Kantonales 5G-Moratorium

Genf wirft Swisscom, Sunrise und Salt einen Knüppel zwischen die Beine

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Der Kanton Genf hat ein 5G-Moratorium verhängt. Zuerst will das Parlament unabhängige Studien zu den gesundheitlichen Risiken der Technologie sehen. Das sagen die Telkos und das Bakom zum Verbot.

(Source: mark yuill / Fotolia.com)
(Source: mark yuill / Fotolia.com)

Der Kanton Genf hat den Bau von 5G-Antennen vorläufig verboten. Das Kantonsparlament hat einen entsprechenden Vorstoss mit 58 zu 28 Stimmen gutgeheissen, wie "SRF.ch" schreibt. Die Genfer Regierung wolle zuerst unabhängige, wissenschaftliche Erkenntnisse zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von 5G haben. Vorher werde das Moratorium nicht beendet. Für entsprechende Studien soll sich die kantonale Regierung nun an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wenden.

Auch wenn Genf 5G vorerst auf Eis legen will, gibt es doch gute Gründe für die Technologie. Lesen Sie hier, warum die Schweiz 5G braucht.

Im Genfer Grossen Rat argumentierten die Verbots-Befürworter gemäss SRF.ch, dass Mobilfunkbetreiber den Konsumenten erklären, 5G sei dasselbe wie 4G. Doch belaste 5G die Umwelt stärker mit elektromagnetischen Wellen, ohne dass jemand die genauen Folgen für die Gesundheit kenne. Auch der Einfluss auf die Tierwelt sei nicht geklärt.

Asut hat einen Faktencheck zum Thema 5G-Mobilfunktechnologie durchgeführt. Lesen Sie hier mehr zu 10 Mythen um 5G.

Sunrise: Kein Gesundheitsrisiko

Ein Sunrise-Sprecher sagte zum Thema Gesundheitsrisiken, dass 5G mit ähnlichen Signalen und Frequenzen sendet wie 4G. Zudem verwies er auf den Bericht des Bundesrates "Zukunftstaugliche Mobilfunknetze" vom 25. Februar 2015. Dort hält der Bundesrat fest, dass nur ein schädlicher Effekt durch hochfrequente Strahlung zweifelsfrei belegt werden kann: die Erwärmung des Körpergewebes. Deshalb habe der Bundesrat Grenzwerte definiert, um Mensch und Tier vor diesen Auswirkungen zu schützen. Die Werte seien in der Schweiz zehnmal strenger als von der WHO festgelegt. Ausserdem überwache das Bundesamt für Umwelt (BAFU) den Schutz der Umwelt und Bevölkerung vor nicht-ionisierender Strahlung.

Laut der 5G-Abdeckungskarte von Sunrise gibt es im Kanton Genf bereits 5G-Antennen. Lesen Sie hier mehr zu den Plänen von Sunrise bezüglich 5G.

Swisscom: 5G ist nicht gleich 5G

Auch Swisscom bezieht sich auf Anfrage auf die WHO und das BAFU. Nicht nur seien die festgelegten Grenzwerte der Schweiz zehnmal strenger als empfohlen. Durch strenge Mess- und Bewertungsmethoden für Mobilfunkantennen seien die Grenzwerte faktisch noch niedriger.

Bei der Frage nach Gesundheitsrisiken müsse ausserdem zwischen dem 5G, das momentan aufgebaut wird, und dem 5G, das mittel- bis längerfristig eingesetzt werden soll, unterschieden werden. Im Moment laufe 5G mit ähnlichen Frequenzen wie 4G oder 3G. Deshalb seien bereits vorhandene Studien zu 3G und 4G für 5G ebenfalls aussagekräftig. Doch mittel- bis längerfristig sei geplant, dass 5G höhere Frequenzen nutzen werde. Solche Wellen würden weniger tief in den Körper eindringen, aber möglicherweise die Haut stärker belasten. Hier werde in den nächsten Monaten und Jahren noch geforscht.

Auf die Frage, weshalb 5G so umstritten sei, antwortete die Mediensprecherin, dass der Einsatz neuer Technologien oft Befürchtungen in der Bevölkerung hervorrufe. "Es ist die Aufgabe der Behörden und Mobilfunkbetreiber, den Unsicherheiten mit sachlichen Informationen zu begegnen", sagt sie.

Erst am 10. April kündigte Swisscom sein erstes 5G-Smartphone an und verkündete, 5G bis Ende Jahr schweizweit einführen zu wollen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Salt: Die Bauverzögerung kommt den Kunden zulasten

Salt bezieht sich ebenfalls auf die strengen Grenzwerte in der Schweiz. Auch nach 20 Jahren Mobilfunk gebe es bis heute keine konkreten Beweise dafür, dass Mobilfunkantennen gesundheitsschädlich seien.

Auf die Frage, ob Genfs Beispiel Schule machen könnte, antwortete die Salt-Sprecherin, dass der Datenkonsum via Mobilfunk exponentiell wachse. Das sei unter anderem auch dem TV- und Videokonsum unterwegs geschuldet. Damit steige der Bedarf an Antennenanlagen, um eine gute Abdeckung zu gewährleisten. Ein 5G-Moratorium verzögere den Baubewilligungsprozess und den flächendeckenden 5G-Ausbau in der Schweiz. "Am Ende kommt dies dem Kunden zulasten, da Salt und die anderen Anbieter ihr Netz nicht weiter verbessern können, um zum Beispiel den steigenden Datenkonsum weiter zu kompensieren", sagt die Sprecherin.

Es sei wichtig, dass der Bund rasch besser informiere. Dann hätten Telkos und Schweizer Unternehmen Planungssicherheit betreffend 5G. Ausserdem würde "die Schweiz bezüglich Netzwerkinfrastruktur nicht ins Hintertreffen" geraten, schliesst die Sprecherin.

Bakom: Bei 5G kommt es oft zu Missverständnissen

Zuständig für die Regulierung des Mobilfunks in der Schweiz ist das Bundesamt für Telekommunikation (Bakom). Das Bakom macht wie die Telkos auch auf die strenge Regulierung der Grenzwerte für 5G in der Schweiz aufmerksam. Die verwendeten Frequenzeigenschaften – einschliesslich der Strahlung – seien identisch mit denen von 4G oder 3G. "Verschiedene Studien zeigen, dass der größte Teil der Strahlung, der wir ausgesetzt sind, von anderen Quellen wie Wi-Fi, Telefon, Bluetooth stammt", sagt die Bakom-Sprecherin.

5G sei so umstritten, weil es oft zu Missverständnissen komme. 5G sei grundsätzlich eine Weiterentwicklung der bestehenden Mobilfunktechnologien, mit höheren Übertragungsraten und kürzeren Latenzzeiten. Das ebne unter anderem den Weg zum Internet der Dinge. "Neue Frequenzbereiche im Millimeterwellenbereich (26 GHz) sind in der Schweiz nicht vergeben und können dementsprechend auch nicht genutzt werden", sagt die Sprecherin. Falls weitere Gesuche der Mobilfunkbetreiber für die Errichtung von Mobilfunktantennen sistiert würden, sei mit Verzögerungen im Netzausbau zu rechnen.

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