Highlights der WWDC-Keynote

Apple baut Macs ohne Intel und fördert das Händewaschen

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In Mac-Computern stecken künftig keine Prozessoren von Intel mehr. Stattdessen setzt Apple nun auf eigene Chips. An der Eröffnung seiner jährlichen Entwicklerkonferenz hat der Techkonzern zudem diverse Features seiner nächsten Betriebssysteme vorgestellt.

An der Eröffnungsveranstaltung seiner jährlichen Entwicklerkonferenz (Worldwide Developer Conference, WWDC) hat der Techkonzern Apple traditionell die neuen Betriebssystemversionen von iPhone, iPad, Mac und Co vorgestellt. Doch an der diesjährigen Keynote (hier auf Youtube zum Nachschauen) sorgte eine Änderung der Hardware für besonders viel Aufregung: Künftig verbaut Apple in seinen Mac-Computern eigens hergestellte Prozessoren. In den letzten 15 Jahren hatte das Unternehmen jeweils auf Intel-Prozessoren gesetzt, wieder davor auf IBM und zu Beginn auf Motorola, wie "Watson" schreibt.

Zwei Jahre Übergangsfrist

Apple-Chef Tim Cook sprach anlässlich des Wechsels auf eigene Prozessoren vom "Beginn einer neuen Ära", wie "Reuters" schreibt. Der Name des Chips ist Apple Silicon, und er basiert auf der ARM-Architektur. Vorerst machte das Unternehmen keine weiteren technischen Angaben. Erste Mac-Computer mit dem neuen Prozessor sollen aber noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Doch der Übergang zu den neuen Prozessoren erfolge schrittweise, sagte Cook laut Watson. Apple werde sogar noch neue Mac-Modelle mit Intel-Prozessoren auf den Markt bringen, und die Intel-basierten Geräte auch noch während mehrerer Jahre mit Softwareupdates versorgen.

Im Mac steckt bald Apples eigener Prozessor Apple Silicon. (Source: Apple)

Für Entwickler dürfte der Wechsel der Prozessorarchitektur zusätzlichen Aufwand bedeuten. Denn Programme, die für die Intel-Architektur geschrieben wurden, laufen nicht ohne weiteres auf der neuen AR-basierten Architektur. Apple hat zwar ein Tool namens Rosetta 2 vorgestellt, welches zwischen den Architekturen übersetzen soll. Um aber die Leistungsmerkmale des neuen Prozessors voll auszuschöpfen, werden die Entwickler nicht umhin kommen, ihre Software umzurüsten. Dies liesse sich üblicherweise binnen weniger Tage erledigen, liess Apple an der Keynote verlauten.

Neue Softwareversionen für iPhone, iPad und Co.

In einigen Monaten wird Apple die neuen Betriebssysteme seiner diversen Hardwareprodukte offiziell veröffentlichen. Das neue macOS erhält die Versionsnummer 11 und heisst Big Sur. IOS, iPadOS und tvOS erhalten Versionsnummer 14, und WatchOS Nummer 7. Für Entwickler stehen erste Beta-Versionen jetzt schon zum Download bereit. Während der Keynote zeigte der Techkonzern eine Vielzahl neuer Features. In einer Mitteilung fasst Apple selbst folgende Highlights zusammen:

  • MacOS: Der Safari-Internetbrowser erhält eine neue Startseite mit selbst konfigurierbaren Lesezeichen und Hintergrundbild. Ausserdem kann man ihn mit zusätzlichen Erweiterungen aus dem App-Store noch mehr personalisieren.

  • App-Kompatibilität: Das Tool Catalyst erlaubt das einfache Portieren von iPad- und iOS-Apps auf den Mac. In der neuen Version übernehmen Mac-Apps automatisch das Design der iPad-Version, und Entwickler erhalten zugang zu neuen Programmierschnittstellen (APIs).

  • iOS: Die neue App Library zeigt alle installierten Apps in alphabetischer Reihenfolge. Ausserdem hebt das iPhone-System "auf intelligente Art Apps hervor, die im jeweiligen Moment hilfreich sein könnten".

  • iOS: Wer eine App nicht installieren möchte, kann künftig eine Art Mini-Version erhalten. Die sogenannten App Clips "laden innerhalb von Sekunden einen kleinen Teil eines App-Erlebnisses, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen". So könne man Apps auch unkompliziert ausprobieren und danach entscheiden, ob man sie dauerhaft installieren wolle.

  • iOS: Überholt wurde auch die App für Nachrichten (SMS, MMS und iMessages). Wichtige Konversationen lassen sich nun an der Liste anpinnen. In Gruppenchats können einzelne Benutzer "erwähnt" werden, und Antworten auf Nachrichten werden nun entsprechend (inline) dargestellt.

  • iOS: Die Navigations-App wurde nun für die Bedürfnisse von Fahrradfahrern optimiert. Sie "zieht Höhenunterschiede, das Verkehrsaufkommen auf einer Strasse und das Vorhandensein von Treppen entlang der Strecke mit ins Kalkül".

Yael Garten, Director of Siri Data Science & Engineering, gab auskunft über die neuen Siri-Funtionen. (Source: Apple)

  • iPadOS und Apple Pencil: Künftig übersetzt das Tablet handschriftliche Eingaben automatisch in getippten Text. Dies funktioniere in allen Eingabefeldern und mache das Antworten auf Nachrichten oder die Suche in Safari schneller und einfacher.

  • iPadOS: Eine neu gestaltete universelle Suche lässt sich überall aufrufen, ohne dass die aktuelle App geschlossen werden muss.

  • WatchOS: Die Apple-Uhr merkt, wenn ihr Träger sich die Hände wäscht, und startet einen 20-Sekunden-Countdown. Nimmt sich der Benutzer weniger Zeit, "wird er dazu angespornt, sich weiter die Hände zu waschen".

  • WatchOS: Für bessere Schlafhygiene sorgen etwa Erinnerungen, pünktlich ins Bett zu gehen und eine Schlafroutine zu entwickeln. Das Schlaftracking verfolge einen ganzheitlichen Ansatz.

  • WatchOS: Nutzer der Uhr können ihre digitalen Zifferblätter künftig mit anderen Teilen. Das geht über den App-Store, aber auch via Nachrichten, E-Mail oder in sozialen Netzwerken.

  • tvOS: Das Bild Homekit-fähiger Videokameras lässt sich nun via Apple TV auf dem Fernseher anzeigen. Auch smarte Türklingeln schicke ihre Mitteilungen nun direkt auf den Fernseher und können – entsprechende Hardware vorausgesetzt – anzeigen, wer vor der Türe steht.

  • tvOS: Der Gaming-Dienst Apple Arcade unterstützt nun mehrere Benutzer auf einem Apple TV. So könne jeder Bewohner im Haushalt sein Lieblingsspiel an der zuletzt beendeten Stelle fortsetzen.

Viele weitere Funktionen zeigt Apple auf der Themenseite zur Präsentation. Darunter etwa die Möglichkeit, auf iPhones künftig einen anderen Standard-Internetbrowser anstelle von Safari einzurichten, eine etwas schlanker wirkende Siri-Eingabemaske oder neue Bildbeschreibungsfunktionen des Bildschirmlesers VoiceOver.

Kein Wort verloren Tim Cook und sein Team über die neue API zum Contact-Tracing, welche Apple in den vergangenen Monaten gemeinsam mit Google entwickelt hat. Mehr zu diesem Projekt lesen Sie hier.

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