Kongress des Spitalverbandes H+

Das Gesundheitswesen unter dem Eindruck der Digitalisierung

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Der Spitalverband H+ lud am 8. November zum Kongress in Bern. Die Veranstaltung zeigte, wie Roboter und KI die Gesundheitsbranche voranbringen können.

Nationalrätin und H+-Präsidentin Isabelle Moret mahnte, die Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung im Auge zu behalten. (Source: Netzmedien)
Nationalrätin und H+-Präsidentin Isabelle Moret mahnte, die Risiken und Nebenwirkungen der Digitalisierung im Auge zu behalten. (Source: Netzmedien)

Unter dem Motto «Mensch und Technologie – Digitale Dynamik ohne Grenzen?» hat Anfang November in Bern der 60. Kongress des Spitalverbandes H+ mit rund 400 Teilnehmern stattgefunden. Die Veranstaltung zeigte, dass die Digitalisierung definitiv im Gesundheitswesen angekommen ist. Referenten aus Politik und Wirtschaft trugen ihre Keynotes zu verschiedenen Aspekten der Digitalisierung im Gesundheitswesen vor.

Begrüssung durch Isabelle Moret

In ihrer Präsidialadresse äusserste sich H+-Verbandspräsidentin Isabelle Moret offen gegenüber der Digitalisierung und «Roboterisierung» im Gesundheitswesen. Aber nicht alles, was eine Maschine für die Menschen tun könne, sei auch erwünscht. «Dass Roboter Aufgaben in der Pflege von Menschen übernehmen, mutet hierzulande noch fremd an. Ebenso, dass ein Computer autonom eine Diagnose stellt», sagte Moret. Dennoch sieht sie in der Digitalisierung des Gesundheitswesens Chancen, Ärzte und Pflegepersonen bei ihrer täglichen Arbeit zu entlasten. Etwa durch künstliche Intelligenz und Robotik, die «uns bei Diagnosen, Krankheitsverläufen und Operationen unterstützen». Moret rief dazu auf, Innovation zu fördern, aus Daten Wissen zu generieren, die Spitäler und Kliniken «nutzbringend» zu digitalisieren und gemeinsam die «Medizin der Zukunft zu gestalten, zum Wohle der Patientinnen und Patienten». Doch dabei sollten «die Risiken und Nebenwirkungen im Auge behalten» werden.

Keynotes zu Digitalisierung, Daten und künstlicher Intelligenz

Auf Morets Begrüssung folgte die Keynote von Think-Tank-Gründer Michael Sigrist. Er sprach über die Rolle der Daten, darüber, wie sie entstehen und was mit ihnen geschieht, also «Datengenese, Datenanalyse, Datenspeicherung und Datentransport». Bei all den Daten müssten der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, und es müsse eine übergeordnete Vision geben, wie mit der Digitalisierung – auch im Gesundheitswesen – umzugehen sei. Sigrist plädierte für ein Vorgehen in kleinen Schritten. Denn die Digitalisierung gehe vor allem auch mit einem kulturellen Wandel einher. Diesen gelte es zu begleiten, wie jeden Change-Prozess. Und: «Nicht alles, was technisch möglich ist, sollte auch gemacht werden», sagte Sigrist.

Monika Jänicke, CEO von Novartis Pharma, nutzte ihre Redezeit für einen Werbespot in eigener Sache und sieht in der Digitalisierung vor allem eine Möglichkeit, Dauer und Kosten der Entwicklung neuer Medikamente zu reduzieren.

Bart van Witte von IBM Watson legte in seinem Referat dar, welche Chancen künstliche Intelligenz heute und in Zukunft für die Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten bringen werde.

Zwischen den Referaten und am Nachmittag hatten die Besucher Gelegenheit, sich in den sogenannten Knowledge Lounges mit Experten der Gastgeberinstitutionen zu unterschiedlichen Aspekten des Kongress­themas auszutauschen. Diese Möglichkeit nutzten die Teilnehmer vor allem zu Beginn rege.

Hastiger Abschluss

Den Abschluss des H+-Kongresses machte Nationalrat Fathi Derder, der in seiner hastig vorgetragenen Keynote vor halb leeren Rängen allerdings kaum auf die spezifischen Aspekte der digitalen Transformation im Gesundheitswesen einging.

So ging ein gut organisierter und informativer Anlass zu Ende, der die wichtigsten Handlungsfelder für die Spitäler und Kliniken im Zuge ihrer digitalen Transforma­tion aufzeigte. Wichtiger als das Schlussreferat ist an solchen Kongressen aber der persönliche Austausch und das Networking zwischen den Akteuren. Und dafür bot die Veranstaltung genügend Raum.

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