Die Lieblingsgadgets der Redaktion

Der dritte iPod: Apples Musikarchiv zum Mitnehmen

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2020 feiert die Netzwoche ihr zwanzigjähriges Bestehen. Welche Gadgets haben die Redaktion in dieser Zeit bewegt? Diese Serie zeigt es. Heute: Apples iPod.

(Source: Paul Hudson/flickr.com/https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
(Source: Paul Hudson/flickr.com/https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Der Sommer 2003 war für mich aussergewöhnlich. Ich schaffte mit Ach und Krach die Matura an der Luzerner Kantonsschule Alpenquai, hatte anschliessend während der ersten grossen Hitzewelle des neuen Milleniums eine ganze Woche sturmfrei und verdiente erstmals mit eigener Arbeit richtiges Geld. Von letzterem kaufte ich mir schliesslich die Gadget-Ikone der Zeit: Apples iPod.

Alles am iPod war unglaublich stylisch. Von der Werbung mit den tanzenden Silhouetten vor einfarbigem Grund, über das halb weiss, halb silberne Gehäuse mit der gläsernen Oberfläche bis hin zu den unverkennbaren Kopfhörern. Zusammen mit dem iMac und dem Betriebssystem Mac OS X war der iPod ein Symbol für den Wiederaufstieg einer fast totgeglaubten IT-Firma - und einfach ein verdammt cooles Gerät.

Bei meinem iPod handelte es sich bereits um die dritte Generation, die Apple auf den Markt brachte. Als "Ferrari unter den mobilen MP3-Playern" bezeichnete das Newsportal "Computerbase" das Gerät. Mit 40 Gigabyte Speicher bot es mehr als genug Platz für sämtliche digitale Musik, die ich damals auf meinem PC lagerte. Sein User Interface war reibungslos bedienbar. Das Design von Jony Ive war schlicht und kompakt, die Tonqualität einwandfrei. Und ganz wichtig für einen 19-jährigen Nerd: Von seinen Vorgängern grenzte sich der dritte iPod durch eine neue Positionierung der Touch-Buttons auf der Vorderseite ab.

(Source: Apple)

Anschlusssorgen und Softwarefreuden

Unterwegs war der Musikgenuss mit dem iPod eine Freude, abgesehen von einem Wermutstropfen - doch dazu später mehr. Die Schattenseiten zeigten sich zunächst nur bei der Einrichtung. Nach dem Kauf im Dataquest Luzern - dem einzigen Apple-Shop weit und breit - wieder Zuhause angekommen, musste ich feststellen, dass ich ein wesentliches Detail übersehen hatte. Mein Windows-PC - Macs waren in meinem Umfeld ein Fremdwort - verfügte nicht über den notwendigen Firewire-Port. Also musste ich wieder zurück in die Stadt, um mir im damaligen Mega-Shop eine Firewire-PCI-Karte zu besorgen. Eine Investition, die den bereits happigen Kaufpreis des iPod weiter erhöhte, und sich stattdessen als völlig nutzlos erwies. Ich habe nie mehr ein anderes Firewire-Gerät besessen.

Nun war zwar die Verbindung des Apple-Geräts mit Microsoft Windows 98 möglich. Doch der Spass begann damit erst richtig. Als Software zur Übertragung der Musikdateien auf den Player kam nur die "MusicMatch Jukebox" in Frage. Apple hatte noch keine Version von iTunes für Windows im Programm. Die folgte erst gegen Ende 2003. Stattdessen lief der Transfer über ein weder besonders stabiles noch benutzerfreundliches Plug-in. Aber eigentlich tut man der Jukebox mit dieser Kritik unrecht. Als Mediaplayer war sie ganz passabel und zudem konnte sie auch CDs rippen. Eine Funktion, die ich in der Folge rege nutzte.

Überhaupt war die Nutzung des iPods ein ständiges Gebastel. Und das durchaus freiwillig. Nachdem das Transferprotokoll des iPods geknackt war, erschien ein Plug-in für den wahren Stern am Player-Himmel: "Winamp". Das funktionierte zwar auch nicht immer, aber es fühlte sich einfach viel besser an, inoffizielle Software zu verwenden. Das galt auch für das freie Betriebssystem "Rockbox", das irgendwann die Apple-Firmware auf meinem iPod ersetzte. Nicht, weil das in irgendeiner Form nötig war, sondern weil man es konnte.

Gebastelt wurde auch an der Hardware des iPods. Und hier offenbarte sich der einzige wirkliche Schwachpunkt des Gadgets. Die Laufzeit des Akkus liess schon wenige Monate nach dem Kauf spürbar nach. Am Ende hielt er nur noch eine knappe Stunde durch. Weit entfernt von den ursprünglich versprochenen acht Stunden. Ich liess die Batterie deshalb - nach Ablauf der Garantiedauer - von Dataquest austauschen, doch der neue Akku machte noch schneller schlapp als das Original.

Trotz alledem: Der iPod war ein toller erster MP3-Player, und damit ein Gerät, dass meinen Alltag und meinen Musikgeschmack prägte. Und er war der Startschuss für eine ganze Gadget-Famile von Apple. Ohne sie dürfte die ganze IT-Branche heute anders aussehen. Und den iPod gibt es immer noch: Im Mai 2019 stellte Apple die siebte Version des iPod Touch vor. Lesen Sie hier mehr über das Gerät.

  • Gadget: iPod, 3. Generation, 40 Gigabyte

  • Hersteller: Apple

  • Erschienen: 8. September 2003

  • Verkaufte Einheiten: ca. 3,7 Millionen bis Oktober 2004

  • Einführungspreis: 549 Euro

  • Wann gekauft: November 2003

  • Verbleib: Technik-Schatulle zwischen alten Digicams, HDDs und anderen MP3-Playern

Webcode
DPF8_168305