Best of Swiss Apps 2018: Sonderkategorie

"Conversational Apps können den Benutzerkomfort stark erhöhen"

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Die Sonderkategorie des diesjährigen Best of Swiss Apps Awards heisst "Conversational Apps". Michael Wechner, Senior Software Engineer bei Netcetera, verrät im Interview, was Conversational Apps sind, welche Potenziale in ihnen stecken und welcher Mehrwert sich im Vergleich zu klassischen Interfaces generieren lässt.

Michael Wechner, Senior Software Engineer bei Netcetera. (Source: ©thomas baumann)
Michael Wechner, Senior Software Engineer bei Netcetera. (Source: ©thomas baumann)

Was sind Conversational Apps?

Michael Wechner: Bei Conversational Apps, kurz CAs, handelt es sich um Schnittstellen, die sich per Sprache bedienen lassen. Ein Beispiel dazu ist eine Fahrplanabfrage: "Wann muss ich auf den Zug, sodass ich um 16.30 Uhr am Flughafen bin?" CAs lassen uns mit einem Computer oder einem Smartphone sprechen wie mit richtigen Menschen. Das Anklicken von Symbolen und die Eingabe bestimmter Befehle werden überflüssig.

Warum wurde gerade Conversational Apps als Sonderkategorie für die diesjährige Best-of-Swiss-Apps-Ausgabe gewählt?

Es zeigt sich, dass Conversational Apps in verschiedenen Alltagsbereichen eine spür- und hörbare Bereicherung sind und den Benutzerkomfort stark erhöhen können. Auch haben die meisten der grossen Technologieunternehmen mittlerweile das Potenzial von Spracherkennung, Chatbots und künstlicher Intelligenz erkannt. Die Entwicklung von Conversational Apps ist eine faszinierende und anspruchsvolle Aufgabe. Conversational Apps funktionieren momentan noch nicht perfekt und es wird noch einige Zeit an Weiterentwicklung benötigen.

In welchen Bereichen haben Conversational Apps einen ­Mehrwert – und wo nicht?

Ein Mehrwert von Conversational Apps ergibt sich dann, wenn man die Hände nicht frei hat zum Bedienen des Smartphones, beispielsweise beim Autofahren oder beim Kochen. Auch sind Conversational Apps vorteilhaft, wenn man mit wenigen Worten oder Sätzen etwas erreichen möchte, ohne lange zu suchen – zum Beispiel einen Friseurtermin. Auf der anderen Seite geht bei der Benutzung von Conversational Apps ein Teil der Privatsphäre verloren. Zudem verbessert die Sprachsteuerung nicht in jedem Fall die User Experience. Beispielsweise ist es nicht in jeder Situation sinnvoll, Antworten in Form von gesprochenem Text zu erhalten. Unter Umständen erscheint eine Textanzeige auf dem Display als vorteilhafter. Dementsprechend werden die klassischen Eingabemethoden wie Touch und Text wohl nie vollständig durch Sprachinterfaces ersetzt werden können.

Wie viel kostet die Entwicklung von Conversational Apps?

Conversational Apps bestehen in der Regel aus grob vier verschiedenen Layers. Während es für drei davon bereits ­Libraries oder Plattformen gibt, muss der vierte Layer, die «Business Logic», jeweils entwickelt werden. Zusätzlich muss die User Experience, die eigentliche Konversation, entwickelt werden, sei es mit oder ohne davor gestellter Sprachschnittstelle. Die Preise können deswegen variieren – von sehr günstig bis sehr teuer.

Wo werden Conversational Apps hauptsächlich eingesetzt?

Conversational Apps besitzen eine Menge verschiedener Funktionen. Momentan werden sie hauptsächlich in folgenden Bereichen eingesetzt: zum Musik Streamen, Smarthomes Steuern, zur Navigation im Internet, Steuerung von Navigationssystemen, Initiierung von Telefongesprächen und Abfragen von Fahrplan- oder Wetter­informationen.

Wo steht die Schweiz in der Entwicklung von Conversational Apps im Vergleich zum Ausland?

Die Schweiz mit ihrem kulturellen Hintergrund von Privatsphäre ist mit den vier Landessprachen und den vielen Dialekten im Moment noch eher zurückhaltend. Es ist jedoch, wie bei anderen Fällen von neuartigen Entwicklungen, zu beobachten, dass sich diese Haltung relativ schnell ändern könnte.

Der Interview-Partner:

Michael Wechner, Senior Software Engineer bei Netcetera. (Source: ZVG)

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