Update: Der Bund soll sich an "Cyber-Empa" beteiligen
In der Schweiz soll ein Prüfzentrum für vernetzte Geräte aller Art entstehen. Der Kanton Zug treibt das Projekt voran. Nun fordern Politiker, dass sich auch der Bund stärker engagiert.
Update vom 18.12.2020: Der Bund soll sich an Aufbau und Betrieb des Nationalen Testinstituts für Cybersicherheit (NTC) beteiligen. Dies fordert Nationalrat Franz Grüter (SVP, LU) in einer am 15. Dezember eingereichten Motion. Der Vorstoss wird von 46 Ratsmitgliedern mitgetragen.
Die durch den Kanton Zug angestossene Initiative zur Schaffung eines NTC werde bereits fachlich durch das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) unterstützt, anerkennt Grüter im Text zur Motion. Aber: "Um das Testinstitut auf nationaler Ebene zu etablieren, ist zusätzlich ein verbindliches, langfristiges und rechtlich abgestütztes Engagement des Bundes nötig."
Entsprechend werde der Bundesrat beauftragt, die notwendigen rechtlichen Grundlagen für die Beteiligung des Bundes am Aufbau und Betrieb der "Cyber-Empa" zu schaffen und festzulegen mit welchen Mitteln er sich beteiligt.
Der Bedarf für ein NTC sei gegeben, heisst es in der Motion unter Berufung auf eine Umfrage bei Betreibern kritischer Infrastrukturen. Durch eine Beteiligung könne der Bunde zudem die Umsetzung seiner Nationalen Strategie zum Schutz der Schweiz vor Cyberrisiken (NCS) vorantreiben und sicherstellen, dass die Kräfte gebündelt werden.
Gemäss den Parlamentsdiensten wird die Motion als nächstes im Nationalrat behandelt.
Update vom 29.10.2020: Kanton Zug finanziert die "Cyber-Empa" mit
Der Kanton Zug hat eine Anschubfinanzierung für den Aufbau eines nationalen Testinstituts für Cybersicherheit (NTC) von 450'000 Franken beschlossen, wie die "" berichtet. Das geplante Vorhaben sei ein gemeinnütziges Projekt und werde nicht nur vom Kanton, sondern auch vom eidgenössischen Finanzdepartement, der ETH Zürich und vom Nationalen Zentrum für Cybersicherheit des Bundes (NCSC) unterstützt.
Der Regierungsrat begründet die Finanzierung des NTC mit den Risiken der Digitalisierung. IT-Produkte, die für das Funktionieren des Gemeinwesens unverzichtbar sind, müssen laut dem Regierungsrat auf ihre Sicherheit und Qualität geprüft werden können. Dass es so eine Möglichkeit noch nicht gebe, sei aus Sicht der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und geopolitischen Stabilität der Schweiz fragwürdig, so der Regierungsrat im Bericht.
Originalmeldung vom 17.08.2020: Kanton Zug plant nationale Prüfstelle für IT-Hardware
Der Kanton Zug verstärkt seine Bemühungen zur Schaffung eines nationalen Prüfinstituts für Cybersicherheit. Nachdem der Regierungsrat bereits letztes Jahr 300'000 Franken für die Vorabklärungen gesprochen hatte, sollen inzwischen die ausgearbeiteten Konzepte vorliegen, wie die "NZZ" berichtet.
Die "Cyber-Empa" genannte Prüfstelle soll "abklären, ob IT-Geräte gewisse Anforderungen an die Sicherheit erfüllen". Denkbar seien Prüfungen für diverse Geräte: "vom Netzwerkrouter, wie ihn jeder Nutzer eines Breitbandanschlusses zu Hause hat, bis zur Steuerungskomponente für ein Wasserkraftwerk".
Die geplante Prüfstelle würde zunächst selber noch keine technischen Tests durchführen, sondern externe Testlabore vorschlagen und beauftragen, heisst es weiter. Sie würde vielmehr Prüfkriterien für die Tests aufstellen, die Prüfungen organisieren und kontrollieren und zum Schluss ein Zertifikat oder Label ausstellen. Interessierte Kooperationspartner seien etwa der Branchenverband Elektrosuisse oder der Verband ICTswitzerland. Letzterer hatte im vergangenen September ein Cyber-Testing-Lab gefordert, und habe auch das konkrete Konzeptpapier für das Zuger Projekt ausgearbeitet.
Bund will die Idee prüfen
Bereits im Sommer 2019 sei der Kanton Zug mit der Idee an den Bund herangetreten, schreibt die NZZ weiter. In der Folge habe es mehrere Gespräche gegeben, an denen sich auch die Kantone Bern, Waadt, Tessin und Zürich beteiligten. Diese seien jedoch ohne konkrete Ergebnisse geblieben. "Ich hatte den Eindruck, dass man uns immer vertröstet", zitiert die NZZ den Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler. Tännler habe darum das Projekt auf eigene Initiative vorangetrieben. Nun soll es Ende August zu einem Treffen aller interessierter Kreise kommen, an dem auch Florian Schütz, Vorsteher des Nationale Zentrum für Cybersicherheit teilnimmt.
Der Bund wolle die die Idee aus dem Kanton Zug prüfen, zitiert die NZZ Florian Schütz. "Es ist nicht sinnvoll, mehrere Prüfzentren gleichzeitig zu initialisieren, weshalb der Bund eine Zusammenarbeit anstrebt." Eine Entscheidung ist auch noch beim Zuger Regierungsrat ausstehend. Diese solle in den nächsten Wochen fallen.