitalisierung seien bereits spürbar. Etwa im Transportwesen. Kundenwünsche und die Möglichkeit, permanent mit den Auslieferern via App zu kommunizieren, hätten "weitreichende Auswirkungen auf das Zustellpersonal".

Der Ablaufplan der Zustellung würde laufend über den Haufen geworfen. Dadurch und durch das immer dichtere Verkehrsaufkommen gerate das Zustellpersonal unter Druck.

Veränderung der Arbeitsbedingungen

Im Zentrum steht laut der Kommission deshalb die Frage nach den Arbeitsbedingungen. Die Postcom müsse prüfen, welche Stellung den IT-basierten Vermittlerplattformen zuzuschreiben sei.

Nehmen solche Plattformen über die gesamte Wertschöpfungskette postalischer Leistungen hinweg Einfluss? Oder liegt die Verantwortung bei den Unternehmen, die namens oder mit Hilfe dieser Plattformen im Postsektor tätig sind?

Besonders kontrovers seien in diesem Zusammenhang proprietäre Systeme, die im Gegensatz zu Lösungen mit offenen Standards gewisse Anbieter ausschliessen. Dazu zähle unter anderem der noch ungelöste Zugang zu Hausfluren, wenn sich die Briefkästen hinter einer abgeschlossenen Tür befinden.

Die Postcom ist eine unabhängige Behörde. Sie ist dem UVEK angegliedert und beaufsichtigt den schweizerischen Postmarkt. Sie wacht darüber, dass die Grundversorgung in hoher Qualität erfolgt und sichert einen fairen Wettbewerb.

Ausserdem beobachtet sie beobachtet die Entwicklungen des Postmarktes und damit verbundener Branchen. Das soll eine vielfältige und preiswerte postalische Versorgung aller Landesteile für Wirtschaft und Bevölkerung gewährleisten. Die Kommission setzt sich aus sieben durch den Bundesrat gewählten Mitgliedern zusammen und wird durch ein Fachsekretariat unterstützt.

Aktuell sitzen in der Postcom:

  • Clémence Grisel Rapin

  • Michel Noguet (Leiter Fachsekretariat)

  • Georges Champoud (Vizepräsident)

  • Reto Müllhaupt

  • Hans Hollenstein (Präsident)

  • Robert Göx

  • Micol Morganti Perucchi

  • Clemens Poltera

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