Herbstevent von Eurocloud Swiss

Rocket Launch - von der Landing Zone zu Cloud Native Apps

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von René Jaun und slk

Der Wechsel von klassischer Anwendungsentwicklung auf Cloud-native Applikationen stellt eine grosse Veränderung für Unternehmen dar. Warum sich der Schritt lohnt und welche Möglichkeiten es dabei gibt, schilderten die Referenten am Herbstevent von Eurocloud Swiss.

Azure-Consultant Felix Bodmer am Herbstevent von Eurocloud Swiss. (Source: zVg)
Azure-Consultant Felix Bodmer am Herbstevent von Eurocloud Swiss. (Source: zVg)

Wer Applikationen für die Cloud entwickelt, ist mit den dafür vorgesehenen Konzepten und Werkzeugen bestens vertraut. Anders sieht es für Unternehmen aus, die dies noch nicht tun: Für sie "erscheint die Hürde auf dem Weg in die Cloud und Nutzung von Technologien und Tools wie Micro-Services, Containern, Kubernetes und Service Meshes sehr hoch", drückte es Eurocloud Swiss in der Einladung zum diesjährigen Herbstevent aus, der am 27. Oktober im Zürcher Kongresshaus stattfand. Unter dem Motto "Rocket Launch - von der Landing Zone zu Cloud Native Apps" präsentierte die zum Wirtschaftsverband Swico gehörende Interessengruppe eine Reihe von Referenten, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.

Schritt für Schritt in die Cloud

Die Sicht des Cloud-Anwenders vertrat einerseits Toni Rudolf, Mitgründer und Managing Partner des Online-Reisebüros Weekend4two. Das Unternehmen startete vor 13 Jahren ganz klein, schilderte er. Als IT-Infrastruktur diente zunächst ein mit anderen geteilter Server (Shared Hosting) für 30 Franken im Monat. In seinem Vortrag zeichnete Rudolf die Evolution dieser Infrastruktur und seines Unternehmens nach. Aus dem geteilten wurde ein dedizierter Server (monatlich 180 Franken), und 2013 folgte der Einstieg ins Cloud-Angebot von AWS (monatlich 300 Franken) – "Es sieht teuer aus, aber unsere Anforderungen waren auch gestiegen", kommentierte Rudolf. Es folgten Elastic Cache, Docker, schliesslich eine leistungsfähigere Datenbank und automatische Skalierung. Im Jahr 2017 betrugen die monatlichen Kosten 800 Franken.

Seit diesem Jahr setzt Weekend4two auf Kubernetes. Das sei "wahnsinnig gäbig", sagte Rudolf. Zwar seien die Anforderungen an die Datenbank mitunter hoch, aber man sei nach wie vor "ein einfaches Web-Unternehmen", und wisse, was man brauche. Dank Kubernetes könne er die Applikation einfach und zielgerichtet skalieren. Und mit 700 Franken monatlich sei die Infrastruktur "definitiv günstiger geworden", sagte er zum Schluss.

Alles oder nichts

Einen ganz anderen Wechsel in die Cloud beschrieb Markus Schönenberger von Advellence. Das Unternehmen bietet unter anderem Lösungen im Bereich des Digital Asset Managements (DAM) an. Dazu gehören beispielsweise Such- und Verwaltungsportale für Videos oder Bilder. Das Unternehmen versuchte lange Zeit, mit einer On-Prem-Infrastruktur zu arbeiten, doch dann sei die Datenmenge zum Problem geworden. "Es flog uns um die Ohren", sagte Schönenberger. Doch auch die Skalierung, verbunden mit zahlreichen Anpassungen für Kunden, konnte das Unternehmen nicht mehr bewältigen.

Schliesslich entschied sich Advellence für "die Reissleine" und einen pragmatischen Schritt in die Cloud. "Wir konnten gar nicht mehr anders", fasst Schönenberger zusammen. "Die Entscheidung war: Einmal neu machen, oder wir wären weg gewesen". Die Neuentwicklung habe "Ein paar siebenstellige Zahlen" gekostet und sei ein Risiko gewesen. Doch sie habe sich gelohnt: Die heutige Lösung skaliere nahtlos, sei sicher, und werde von Kunden für ihre Einfachheit und Stabilität gelobt.

Von PaaS, Composability und Integrationen

Doch wie gelingt einem Unternehmen der Umstieg in die Cloud? Diese Frage beantwortete Felix Bodmer, laut Linkedin Independent Consultant und Microsoft V-TSP. In seinem Vortrag sparte er nicht mit klaren Ansagen: Container seien etwa nicht "das höchste der Gefühle", auch wenn manche Entwickler dies glaubten. Und die Idee von Multi-Cloud kommentierte er pragmatisch mit: "Funktioniert nicht, Punkt, Schluss, Das war's". Er riet Unternehmen dazu, ein dediziertes Cloud-Team einzusetzen, anstatt "die Entwickler einfach machen" zu lassen. Allerdings räumte er in seinem Referat auch ein, dass es schwierig werden dürfte, ein solches Team zu rekrutieren. Potenzial sieht Bodmer dagegen im Platform-as-a-Service (PaaS)-Ansatz. Das Modell entwickle sich schneller als klassische Software und werde diese in Zukunft abhängen.

Claus Thoden, Principal Strategic Client Architect bei MuleSoft, führte das Publikum ins Entwicklungskonzept der Composability ein. Dabei wird eine Anwendung nicht mehr "in einem Block" gebaut, sondern sie besteht aus vielen kleinen "Bausteinen", die sich etwa mittels Programmierschnittstellen (APIs) untereinander austauschen. "Mit jeder neuen API bekomme ich einen Fundus an Bausteinen, die ich komponieren kann", sagte Thoden.

Claus Thoden (r.) sprach über die Entwicklung von Composable Apps. (Source: zVg)

Die Sicht des Cloud-Anbieters vertrat schliesslich Thomas Maurer, Senior Cloud Advocate von Microsoft. Er demonstrierte, wie ein Unternehmen eine hybride Cloud-Infrastruktur aufbauen und verwalten kann, natürlich anhand der Tools seines Unternehmens.

Es gebe diverse Gründe, die für eine hybride Cloud sprechen, wie etwa Datenschutzrichtlinien oder technische Einschränkungen. Microsoft nehme diese Bedürfnisse ernst und offeriere ein Produktportfolio, mit denen sich eigene Server oder Services anderer Clouds in eine Azure-Infrastruktur integrieren lassen.

Der Herbstevent von Eurocloud Swiss stand ganz im Zeichen der Technik. Man habe das bewusst so geplant, sagten die Beiräte Sandro Eggenberger und Stephan Kunz, die durch den Anlass führten. Man sei nun gespannt, wie diese Ausrichtung bei den Teilnehmenden angekommen sei. Eine Übersicht über die Cloud native Anwendungsentwicklung finden Sie in ihrem Fachbeitrag. Und wie die Frage der Swissness in der Cloud diskutiert wurde, finden Sie hier im Bericht zum Eurocloud-Swiss-Event vom vergangenen Frühling.

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