Gartner Top Strategic Predictions

Wie neue Technologien das Menschsein verändern

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Neue Technologien stellen unterschiedliche und sich ständig verändernde Erwartungen an den Menschen, sagt Gartner. Der Marktforscher prognostiziert deutlich mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, mehr emotionsgesteuerte Werbung und einen Trend zu Kryptowährungen.

(Source: Drew Graham / Unsplash)
(Source: Drew Graham / Unsplash)

"Technologie verändert, was es heisst, Mensch zu sein." Mit diesem Zitat von Gartner-Analyst Daryl Plummer beginnt die diesjährige Mitteilung des Marktforschers zu den Top strategischen Prognosen für die kommenden Jahre. Menschen betrachten Technologien zunehmend als Verbesserung ihrer eigenen Fähigkeiten, und damit verändere sich auch der menschliche Zustand. Es sei Aufgabe von CIOs, die Auswirkungen dieser Veränderungen zu verstehen und ihre Erwartungen an die Technologie neu zu denken. Vor allem die vier Aspekte Augmentation, Entscheidung, Emotionen und Kameradschaft führten zur Schaffung dieser neuen Realität menschlicher Technologienutzung.

Mehr Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt, mehr Empathie in der Werbung

Konkret prognostiziert Gartner etwa eine drastische Zunahme an Beschäftigten mit Behinderungen. Ihre Anzahl soll sich bis 2023 dank KI und neuen Technologien verdreifachen. "Menschen mit Behinderungen bilden einen unerschlossenen Pool an hochqualifizierten Talenten", wird Daryl Plummer zitiert. Dank KI, AR oder VR werden Arbeitsplätze zugänglicher. Unternehmen, die aktiv Menschen mit Behinderungen beschäftigen, sehen zudem auch höhere Bindungsraten, gesteigerte Mitarbeiterproduktivität sowie mehr Rentabilität.

In der Werbung prognostiziert Gartner derweil einen Trend hin zu künstlicher emotionaler Intelligenz (Artificial Emotional Intelligence, AEI). Mehr als die Hälfte der Onlinewerbung soll 2024 schon darauf zurückgreifen. Das heisst, dass Werbung zukünftig nicht nur aufgrund der zuletzt besuchten Websites angezeigt wird, sondern aufgrund dessen, wie sich der Kunde im Moment fühlt. Dieser Bereich des "empathischen Marketings" biete einen enormen Mehrwert für Marken und Verbraucher, wenn er innerhalb der entsprechenden Datenschutzgrenzen genutzt werde, schreibt Gartner weiter.

Wearables in der Firma, Kryptogeld im Handy

Häufiger genutzt werden laut den Analysten auch Wearables, und zwar so stark, dass bis 2023 rund ein Drittel der IT-Organisationen nicht mehr nur BYOD- (Bring Your Own Device), sondern auch BYOE- (Bring Your Own Extension) Richtlinien einführen. In vielen Branchen steigerten Wearables schon heute die Produktivität und Sicherheit am Arbeitsplatz. Allerdings geht Gartner davon aus, dass es nicht bei Wearables bleibt: Vielmehr spricht der Bericht vom Konzept der "Augmented Worker". Menschen werden nach mehr physischen Erweiterungen suchen, um ihr Leben zu verbessern und ihre Arbeit effizienter zu erledigen. Es liege an den Unternehmen, ihren Mitarbeitern dies zu ermöglichen.

Eine rosige Zukunft sagt Gartner auch Kyrptowährungen voraus. Schon Ende des kommenden Jahres erwartet das Unternehmen, dass Social Media und wichtige Onlinehandelsplätze Zahlungen mit Kryptowährungen unterstützen werden. Laut der Prognose sollen mindestens 50 Prozent der Menschen, die selbst kein normales Bankkonto besitzen, bis 2025 stattdessen diese neuartigen Kryptodienste nutzen. Und dies wiederum biete den sogenannten Wachstumsmärkten neue Chancen im Handel.

Was die Zukunft sonst noch bringt

Folgende weiteren Entwicklungen tauchen in den von Gartner veröffentlichten Technologieprognosen auf:

  • Regulierung: Bis 2023 wird in mindestens vier der G7-Länder ein selbstregulierender Verband zur Beaufsichtigung von KI- und ML-Designern gegründet.

  • Individuell angepasst: Bis 2023 werden 40 Prozent der professionellen Mitarbeiter ihre Erfahrungen und Fähigkeiten mit Geschäftsanwendungen so orchestrieren, wie sie es mit ihrem Musik-Streaming-Erlebnis tun.

  • Fake News: Im Kampf gegen Deep-Fake-Technologie werden bis 2023 bis zu 30 Prozent der Weltnachrichten und Videoinhalte durch Blockchain als echt authentifiziert.

  • Wandel: Bis 2021 werden die Initiativen zur digitalen Transformation bei grossen traditionellen Unternehmen im Durchschnitt doppelt so lange dauern und doppelt so teuer sein wie erwartet.

  • Tracking: Bis 2023 werden die Aktivitäten von bis zu 40 Prozent aller Menschen durch ein "Internet des Verhaltens" (Internet of Behabiour) digital verfolgt, und ihnen werden entsprechend ihres Verhaltens Berechtigungen erteilt oder aberkannt.

  • Sucht: Bis 2024 wird wird die WHO Onlineshopping als Sucht anerkennen.

Die dieses Jahr veröffentlichte Aufstellung an Prognosen unterscheidet sich deutlich von jener, die Gartner letztes Jahr präsentierte. Damals war etwa von Dilettanten in der KI oder von vergifteter Blockchain die Rede. Was die Analysten letztes Jahr sonst noch kommen sahen, lesen Sie hier.

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