Schwierigkeiten mit Sonderzeichen

Die QR-Rechnungen kriegen das "-ić" (noch) nicht auf die Reihe

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von Petar Marjanović, watson.ch

Schweizer Banken wollen im Herbst auf QR-Rechnung umsteigen. Noch klappt es aber nicht mit allen Sonderzeichen.

(Source: Fotolia)
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Das Schweizer E-Banking steht vor einer grossen Modernisierung: Spätestens ab Oktober 2022 werden alle Rechnungen als QR-Rechnung verschickt werden. Wer die monatliche Handy- oder Stromrechnung erhält, wird einen kleinen QR-Code zugesandt bekommen, in dem alle Zahlungsdetails gepackt werden.

Das hat entscheidende Vorteile, weil das mühsame Abtippen von Zahlungsdaten entfällt. Der QR-Code verrät nämlich neben Kontonummer und Rechnungsbetrag auch die vollständige Adressen von Empfänger respektive Absender, allfällige Rechnungs- und Referenznummern sowie Zahlungsfristen. Sie können heute bereits mit den verbreiteten E-Banking-Apps eingelesen und sollen im Herbst zum neuen Standard werden.

Die QR-Rechnung hat aber ein grosses Problem: Sie verbietet gewisse Zeichen. Wer João Félix, Martina Ødegaard oder wie der Autor dieses Artikels heisst, wird vom QR-Code nicht richtig erfasst werden können. Das Problem erinnert an das Sonderzeichen-Problem beim Schweizer Pass und hat tatsächlich denselben Ursprung: Es ist nicht ein Versehen, sondern ein bewusster Entscheid.

Die Problematik hängt teilweise mit der Frage zusammen, wie Computersysteme Buchstaben und Zahlen abspeichern. In der Anfangszeit der Informatik herrschte ein Wildwuchs, der zunehmend vom einheitlichen Unicode-Standard ersetzt wurde. Bei behördlichen Datenbanken kam zusätzlich die Frage hinzu, welche Buchstaben wie unterstütz werden sollten: So wollte man bewusst nicht alle Zeichen in einem Schweizer Pass erlauben, damit sich Novak Djokovic nicht kyrillisch-korrekt "Новак Ђоковић" nennt oder gar Emojis im Vornamen wählt.

Schweizer Pass kann bald "-ić" zeigen

Der Bundesrat reagierte und beschloss eine Modernisierung: Ab 2024 werden so auch Namen wie "Boris Babić" oder "Ana Maria Crnogorčević" offiziell im Schweizer Pass stehen dürfen. Obwohl diese Namen dann amtlich korrekt gelten werden, dürften sie noch ein Weilchen auf einer QR-Rechnung ausbleiben – und das, obwohl ein gültiger QR-Code mit diesen Sonderzeichen generiert werden kann.

Das schafft heute gewisse Absurditäten: Der technisch gültige QR-Code mit "ć" lässt sich abdrucken und wird beispielsweise von der Postfinance-App richtig eingelesen. Die E-Banking-App der Zürcher Kantonalbank (ZKB) verweigert jedoch den Scan, weil der QR-Code den technischen Standards der QR-Rechnung widerspricht.

Zuständig für den technischen Standard der QR-Rechnung ist die Six Group. Ein Sprecher bestätigt die Problematik und erwähnt in einer ausführlichen Stellungnahme Anforderungen der Compliance, der Mitarbeitenden sowie technische Kriterien. Immerhin kündigt die Six Group Besserung an: "Bald" würde die QR-Rechnung weitere Zeichen unterstützen.

Diese Änderung käme im November 2022 und ermögliche Buchstaben des sogenannten "Latin Extended-A"-Zeichensatzes. In diesem sind unter anderem ć, đ und ğ enthalten. Sie erfolgt durch eine Anpassung des Swiss Payment Standards und beim Swiss Interbank Clearing System. Ist diese angepasst, dürfte die Unterstützung der Sonderzeichen auch bei der QR-Rechnung bald folgen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Watson.ch.

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