Zur IT-Sicherheit

Die Armee experimentiert mit Microsoft Teams

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von Nadja Baumgartner und kfi

Obwohl das Militär kürzlich die US-amerikanische Software Whatsapp verboten hat, setzt es nun auf eine weitere Software aus den USA. Die Armee möchte nämlich die Zusammenarbeit der Milizoffiziere mit Microsoft Teams verbessern.

(Source: Dimitri Karastelev / Unsplash)
(Source: Dimitri Karastelev / Unsplash)

Die Armee hat ein Pilotprojekt mit Microsoft Teams gestartet, um die IT-Sicherheit bei Milizoffizieren zu gewährleisten. Diese sind in der Schweiz gemäss "NZZ" ein Sicherheitsrisiko, da sie häufig ihre privaten Laptops für militärische Zwecke nutzen. Um die Sicherheit zu verbessern, werden rund 60 Milizoffiziere und höhere Unteroffiziere einer mobilen Flugabwehr-Abteilung in den nächsten Monaten mit Microsoft Teams auf ihren privaten Computern arbeiten. Sie sollen die Plattform insbesondere zum Speichern und Teilen von Dokumenten benutzen.

"Es kann nicht sein, dass die Milizoffiziere die Wiederholungskurse in ihrer Freizeit vorbereiten müssen, aber wir ihnen dafür nicht einmal die nötigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung stellen", lässt sich der Programmleiter Digitalisierung der Armee, Carlo Dietiker, in der "NZZ" zitieren.

Eine einheitliche Plattform soll die IT-Sicherheit verbessern. "Heute wissen wir nicht, wie die Milizkader ihre Informationen austauschen. Das geschieht auch über inoffizielle Kanäle wie private E-Mail-Adressen oder persönliche Dropbox-Accounts", sagt Dietiker. "Vermutlich läuft dabei oft nicht alles ganz vorschriftsgemäss."

Weshalb eine amerikanische Software?

Es überrasche, dass das Militär gerade auf eine US-amerikanische Software setzt. Seit Anfang Jahr gilt bei den Messenger-Diensten ein Verbot für ausländische Produkte wie Whatsapp. Neu kommunizieren Armeeangehörige via Threema, wie Sie hier nachlesen können. Grund seien die Sicherheitsbedenken gewesen sowie die amerikanische "Cloud Act", die den amerikanischen Behörden unter Umständen den Zugriff auf Metadaten von Whatsapp gestatte.

Aber auch Microsoft Teams untersteht laut "NZZ" dieser Gesetzgebung. Carlo Dietiker sei sich dem bewusst. "Es geht um den Schritt aus einer völlig unkontrollierten Situation in eine geregelte Umgebung." Wenn die Armee bei einer definitiven Einführung den Vertrag mit Microsoft abschliesst, sei sie damit juristisch gesehen die Besitzerin der Daten und könne somit die Nutzerkonten verwalten. Das sei eine Verbesserung gegenüber heute, heisst es seitens Dietiker.

"Ausserdem liegen die Daten in Rechenzentren, die Microsoft in der Schweiz betreibt." Dennoch schütze sie das nicht in jedem Fall vor einem Zugriff amerikanischer Behörden auf der Grundlage von Cloud Act. Dietiker ist trotzdem zuversichtlich, dass Microsoft ebenfalls daran interessiert ist, die Behörden nicht überall hinschauen zu lassen. "Es gibt Fälle, in denen sich Microsoft juristisch sehr erfolgreich gegen den staatlichen Zugriff gewehrt hat", sagt er.

Sicherheitsbedenken sind da

Die Rahmenbedingungen des Pilotversuches zeigen, dass dennoch Sicherheitsbedenken da sind. Vorläufig dürfen nur Daten der niedrigsten von drei Sicherheitsstufen ("intern") in der Microsoft Cloud gespeichert werden, wie "NZZ" weiter schreibt. Dazu gehören beispielsweise Vorbereitungsrapporte, Ausbildungsunterlagen oder Tagesbefehle an die Truppe. Solche "internen" Informationen könnten den Landesinteressen zwar einen Nachteil bringen, wenn Dritte darauf Zugriff erlangen, aber noch keinen grösseren Schaden anrichten.

Es ist laut Dietiker noch unklar, ob weitere Informationen der Stufe 2 ("vertraulich") in Microsoft Teams abgelegt werden. "Der Grossteil der Formationen verwendet sowieso kaum vertrauliche Informationen", sagt er.

Das Pilotprojekt läuft bis im Mai. Die Beschaffung der Software inklusive Einrichtung belaufe sich auf Kosten von rund 50'000 Franken und sei über einen IT-Dienstleister abgewickelt worden.

Am 1. Januar 2022 hat die Schweizer Armee übrigens die Befugnis erhalten, ein Cyberbataillon zu bilden. Es wird ein wichtiger Bestandteil des Kommandos Cyber sein, zu dem sich die Führungsunterstützungsbasis ab dem Jahr 2024 weiterentwickelt. Hier können Sie mehr darüber lesen.

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