Fridolin Wicki und Christoph Streit im Interview

So wurde Swisstopo zum Master of Swiss Apps 2021

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Swisstopo hat den Titel Master of Swiss Apps 2021 gewonnen. Fridolin Wicki, Direktor des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo, und Christoph Streit, Leiter Produktmanagement, sprechen über ihre Lieblingsfeatures, die Hintergründe des Projekts und über die Zusammenarbeit mit Ubique.

Fridolin Wicki (l.), Direktor des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo, und Christoph Streit, Leiter Produktmanagement, Swisstopo. (Source: zVg)
Fridolin Wicki (l.), Direktor des Bundesamts für Landestopografie Swisstopo, und Christoph Streit, Leiter Produktmanagement, Swisstopo. (Source: zVg)

Herzliche Gratulation zum Gewinn des Master of Swiss Apps 2021. Was bedeutet der Award für Swisstopo?

Fridolin Wicki: Der Award bedeutet uns sehr viel. Er zeigt, dass wir zusammen mit Ubique eine App geschaffen haben, welche die Fachwelt und die Nutzerinnen und Nutzer gleichermassen überzeugt und begeistert. Das Bundesamt für Landestopografie Swisstopo hat unter anderem den Auftrag, ein Landeskartenwerk zu publizieren. Dies machen wir mit der App offensichtlich zeitgemäss, nutzer­gerecht und überzeugend.

Wie kommt die App bei den Nutzerinnen und Nutzern an?

Christoph Streit: Die Nutzungszahlen zeigen uns, dass die App sehr rege und intensiv benutzt wird. Dank unseres Kundensupports per Telefon und E-Mail, wie auch über die Rezensionen in den App-Stores stehen wir in direktem Kundenkontakt. Die dabei erhaltenen Feedbacks sind sehr positiv und zeigen gleichzeitig, dass an Swisstopo hohe Qualitäts- und Funktionsanforderungen gestellt werden.

Wie haben Sie das App-Projekt angepackt?

Wicki: Swisstopo hatte schon früher eine App für mobile Geräte. Allerdings mit einem wesentlich geringeren Umfang an Inhalten und Funktionalitäten. Sie erfüllte heutige Standards nicht mehr. Wir wollten nicht bloss ein Update der damaligen App, sondern von Grund auf etwas Neues. Es sollte unsere Strategie für eine zukunftsfähige und erhöhte Nutzbarkeit unserer Daten unterstützen. Die App sollte auf die heutige Generation und deren Nutzerverhalten ausgerichtet sein. Als Bundesamt produzieren wir unsere Geodaten mit Geldern der Öffentlichkeit. Es ist somit auch unsere Aufgabe, Instrumente bereitzustellen, damit diese Daten für die Öffentlichkeit zugänglich sind – und zwar möglichst einfach und kostenlos.

Streit: In einer Initialisierungsphase setzten wir uns intensiv mit den konkreten Kundenbedürfnissen und den Anforderungen an eine neue Geodaten-App auseinander. Nach der anschliessenden öffentlichen Ausschreibung startete die Umsetzungsphase, in der die App agil entwickelt wurde und ein sehr enger Austausch zwischen Ubique und Swisstopo stattfand. In Reviews und mit Testversionen sind sämtliche Inhalte akribisch geprüft worden. Die involvierten Personen bewegten sich während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 mit der Nase auf dem Display durch ihre Wohnquartiere, was ab und an bei Nachbarn für Kopfschütteln sorgte. An den Wochenenden wurden fleissig Touren geplant, durchgeführt, aufgezeichnet und ausgewertet. Sie sehen, wir waren sehr praxisbezogen unterwegs.

Auf welches Feature sind Sie besonders stolz – und warum?

Streit: Persönlich bin ich stolz auf die kostenlose und unbegrenzte Möglichkeit, Karten und Daten offline zu speichern. So bin ich auch in Gebieten ohne mobile Netzabdeckung sicher unterwegs.

Wicki: Für mich ist es ganz klar die Vielseitigkeit. Natürlich steht die Kartennutzung bei der App im Vordergrund. Für uns ist die App aber auch ein Kommunikationsinstrument, denn Swisstopo ist viel mehr als die Produzentin der bekannten Landeskarten. Dies wollten wir mit der App abbilden. Ich denke da an die Vergleichsfunktion, wo die aktuelle Landeskarte Luftbildern oder historischen Karten gegenübergestellt werden kann oder auch an weitere Themenfelder wie die Luftfahrt oder den Schneesport. In Zukunft wird da noch mehr kommen.

Warum haben Sie sich bei der Auftragsvergabe für Ubique entschieden?

Wicki: Bei der App handelt es sich um einen öffentlichen Auftrag. Der Auftrag wurde darum in einem offenen Verfahren nach WTO-Regeln ausgeschrieben. Die Ausschreibung enthielt ein detailliertes Pflichtenheft, technische Spezifikationen zur App und konkrete Zuschlagskriterien zur Angebotsbewertung. Für die Anbieter war von Beginn an klar, was wir wollten und nach welchen Gesichtspunkten entschieden wird. Zuschlagskriterien waren das Konzept zur Usability, der Lösungsvorschlag inklusive Vorgehen und Organisation, der Preis und selbstverständlich gehörte auch eine Präsentation dazu. Am Ende des Prozesses war es die Softwareentwicklerin Ubique, welche die Kriterien am besten erfüllte und Swisstopo mit ihrer Lösung überzeugen konnte.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Ubique?

Streit: Die Zusammenarbeit verlief und verläuft sehr offen und unkompliziert. Im Mittelpunkt stehen immer die App und deren Nutzerinnen und Nutzer. Ubique liebt komplexe Probleme und smarte Lösungen und behält dabei immer das grosse Ganze im Auge. Die Zusammenarbeit ist nicht ein klassisches Verhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, sondern ein gemeinsamer Weg zum Ziel. Dazu gehört auch das gegenseitige kritische Hinterfragen und Diskutieren von Anforderungen, Funktionen und Lösungen. Uns als Swisstopo bringt die Art der Zusammenarbeit nicht nur bezüglich der App weiter, wir können auch sonst von neuen Ansätzen profitieren.

Wicki: Ich lernte Ubique als sehr engagierte und kompetente Auftragnehmerin kennen. An einer internen Weiterbildungsveranstaltung von Swisstopo gab uns die Firma am Beispiel der Swisstopo-App einen vertieften Einblick in ihre Arbeitsweise, quasi einen Werkstattbericht. Ein solches Engagement neben dem konkreten Entwicklungsauftrag schätze ich persönlich sehr.

Was war aus Ihrer Sicht die grösste Herausforderung des Projekts?

Streit: Die Kombination von zahlreichen Funktionen mit einer einfachen Bedienung war und ist die Herausforderung schlechthin. Weniger versierte Nutzerinnen und Nutzer sollen sich problemlos in der App zurechtfinden und die Basisfunktionen auf Anhieb finden, während den "Profis" möglichst viele Daten und Features zur Verfügung gestellt werden.

Was würden Sie rückblickend anders machen?

Wicki: In Anbetracht des Erfolgs dürfen wir sagen, dass wir nichts anders machen würden. Die App hat seit deren Publikation unsere Erwartungen übertroffen.

Wie sieht es in puncto Barrierefreiheit aus? Haben Sie bei der Entwicklung an Menschen mit Einschränkungen gedacht?

Streit: Die App ist so ausgelegt, dass die Bedienungshilfen genutzt werden können. Wir sind uns aber bewusst, dass eine Karten- und Geodaten-App, insbesondere für Personen mit einer Sehbehinderung, eine Herausforderung darstellt und wir hier sicher keine optimale Lösung anbieten können.

Wie geht es mit der Swisstopo-App weiter?

Wicki: Auf strategischer Ebene ist klar, dass wir die Swisstopo-App weiterentwickeln. Es bestehen verschiedene Themenbereiche und Daten, die wir gerne integrieren möchten.

Streit: Aus zahlreichen Kundenkontakten kennen wir verschiedene Wünsche und Anliegen. Oft genannte Bedürfnisse versuchen wir aufzunehmen und umzusetzen, soweit dies unsere Ressourcen zulassen. Ein weiteres Update auf die Version 1.5 ist pünktlich auf Weihnachten 2021 geplant. Lassen Sie sich überraschen!

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