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Schweizer Onlinehandel wächst zweistellig

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Der Schweizer Onlinehandel hat auch 2017 mächtig zugelegt. Im Bereich Heimelektronik stieg der Umsatz auf über 2 Milliarden Franken. Seit 2011 verdreifachten sich die Einkäufe bei ausländischen Onlineanbietern.

Der E-Commerce-Boom hält unvermindert an. Das haben Vertreter von GfK Switzerland und dem Verband des Schweizerischen Versandhandels VSV am Dienstag an einem Presseevent in Zürich bestätigt. Gemeinsam mit der Schweizerischen Post führten sie eine Gesamtmarkterhebung für den Online- und Distanzhandel mit 200 Firmen durch.

Fazit: der Schweizer Onlinekonsum wuchs auch im vergangenen Jahr um 10 Prozent. Schon die Jahre zuvor war das Wachstum ähnlich gross. Der Anteil des Onlinehandels am gesamten Schweizer Detailhandel stieg auf 7,6 Prozent.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Der Onlinehandel wächst im Vergleich zum übrigen Detailhandel. Nahm der Umsatz im gesamten Schweizer Detailhandel im vergangenen Jahr um 600 Millionen auf 91,9 Milliarden Franken ab, stieg er im E-Commerce um 800 Millionen auf 8,6 Milliarden Franken an.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

(Source: GfK Switzerland/VSV)

(Source: GfK Switzerland/VSV)

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Die 8,6 Milliarden Franken Umsatz im Onlinehandel sind aufgeteilt in 6,25 Milliarden Franken B2C-Geschäfte in der Schweiz, 1,6 Milliarden Franken Onlineeinkäufe im Ausland und 750 Millionen Franken über Auktionsplattformen und Marktplätze.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Viele Onlineanbieter hätten grosses Wachstum erzielt, manch einer über 100 Prozent. Es gebe im Onlinehandel aber nicht nur Gewinner, bemerkte Thomas Hochreutener, Direktor Handel bei GfK Switzerland. 46 Umfrageteilnehmer hätten einen Umsatzrückgang gemeldet. Hochreutener stellt eine Konzentration fest. Die grossen Händler würden grösser, während immer mehr kleine Anbieter zumachen müssten.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Der Onlinehandel mit Lebensmitteln ist laut Hochreutener mit einem Anteil von 2,3 Prozent (+0,1 Prozent) noch auf kleiner Flamme. Im Non-Food-Bereich sei der Onlineanteil mit 14,2 Prozent (+1,7 Prozent) aber substanziell. Bis 2020 könnte der Anteil laut den Studienverfassern auf 20 Prozent ansteigen.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Schon viel weiter ist die Entwicklung im Segment Heimelektronik mit einem Onlineanteil von 31 Prozent (+2 Prozent). Damit habe sich der Onlineanteil in sieben Jahren um eine Milliarde verdoppelt. Zum Segment Heimelektronik zählt GfK Consumer Electronics, IT/Büromaterial, Telekom, Foto, Haushaltskleingeräte und Multi Technical Goods.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Betrug der Onlineumsatz mit Heimelektronik 2016 noch 1,8 Milliarden Franken, stieg er im vergangenen Jahr auf 2,01 Milliarden Franken. VSV-Präsident Patrick Kessler sieht die CE-Branche als Vorreiter dafür, was dem gesamten Detailhandel droht. Konkret erwartet er weitere negative Auswirkungen auf die stationäre Fläche. Der Onlinehandel habe dem stationären Handel aber nicht einfach die Anteile weggenommen. Vielmehr habe sich der stationäre Handel mit tiefen Preisen selbst kannibalisiert.

Auf die Frage, wieso der Onlineanteil gerade bei Heimelektronik so hoch ist, nennt Kessler Digitec als Treiber. Die Gründer hätten früh erkannt, dass es einen Markt für zusammengebaute PCs gebe. Damit sei Digitec zum Schweizer Leader aufgestiegen und habe den Onlinemarkt angetrieben. Er schliesst nicht aus, dass der Onlineanteil bei der Heimelektronik in den nächsten Jahren auf 50 Prozent steigen könnte.

Weil es hiesige Onlineleader in der Heimelektronik gebe, spielten ausländische Anbieter in diesem Segment fast keine Rolle. Dafür sei das in fast allen anderen Segmenten der Fall, etwa mit Aliexpress oder Amazon. E-Commerce-Spezialist Thomas Lang von der Beratungsagentur Carpathia sagt gegenüber SRF, dass sich auf Aliexpress immer mehr Schweizer Kunden und Händler tummeln. Laut VSV sollen in Zukunft insbesondere Importe aus China zunehmen.

Direkte Cross-Border-Onlineeinkäufe mit Lieferung in die Schweiz nahmen laut Studie überproportional zu, im vergangenen Jahr um 23 Prozent von 1,3 auf 1,6 Milliarden Franken. Seit 2011 hätten sich die Einkäufe bei ausländischen Onlineanbietern verdreifacht. Schweizer Händler dürften sich laut Thomas Hochreutener nicht auf den Preiskampf mit den grossen ausländischen Anbietern einlassen.

(Source: GfK Switzerland/VSV)

Für die kommenden drei Jahre gehen VSV und GfK davon aus, dass der Onlinehandel weiter wächst, insbesondere der Onlineauslandseinkauf. Auch soll die Marktbereinigung im Onlinehandel und im stationären Handel weiter gehen. Online werde es weniger Platz für die Mitte geben - mit wenigen Grossen und vielen kleinen Nischenanbietern. Logistik sei die neue Paradedisziplin, Same-Day-Lieferung werde zur Normalität. Ausserdem erwarten die Studienautoren, dass der Preiskampf weitergeht und sich die Preise durch die Transparenz im Onlinehandel weltweit weiter annähern. Preisdifferenzen seien in Zukunft nur noch über Services gerechtfertigt.

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