FHNW-Studie zur Schweizer Unternehmerinnenszene

Mehr weibliche Vorbilder gefordert

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Die Schweiz zählt mehr als doppelt so viele männliche Start-up-Gründer wie weibliche. Eine Studie der FHNW hat untersucht, was die Gründungsbereitschaft von Frauen beeinflusst.

(Source: Free-Photos / pixabay)
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Der Anteil der männlichen Gründer ist mehr als doppelt so hoch wie der Anteil der Gründerinnen. Die FHNW hat die Start-ups und Studierenden im Förderprogramm Future.preneurship befragt, um herauszufinden, wieso der Frauenanteil mit rund zwei Dritteln in diesem Programm so hoch ist. Die Befragung wurde einmal vor und einmal nach dem Programm durchgeführt. Die Erkenntnisse der Studie sollen zur Verbesserung der Unterstützungsangebote und dem Abbau von Hürden beitragen und Frauen somit den Einstieg in das Unternehmertum und die Selbstständigkeit erleichtern.

Motivationsfaktoren fürs Programm

Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Befragten bewerten das Sammeln von Arbeitserfahrung generell und das Kennenlernen der Start-up-Szene als Hauptmotivatoren für die Teilnahme im Programm. Ausserdem gaben Frauen in grösserem Masse an, etwas Sinnvolles tun zu wollen. Dafür bewerteten sie den Verdienst als nicht so wichtig. Interessanterweise gaben die Männer aber zum Grossteil an, mit dem Verdienst im Praktikum zufrieden zu sein, während der Verdienst nur einem Drittel der Frauen genügt. Zusätzlich zeigten die Teilnehmerinnen weniger Interesse daran, in Managementpositionen zu schnuppern.

Die Teilnehmenden des Programms wurden auch zur Attraktivität des möglichen Karrierewegs nach dem Studium befragt. Das Gründen oder Mitgründen eines Start-ups direkt nach dem Studium ist für die Befragten beider Geschlechter attraktiv. Während die Übernahme eines bestehenden Unternehmens für die meisten Programmteilnehmer unattraktiv ist. Wobei Teilnehmerinnen noch weniger Interesse daran bekundeten als die Teilnehmer. Auch das Interesse, direkt nach dem Studium in der öffentlichen Verwaltung oder im akademischen Bereich zu arbeiten, ist tief. Tendenziell bewerten Frauen in der Studie soziale oder nachhaltige Karrierewege höher als Männer. Fünf Jahre nach dem Studium sehen sich in der ersten Befragung sogar alle Teilnehmenden als mögliche Gründer.

(Source: FHNW)

Meinungsänderungen durch das Programm

Durch das Programm hat sich die Intention, ein Start-up zu gründen, bei vielen Teilnehmenden geändert. Die Zahl der Befragten, die durch das Praktikum kein Start-up mehr Gründen wollen, ist leicht höher als die, die dazu motiviert wurden. Konsequenterweise stieg die Attraktivität einer Anstellung für die Befragten leicht.

Die Studienautoren kommen zum Schluss, das zeitlich begrenzte Jobs und Praktika den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Der Einblick in den unternehmerischen Alltag und die gesammelte Berufserfahrung im Bereich Innovation steigere die Bereitschaft, nach dem Studium ein eigenes Unternehmen aufzubauen oder zu übernehmen und das bei beiden Geschlechtern. Ausserdem sei es für Frauen wichtiger, etwas Sinnvolles zu tun. Trotzdem müssen für Frauen mehr Faktoren passen, damit sie zu Gründerinnen werden.

Weibliche Vorbilder sind gefragt

Die Studienautoren haben Massnahmen vorgestellt, die Unterstützungsprogramme für Frauen attraktiver machen und die Gründungsbereitschaft erhöhen sollen. Dazu sollen bestehende Programme mehr Frauen in die Leitung und die Durchführung miteinbeziehen. So könnten erfolgreiche Unternehmerinnen eine Vorbildfunktion einnehmen. Vorbilder im technischen Bereich werden Mädchen im MINT-Förderprogramm von Swiss Tecladies geboten, mehr dazu lesen sie hier.

Ausserdem verlangen die Autoren, dass dedizierte Programme für Frauen ins Leben gerufen werden. Diese sollen auch zeigen, wie das Risiko auf dem Weg in die Selbstständigkeit minimiert werden kann und wie Beruf und Familie in der Selbstständigkeit zu vereinbaren sind.

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