Müllers kleines ABC

V wie Verständlichkeit, textliche

Uhr
(Source: vectortatu / fotolia)
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Theorie: Eigentlich ist es ja einfach: Wer sich nicht verständlich ausdrückt, wird halt nicht verstanden. Oder etwas gepflegter: Verständlichkeit ist der Goldstandard jeglicher schriftlicher Kommunikation und muss folglich zuoberst auf jeder Anforderungsliste für funktionale Texte stehen.

Realität: Leicht gesagt, doch nun liegt das Content Book für die neue Firmensite auf dem Tisch und irgendwie wird einem beim Lesen leicht unwohl. Passen die Texte zur Zielgruppe? Wenn nein, warum, und wie sage ich’s den Textern? In solchen Fragen hilft das sogenannte Hamburger Verständlichkeitskonzept weiter. Es fusst auf den Forschungen der Herren Tausch und Schulz von Thun aus den 1970er-Jahren und hat sich im deutschen Sprachraum als praxistaugliches Arbeitsmittel etabliert. Das Schöne daran: Es lässt sich rasch verstehen und anwenden – sowohl als Anleitung zum Schreiben als auch zum Beurteilen von Texten. Die Verständlichkeit misst es anhand von nur vier Aspekten:

Einfachheit: Sind die Wörter geläufig und anschaulich? Werden nicht vermeidbare Fachbegriffe erklärt? Sind die Sätze kurz und nicht verschachtelt?

Gliederung/Ordnung: Ist der Text logisch aufgebaut, hat er einen roten Faden? Wird er sinnvoll durch Absätze, Zwischentitel, Formatierungen etc. strukturiert?

Kürze/Prägnanz: Ist der Text genauso lang, wie er sein soll – nicht zu kurz und nicht zu ausschweifend?

Anregende Zusätze: Fühle ich mich von klug eingesetzten Ein­sprengseln wie Wortspielen oder direkter Ansprache "bei der Stange gehalten"?

Wie das in der Praxis genau geht, lässt sich etwa im Buch "Sich verständlich ausdrücken" von Langer, Schulz von Thun und Tausch nachlesen. Es liefert nicht nur die Methode, sondern auch das Übungsmaterial, um sie zu erlernen.

Fazit: Wer als Kommunikationslaie öfter Feedback zu Texten geben muss, sollte sich eine gescheite Messmethode zulegen. Klar, damit diese reproduzierbare und präzise Resultate liefert, muss schon ein paar Stunden geübt werden. Dafür klappt’s dann auch in der Kommunikation mit der Agentur.

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