Frühlingsevent von Eurocloud Swiss

Swissness in der Cloud: Von alten Fragen zu neuen Denkansätzen

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von René Jaun und msc

Die Studie des Bundes zur Bedarfsabklärung einer Swiss Cloud hat den Frühlingsevent von Eurocloud Swiss geprägt. Fragen zu Vertrauen und Abhängigkeit waren dabei nicht neu. Doch in der Diskussion zeigte sich eine Verschiebung der Fragestellung, weg von Infrastrukturen und hin zur Datennutzung.

(Source: Pei Lin / Fotolia.com)
(Source: Pei Lin / Fotolia.com)

"cloud - wieviel Swissness ist notwendig?" - Unter diesem Motto hat der virtuelle Frühlingsevent von Eurocloud Swiss stattgefunden. Das Thema sei brandaktuell, teilte die zum Branchenverband Swico gehörende Interessengruppe vor der Veranstaltung mit.

Und die mehr als 160 Anmeldungen bestätigten das breite Interesse. Die Frage sei nicht neu, sagte Eurocloud-Swiss-Präsident Martin Andenmatten bei der Begrüssung. Er verwies auf die Studie des Bundes, Andenmatten stellte diese Studie als Grundlage des Events vor.

die eine Art Schweizer Cloud-Label vorsieht, den Aufbau einer Swiss-Cloud-Infrastruktur jedoch nicht empfiehlt.

Martin Andenmatten, Präsident von Eurocloud Swiss. (Source: zVg)

Der neue Fokus

In einem ersten Referat erörterte Anwalt Christian Laux den Begriff der Swissness, und warum er für die Schweiz und ihre Einwohner von Bedeutung sein könnte. Hinsichtlich der Bundes-Studie zeigte Laux auf, dass sich etwa der oft kritisierte Datenschutz bei ausländischen Cloud-Anbietern rechtlich regeln lasse. Dabei sei natürlich die Abhängigkeit von wenigen grossen Anbietern im Auge zu behalten.

Wichtiger war Laux jedoch die digitale Selbstbestimmung der Schweiz. Aus der volkswirtschaftlichen Perspektive gehe es darum, das digitale Geschäftsleben in der Schweiz, die "Business Continuitity", sicherzustellen. Oft sei dabei weniger wichtig, wo die Infrastruktur steht und wo Daten gespeichert seien, sondern was mit den Daten konkret passiere, erläuterte Laux weiter.

"Daten haben einen Vorteil, wenn wir die darin gespeicherten Informationen nutzen können", sagte der Anwalt. Als Beispiel verwies er auf die vom Bund geplante Dateninfrastruktur, die Entwicklern den Zugang zu Mobilitätsdaten ermöglicht.

Er plädierte dafür, dass Daten zwar geschützt, aber auch zum Wohle aller genutzt werden sollten.

Angebot aus Europa

Warum die Hyperscaler aus dem Ausland auch in der Schweiz beliebt sind, verdeutlichte die Präsentation von Stefano Mallè. Der Head of Technology von AWS Schweiz stellte die Vorzüge eines grossen Cloud-Anbieters vor. In der Cloud könne man kosten sparen, neue Lösungen schneller entwickeln und einfacher Zugang zu innovativen Technologien erhalten. Natürlich nutzte Mallè die Gelegenheit, das Schweizer AWS-Angebot vorzustellen, welches im 2. Halbjahr 2022 starten soll.

Weiter zeigte er auf, wie sich die Sicherheitseinstellungen der Cloud-Infrastruktur quasi auf Knopfdruck konfigurieren lassen.

Im Diskussionspannel, welches den zweiten Teil der Eurocloud-Swiss-Veranstaltung bildete, sprach unter anderem Andreas Weiss, Technical Committee Member der europäischen Cloud-Initiative Gaia-X.

Gaia-X sei ein Angebot auch an die Schweiz, gemeinsam ein federiertes Cloud-Modell aufzubauen. Damit könnten Potenziale der Cloud genutzt werden, die sich On-Prem nicht umsetzen lassen.

Für klar definierte Zugangsregelungen machte sich Datenschutz-Expertin Ursula Uttinger stark. Dass diese im Unternehmen oft zu lasch gesetzt werden, zeige sich meistens erst beim Wechsel in der Cloud.

Das Diskussionspanel auf dem Event. (Source: Screenshot Netzmedien)

Mario Roten, Head IT Operations von Hirslanden, zeigte sich vorsichtig: Er wolle nicht als Cloud-Verweigerer verstanden werden, sagte er. Er gehe sehr wohl den Innovationsweg mit seinen Partnern, setze aber auch auf funktionierende Legacy-Systeme. "Ich engineere global und operate lokal", fasste er zusammen.

Uneins waren sich die Teilnehmenden über die Frage, wie stark Daten in der Cloud nicht nur verschlüsselt gesichert, sondern auch verarbeitet werden könnten: Während Stefano Mallè von AWS betonte, ebendies sei möglich, betonte Andreas Weiss, man habe es nicht mit einer verschlüsselten Amazon-Welt zu tun, sondern mit einer Umgebung aus verschiedenen Anbietern, in der eine flächendeckende Verschlüsselung nicht mehr möglich sei.

Diskussion geht weiter

Im Nachgang zum Event zeigt sich Eurocloud-Swiss-Präsident Martin Andenmatten erfreut: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf – an der Paneldiskusssion wie aber auch im Chat-Verlauf wurde heftig diskutiert."

Für ihn habe sich gezeigt, dass es bei der Frage um Swissness und Cloud noch immer sehr viel Unklarheiten gebe, schreibt Andenmatten weiter. Viele Fragen, etwa bezüglich Datenschutz, könnten heute beantwortet werden. "Was oft verkannt wird, ist die Tatsache, dass die Cloud nicht dazu da ist, das Bestehende in der gleichen Art abzubilden. Viel wichtiger ist, dass die Cloud als Basis dienen muss, Innovationen voranzutreiben. Die Herausforderung ist nicht die einzelne Cloud – sondern der Aufbau einer Dateninfrastruktur, eines Data Spaces, welches ein Service Ökosystem ermöglicht, wo verschiedene Teilnehmer und Supply Chains mit einander Daten austauschen können."

Das Datum des nächsten Events von Eurocloud Swiss steht aktuell noch nicht fest. Laut Andenmatten dürfte es Ende Oktober oder Anfang November so weit sein.

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