E-Operations Schweiz

Einmal entwickeln, gemeinsam nutzen

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von Daniel Arber, Projektleiter E-Operations Schweiz

Für die betriebliche Abwicklung von IT-Kooperationen im E-Government besteht ein Bedarf nach einer von Bund und Kantonen gemeinsam getragenen Organisation, die über die föderalen Ebenen hinweg als Organisationsgefäss und kompetente Dienstleisterin der Verwaltung ­auftritt. Diese Organisation heisst E-Operations Schweiz.

Das Team von E-Operations: Isabelle Grünig, Servicemanagerin, Daniel Arber, Projektleiter E-Operations Schweiz, Manuela Kleeb, Projektleiterin E-Umzug CH (v.l.) (Source: Daniel Arber, Solothurn)
Das Team von E-Operations: Isabelle Grünig, Servicemanagerin, Daniel Arber, Projektleiter E-Operations Schweiz, Manuela Kleeb, Projektleiterin E-Umzug CH (v.l.) (Source: Daniel Arber, Solothurn)

«Einmal entwickeln – gemeinsam nutzen», lautet der Leitsatz von E-Operations Schweiz. Ziel von E-Operations ist das gemeinsame Tun: E-Government-Lösungen in der Schweiz verbreiten und betreiben, mit Ressourcen sorgfältig umgehen und den fachlichen Austausch pflegen – kurz: sich abstimmen und das Rad nur ein Mal erfinden. Dies dient letztlich einem zeitgemäss organisierten Staat, der Chancen nutzt und seinen Einwohnern und Unternehmen gute, bedürfnisgerechte Dienstleistungen bietet.

Was ist E-Operations Schweiz?

Der Aufbau von E-Operations Schweiz ist eines von acht strategischen Projekten von E-Government Schweiz, je zur Hälfte finanziert von Bund und Kantonen. Grundlage ist die Schweizer E-Government-Strategie und die Rahmenvereinbarung von Bund und Kantonen über die E-Government-Zusammenarbeit 2016 – 2019. E-Operations wird durch ein Team von derzeit drei Mitarbeitenden der Schweizerischen Informatikkonferenz in Bern umgesetzt.

Der Projektauftrag lautet, bis Ende 2019 E-Operations mit einer geeigneten Rechtsform aufzubauen und zwei Pilotservices umzusetzen.

Die Pilotservices

Die beiden Pilotservices sind der Kern des Projekts. Der erste Service ist die Online-Umzugslösung E-Umzug CH, die bereits in den Kantonen Zürich, Aargau, Zug und Uri sowie in der Stadt St. Gallen im Einsatz ist. E-Umzug CH wird ebenfalls von E-Government Schweiz gefördert und eignet sich aus mehreren Gründen als Pilotservice von E-Operations. Dank grosser Vorarbeiten des Verbands Schweizerischer Einwohnerdienste VSED und des Projektteams der Staatskanzlei Zürich steht eine ausgereifte, interkantonal verwendbare Lösung zur Verfügung. Sie bietet einen hohen Nutzen für die rund 800 000 Einwohnerinnen und Einwohner, die pro Jahr umziehen. Im Zügelstress spart E-Umzug CH zwei Behördengänge, da man sich online zugleich am alten Ort ab- und am neuen anmelden kann.

Mit E-Umzug CH können die Abläufe von E-Operations Schweiz aus der Praxis heraus entwickelt werden. E-Operations Schweiz übernimmt den Betrieb der Lösung Anfang 2018 und führt sie bis Ende 2018 gemeinsam mit kantonalen Stellen in mindestens 15 weiteren Kantonen ein. Für den im Projekt E-Operations vorgesehenen zweiten Pilotservice läuft die Akquisition. Er soll Ende 2019 bereitstehen.

Beschaffung und Betrieb für Bund, Kantone und Gemeinden

E-Operations leitet Projekte und betreibt E-Government-Lösungen für die öffentliche Verwaltung. Dazu schreiben wir Leistungen auf dem Markt aus und führen externe Dienstleister. Wir entwickeln Finanzierungsmodelle, übernehmen das Servicemanagement, rechnen die Services ab und erstatten Bericht. Die Lösungen werden so kalkuliert, dass sie nicht nur betrieben, sondern dem Bedarf entsprechend angepasst und erneuert werden können. E-Operations ist mit den anderen strategischen E-Government-Projekten vernetzt und kann auf die Erfahrung und das Beziehungsnetz der Schweizerischen Informatikkonferenz zurückgreifen. Einige Dinge tun wir bewusst nicht: So betreiben wir etwa kein eigenes Rechenzentrum, entwickeln Informatik­lösungen nicht selbst und sind nicht gewinnorientiert. Aus beschaffungsrechtlichen Gründen bietet E-Operations zudem keine Leistungen an private Dritte an.

Nutzen

E-Operations nützt Bund, Kantonen und Gemeinden: Sie können Lösungen gemeinschaftlich und dadurch günstiger betreiben und Ausschreibungen, Projekte, die Führung von Providern und das Servicemanagement an E-Operations auslagern. Dies entlastet die Gemeinwesen von Aufgaben, die nicht zu ihrem gesetzlichen Auftrag gehören oder die ihre Mitarbeitenden nebenbei und teilweise ohne Stellvertretung erledigen. Dank Vollkostenrechnung sind der Betrieb und die Erneuerung von Lösungen langfristig gesichert, der Aufwand wird über die Jahre geglättet und ist gut budgetierbar. «Einmal entwickeln, gemeinsam nutzen» spart Geld und reduziert Projektrisiken. Und schliesslich erweitert der Austausch mit anderen Nutzern den Horizont, bringt neue Ideen und hilft, die eigenen Dienstleistungen auf der Höhe der Zeit zu halten.

Voraussetzungen

Es zahlt sich aus, wenn man E-Government-Lösungen gemeinsam nutzt. Voraussetzung ist aber ein passendes Umfeld. Technische Systeme müssen kompatibel sein, die Semantik von Informationen muss geklärt sein, und je nachdem müssen Rechtsgrundlagen angepasst werden. Am Beispiel von E-Umzug CH lässt sich dies gut veranschaulichen: Fast jede Gemeinde verwendet heute eine Software für die Einwohnerkontrolle, gut 40 verschiedene Lösungen sollen in der Schweiz im Einsatz sein. Damit eine Gemeinde bei E-Umzug CH mitmachen kann, muss ihr Softwarelieferant erstens einen Adapter bereitstellen, der die Umzugsdaten über den gemeinsamen geschützten Kanal austauschen kann. Zweitens braucht es semantische Standards, damit etwa definiert ist, ob «Adresse» einen Haupt- oder einen Ferienwohnsitz meint. Für die Online-Umzugsmeldung stehen dazu Standards des Vereins eCH zur Verfügung. Und drittens braucht es passende Gesetze und Verordnungen. Das Bundesparlament passte letztes Jahr zum Beispiel das Zivilgesetzbuch an. Die Änderung wird bewirken, dass der Heimatschein in immer weniger Gemeinden hinterlegt werden muss. Im Kanton Zürich – ein weiteres Beispiel – gilt seit 2016 ein überarbeitetes Gesetz über das Meldewesen und die Einwohnerregister, das Gemeinden dazu verpflichtet, Umzugsmeldungen auch online entgegenzunehmen.

Die Vorteile einer Dienstleistung wie E-Operations können die Gemeinwesen dann am besten nutzen, wenn Fachgremien und die Politik auf allen Ebenen günstige Voraussetzungen für das E-Government schaffen, die Zusammenarbeit suchen und Insellösungen überwinden.

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