Wie Muhammad Yunus die Welt retten will
Die Gennex hat zwei Tage lang Teilnehmer auf den Flugplatz Dübendorf gelockt. Zum Abschluss stellte Muhammad Yunus seinen Plan für eine Reform des Weltwirtschaftssystems vor. So wie heute darf es nicht weitergehen, zeigte sich der Friedensnobelpreisträger überzeugt.




Muhammad Yunus kam 1940 in der Nähe von Chittagong, einer Stadt im Osten des heutigen Bangladesch, zur Welt. Nach einem Wirtschaftsstudium in den USA gründete er 1983 eine Bank mit dem Namen "Grameen" (Dorf-Bank). Seine Geschäftsidee: Menschen mit geringem Einkommen kleine Geldsummen - sogenannte Mikrokredite - zu leihen, damit diese KMUs aufbauen können. So bekamen Personen Zugang zu Kapital, die bei herkömmlichen Banken in Bangladesch bislang keine Darlehen erhielten, wie etwa die "BBC" berichtete.
Die Grameen Bank wuchs rasch. Um die Mikrokredite herum entstand mit der Zeit ein Konglomerat, das heute verschiedene Projekte zur Entwicklung und Förderung lokaler Kleinbetriebe umfasst. Dabei setzte Yunus auf ein Nebeneinander von profitorientierten und Non-Profit-Organisationen, wie er selber sagte. So will zum Beispiel "Grameen Telecom" nach eigenen Angaben ländliche Armut mithilfe der Telekommunikation bekämpfen, ohne dabei einen Gewinn zu erzielen. Grameen Telecom besitze allerdings auch rund ein Drittel der Anteile von "Grameenphone", dem nach eigenen Angaben grössten Telko Bangladeschs. 2006 erhielten Yunus und die Grameen Bank für die Mikrokredit-Methode den Friedensnobelpreis.
Die Gennex fand im Zelt des Zirkus "Ohlala" statt. (Source: Netzmedien)
Den Unternehmer im Menschen wecken
Am Freitagabend war Muhammad Yunus Gast auf der Gennex auf dem Flugplatz Dübendorf. An der Veranstaltung sollten die Teilnehmer zwei Tage lang Inspiration, Ideen und Strategien zu hören bekommen, um die digitale Transformation zu meistern. Ihm gehe es vor allem darum, eine Alternative zur heutigen Geschäftswelt aufzuzeigen, sagte Yunus im Gespräch mit Richard St-Pierre, CEO der kanadischen Business-Konferenz C2. Er wolle das Grameen-Netzwerk deshalb auch nicht als Hilfswerk, sondern als "Social Business" verstanden wissen. Seine Firmen müssten sich selbst finanzieren können, nicht von Spenden abhängig sein.
Yunus' Weltsicht, die er in den vergangenen 35 Jahren in verschiedenen Büchern erläuterte, basiert auf der Annahme, dass in jedem Menschen ein Unternehmer schlummere. Uns allen sei das Unternehmertum quasi in die Wiege gelegt, sagte er. Jobs seien dagegen eine Erfindung; etwas Künstliches, gar Lähmendes. Eine Erfindung dazu, die in der heutigen Welt immer weniger relevant sei: "Vergesst den Job, das ist eine obsolete Idee." Er wolle die Menschen stattdessen dazu anregen, ihre eigene Firma aufzubauen. "Komm mit einem Business-Plan zu uns und wir investieren bei dir!", heisse das Motto der Grameen Bank.
Um dem natürlichen Unternehmer-Trieb nachzugehen, brauche es Kapital. Genau wie der Mensch Sauerstoff zum Atmen brauche, benötige er Finanzen, um sich wirtschaflich zu verwirklichen. Doch genau diese Finanzen würde das Bankensystem dem Grossteil der Weltbevölkerung vorenthalten. Sie seien quasi dauernd finanziell am Ersticken. Was er denn anders mache, wollte St-Pierre von Yunus wissen. Er schaue einfach, was die heutigen Banken machen, und versuche dann das Gegenteil, entgegnete dieser. "Sie gehen zu den Reichen, zu den Städtern und zu den Männern. Ich gehe zu den Armen, zu den Dorfbewohnern und zu den Frauen", fasste er seine Vorgehensweise zusammen.
Auf dem Gelände des Militärflugplatz Dübendorf konnten Besucher verschiedene Stände besuchen. (Source: Netzmedien)
Eigennutz und Selbstlosigkeit
Die Aktivitäten von Muhammad Yunus gehen heute über den Kapitalmarkt hinaus, er bleibt aber der ökonomischen Weltsicht treu. Sein neues Buch trägt den Untertitel "The New Economics of Zero Poverty, Zero Unemployment, and Zero Net Carbon Emissions". Das aktuelle System der Weltwirtschaft stelle sich immer mehr als tickende Zeitbombe heraus, sagt er. Das zeige sich in der Zerstörung der Umwelt aber auch in der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich.
Um die Zeitbombe zu entschärfen, propagiert Yunus ein Wirtschaftssystem, das dem Wesen des Menschen besser entspreche. Der Kapitalismus basiere auf der Annahme, dass das Individuum stets seinen eigenen Nutzen maximiere. Dieses Menschenbild sei jedoch unvollständig: "Ein echter Mensch ist eine Mischung aus Eigennutz und Selbstlosigkeit." Darauf basiere das Modell des Social Business und damit habe er bereits mehrere multinationale Konzerne zum Aufbau von Non-Profit-Organisationen bewegen können.
Seine Ziele seien ziemlich hoch gesteckt, warf Richard St-Pierre ein. Wie er die globale Wirtschaftskultur denn bekämpfen wolle? "Ich bekämpfe keine Kultur, ich schaffe eine Gegenkultur", gab Yunus zur Antwort. Zudem treibe es ihn an, die Menschen glücklich zu machen: "Geld zu verdienen macht happy. Menschen glücklich zu machen, macht aber super-happy."

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