Movers and Shakers

 So wird Banking sexy 

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von Rino Borini, Gründer financialmedia AG & Finance 2.0 ; HWZ-Studiengansgleiter

Rino Borini gehört zu den « Movers and Shakers » der Schweizer FinTech-Szene und erklärt, wie er die Digitalisierung des Bankings sieht.

Rino Borini, Gründer financialmedia AG & Finance 2.0 ; HWZ-Studiengansgleiter
Rino Borini, Gründer financialmedia AG & Finance 2.0 ; HWZ-Studiengansgleiter

Die Digitalisierung ist inzwischen bei sämtlichen Banken in die Teppichetage durchgedrungen. Es wird viel über sie gesprochen – aber kaum über digitale Transformation. Fälschlicherweise werden die Begriffe oft als Synonyme verwendet. Bei den meisten Aktivitäten, die in ihrem Namen geschehen, stehen Effizienz- und Produktivitätsverbesserungen im Zentrum. Und die sind für jedes Unternehmen, immer schon, letztlich Pflicht.

Bei der digitalen Transformation hingegen – der Kür – sollen auch neue Geschäftsmodelle erschlossen werden. Das tun viele Banken nicht und halten stattdessen an ihren bestehenden Modellen aus dem 20. Jahrhundert fest. Es fehlt der Mut zur Kannibalisierung, obwohl das Wachstumspotenzial der bestehenden Ertragsmodelle beschränkt ist.

Die grosse Gefahr ist, dass Banken invisibel und im schlimmsten Fall obsolet werden, während die Grundbedürfnisse der Konsumenten weiterhin bedient werden müssen: Sie wollen zahlen, sparen, anlegen und vorsorgen. Verändert hat sich die Erwartung, wie auf diese Dienstleistungen zugegriffen werden kann.

FinTech-Start-ups reagieren auf diese Veränderungen, indem sie lukrative Teilbereiche des Bankings angreifen. Sie bieten ein zeitgemässes Kundenerlebnis, und das zu oft niedrigeren Kosten. Die jungen Wilden geben vor, wie Kundenerwartungen erfüllt werden können.

Doch die wirkliche Gefahr für die arrivierten Banken sind die Tech-Giganten dieser Welt, die sich nun auch die letzte Meile der Kundendaten sichern wollen: den Zahlungsprozess. Auch anderswo bauen sie ihr Angebot stetig aus. So gewährt Amazon Firmen und Privaten Kredite, auch ins Hypothekengeschäft will man bald einzusteigen. Die Giganten haben zwei grosse Vorteile: jede Menge Cash und eine riesengrosse Nutzerbasis.

Was die jungen FinTechs und die Tech-Giganten verbindet: Beide sind im Onlinegeschäft gross geworden. Sie sprechen die Sprache des Internets, Kundenzentriertheit ist tief in ihrer DNA verankert. Banken dagegen agieren immer noch meist produktzentriert. Wenn sie weiterhin Herr über die Kundenschnittstelle bleiben wollen, dann müssen sie ihre institutionellen Denkweisen und Strukturen ablegen und stattdessen in digitalen Plattformen und Ökosystemen denken. Technologie ist dabei nur ein Hilfsmittel (und zugleich eine Gefahr, wenn man sie unterschätzt). Die Blockchain beispielsweise kann Vertrauen zwischen Parteien schaffen, die sich nicht kennen – eine Rolle, die früher den Banken vorbehalten war.

Ein weiterer Game-Changer heisst «Open Banking». Banken sollen die Daten ihrer Kunden auf deren Wunsch hin mit anderen Anbietern teilen. Das heisst aber nicht, dass am Tag darauf sämtliche Kunden abwandern werden. Denn Banken haben einen wichtigen Trumpf in der Hand: Vertrauen und (Daten-)Sicherheit.

Die Synthese der beiden Bereiche – kundenorientierte, dynamische, logarithmusgetriebene Tech-Welt und sichere und vertrauenswürdige Banking-Welt – kann nur gelingen, wenn sie den gleichen Prinzipien folgt wie der Onlinehandel. Banking muss einfach, kosteneffizient, bequem und allgegenwärtig werden. Es muss in der Hosentasche auf dem Smartphone stattfinden, 24/7. So kann Banking dereinst «sexy» werden. Oder zumindest «easy to use».

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