Interview mit Keywan Nadjmabadi

Deshalb braucht die S/4-Hana-Transformation interne Vermarktung

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Die S/4-Hana-Transformation geht nur zäh voran. Viele können den Nutzen der ERP-Umstellung nur schwer einschätzen, sagt Keywan Nadjmabadi, Head of Business Transformation Services Schweiz von SAP, im Interview. Die älteren R/3-Systeme sind zwar stabil, stossen aber an ihre Grenzen.

Keywan Nadjmabadi, Head of Business Transformation Services Schweiz von SAP (Source: zVg)
Keywan Nadjmabadi, Head of Business Transformation Services Schweiz von SAP (Source: zVg)

Gemäss einer Umfrage der IG SAP Schweiz geht die S/4-Hana-Transformation nur schleppend voran, obschon man von vielen unterstützenden Initiativen und Hilfestellungen liest. Weshalb?

Keywan Nadjmabadi: Für viele Unternehmen ist die ERP-Umstellung ein grosser Schritt, dessen Aufwand und Auswirkung beziehungsweise Nutzen sie noch schwer abschätzen können. Das von der Pandemie geprägte vergangene Jahr hat diese Unsicherheit erhöht. Genau deshalb empfehlen wir, die wesentlichen Fragen des Nutzens (warum?), der Lösungen (was?) und der richtigen Schritte (wie?) genauer zu untersuchen und zu beantworten.

In der gleichen Umfrage heisst es, dass beinahe drei Viertel der SAP-Kundschaft mit der Nutzung ihres Produkts zufrieden ist. Dabei nutzen die meisten noch eine R/3-Version. Was bringt denn die Umstellung auf S/4 Hana tatsächlich?

Die Zufriedenheit der SAP-Kunden spricht für die hohe Qualität der SAP-Software und der zugehörenden Leistungen wie Support und Consulting. Wichtig ist auch, das breit im Markt verfügbare Wissen rund um SAP-Software. Die schnell wechselnden Marktanforderungen und Trends, Mitbewerber gepaart mit technologischem Fortschritt erfordern erweiterte oder gar neue Geschäftsmodelle. Genau hier stossen die stabilen, aber in die Jahre gekommenen Systeme wie R/3 an ihre Grenzen. Cloud-Lösungen und Betriebsmodelle, In-Memory-Technology für Echtzeit-Verarbeitung, -Simulation und -Analyse, Machine Learning und künstliche Intelligenz sind nur einige Beispiele, die den Wandel unausweichlich befeuern.

Was sind die ersten Schritte, falls sich Kundinnen und Kunden für die S/4-Hana-Migration entscheiden?

Wichtig ist, die Haupttreiber und den Nutzen des ERP-Umstiegs in den Vordergrund der Transformation zu stellen, der hoffentlich eine Planung vorausgegangen ist. Diese zeigt auf, welche Voraussetzungen zu schaffen sind und welche flankierenden Massnahmen den Projekterfolg absichern. Ich empfehle jedem Kunden, ein ERP-Projekt von Beginn an mit entsprechendem C-Level und Business-Support als ein Businessprojekt intern zu vermarkten. Für den Projekterfolg braucht es Beteiligte und keine Betroffenen.

Welche Optionen gibt es für Kunden und Kundinnen, falls sie sich gegen eine S/4-Hana-Migration entscheiden sollten?

SAP garantiert den vollständigen Support seiner R/3-Softwareprodukte (ECC, ERP) bis Ende 2027. Aber auch danach stehen den Kunden weitere Supportleistungen zur Verfügung. Ergänzend oder ersatzweise bieten sich je nach Anwendungsgebiet verschiedene SAP-Cloud-Lösungen an. Die Frage ist und bleibt, wie lange die IT mit der vielleicht stabilen, aber wenig flexiblen Software den Geschäftsanforderungen noch gerecht werden kann.

Was empfehlen Sie SAP-Kundinnen und -Kunden, welche die S/4-Hana-Migration noch vor sich haben?

Diesen Kunden stellen wir als Erstes viele frei verfügbare Werkzeuge wie Analysetools und Reports zur Verfügung. Darüber hinaus empfehlen wir, mit einer fundierten Planung eine valide Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten. Umfragen zeigen eindeutig, dass sich die Investments in eine Vorstudie bewähren und auszahlen. Daher ist meine Empfehlung, gemeinsam mit Business, IT und dem Lieferanten SAP in eine Planungsphase zu gehen, bevor wesentliche Entscheidungen getroffen werden, die schwer oder nur schmerzhaft revidiert werden können. Die kundenindividuellen Ergebnisse helfen, die initial angesprochene Ungewissheit zu nehmen und die Entscheidungen breit abzustützen.

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