Nicht das Kind mit dem Bade ausschütten
Neue Arbeitsformen in Unternehmen stehen mit bestehenden Governance- und Prozessregeln oft in einem Spannungsverhältnis. Um die beiden Welten wieder in Einklang zu bringen, braucht es Flexibilität und den Mut, über den eigenen Schatten zu springen, wie Martin Andenmatten schreibt.

Wir sind müde geworden. Müde von den stetig wachsenden Regularien und Vorschriften, Prozesshürden und multiplen Review-Zyklen und mehrstufigen Autorisierungslevels. Und immer wieder zurück an den Absender mit der Aufforderung zur Nachbesserung. Das Managen der Phasenübergänge und Prozess-Schnittstellen ist heute vielfach aufwändiger als der eigentlich angestrebte Veränderungsbedarf. Von wegen Governance als Enabler der Unternehmensentwicklung – Bremse oder Verhinderer trifft die Sache eher. So empfinden nicht selten desillusionierte CIOs, wenn sie den Fortschritt ihres immer ambitiöseren Projektportfolios betrachten.
Ach, ist das nun wohltuend, wenn plötzlich mit neuen agilen Methoden ein Hauch frischer Wind durch die verstaubten Büros bläst. Gewaltentrennung war gestern – die Teams stellen sich funktionsübergreifend zusammen und organisieren sich selbst. Das Ziel und erwartete Ergebnis zählt – der Weg dahin wird den Teams und ihrer Kreativität überlassen. Nur keine Hindernisse in den Weg stellen. Möglichst viel automatisieren und jeglichen bremsenden manuellen Zugriff unterbinden. So lässt sich alles schneller und besser realisieren.
Die Gralshüter von Governance- und Prozessregeln tun sich schwer, sich überhaupt noch Gehör in diesen nun neu nach Squads, Tribes und Guilds organisierten, hochdynamischen Teams verschaffen zu können. Die Weltbilder passen einfach nicht mehr zusammen – zu gross ist der Mentalitäts- und Kulturunterschied, aber auch die Gefahr, Wichtiges und Zwingendes aus der Governance-Welt zu übersehen. Und damit das Kind mit dem Bade auszuschütten. Compliant zu sein, ist nun mal essenziell, um das Vertrauen im Markt zu behalten.
Was es auch immer an zwingenden Vorgaben einzuhalten gilt: diese definieren nur, was das Ziel ist – und nicht den Weg dorthin. Gerade hier stehen sich die Prozess-Dogmatiker oft selbst im Wege. Sie versuchen, alle Schritte akribisch vorzuschreiben und verpassen damit die Chance, selbst eine agile Governance zu entwickeln. Die Zwangsjacke «Command and Control» abzulegen und die Teams den Weg selber suchen zu lassen bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen. Die geforderten Kontrollziele vorne in die Value Streams einfliessen lassen und sich in den Teams engagieren, um unnötige Blockaden aus dem Weg zu räumen, das wäre ein agiler Ansatz, um nicht obsolet zu werden.

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