Digital-Ranking 2022

Das sind die grössten Player der Schweizer Digitalbranche 2022

Uhr

Alljährlich befragen Netzmedien und Best of Swiss Web die Schweizer Web- und Digitaldienstleister nach Umsatz, ­Positionierung und Top-Themen. Recruiting und Fachkräftemangel ist dieses Mal mit Abstand das heisseste Topic in der Branche. Es fehlt nicht an Aufträgen – dafür an personellen Ressourcen.

(Source: Rymden / AdobeStock.com)
(Source: Rymden / AdobeStock.com)

Das Thema Recruiting und Fachkräftemangel beschäftigt die Schweizer Digitalbranche 2022 mit Abstand am meisten. Auch die digitale Transformation steht nach wie vor hoch im Kurs. Das geht aus einer Umfrage von Best of Swiss Web und den Netzmedien hervor, welche die Unternehmen seit 2013 jährlich in der Schweizer Web- und Digitalbranche durchführen.

Hier geht es zum Digital-Ranking 2022.

Umsatz und Anzahl Mitarbeitende mehrheitlich stabil

Im Vergleich zum Vorjahr gibt es wenige Veränderungen im Ranking der umsatzstärksten Digitaldienstleister der Schweiz. Die einzige Änderung in den Top 10 ergibt sich durch Abraxas Informatik. Das Unternehmen nahm vergangenes Jahr nicht an der Umfrage teil und steigt dieses Jahr auf Platz zwei ein. Abgesehen davon bleibt die Reihenfolge der Unternehmen in den obersten Rängen gleich.

Der grösste Aufsteiger ist Smartconext mit einem Sprung von Rang 82 vergangenes Jahr auf Rang 62 im aktuellen Jahr. Darauf folgen Trenders Interactive und JLS Digital, die jeweils 13 Ränge aufsteigen. Iundf Media Impact ist 9 Ränge besser platziert als 2021.

Rechnet man die Vollzeitstellen und den Umsatz im Digitalbereich zusammen, setzten die teilnehmenden Unternehmen im Jahr 2021 mit über 8000 Mitarbeitenden insgesamt rund 1,6 Milliarden Franken um. Das entspricht rund 200 000 Franken pro Mitarbeitenden.

Fachkräftemangel beschäftigt die Digitalbranche am meisten

Über 70 Prozent der befragten Firmen bekunden Mühe, genügend Mitarbeitende zur Umsetzung der Kundenaufträge zu finden. Nichts anderes beschäftigte die Branche innerhalb der vergangenen zwei Jahre so sehr wie Fragen rund ums Recruiting. 2020 befand sich das Thema mit noch rund 44 Prozent der Nennungen im Mittelfeld, 2021 waren es bereits 51 Prozent. Damit belegte das Thema vergangenes Jahr den zweiten Platz in der Liste der Trends und Themen in der Schweizer Digitalbranche. Die digitale Transformation war noch wichtiger und schaffte es mit 61 Prozent der Nennungen an die Spitze. Dieses Jahr belegt das Thema mit 57 Prozent den zweiten Platz.

Die Nachfrage nach Fachkräften ging in der Schweiz während Corona vorübergehend zurück. Das hielt aber nicht lange an: Aus dem Swiss Job Market Index von Adecco ging vergangenen Sommer hervor, dass die Nachfrage nach IT-Spezialistinnen und -Spezialisten in der Schweiz so hoch ist wie nie zuvor. Die Pandemie trieb die Digitalisierung verschiedener Berufe voran, was den Bedarf an entsprechenden Fähigkeiten erhöhte. Besonders gesucht waren Programmiererinnen, Webmaster, System­ingenieurinnen und IT-Projektleiter. Und die Nachfrage hält an: Michael Page teilte im Februar 2022 mit, dass vier von fünf Jobs in der Schweiz mit der am schnellsten wachsenden Nachfrage aus dem IT-Sektor stammen.

Viele Aufträge, wenige Ressourcen

Das Thema Auftragslage hat, verglichen damit, deutlich an Bedeutung eingebüsst und beschäftigt nur noch ein Drittel der Schweizer Digitalbranche. Damit fliegt das Thema nach zwei Jahren erstmals aus den Top 3 und sogar aus den Top 10.

Dieser Umstand sagt viel aus im Zusammenhang mit dem diesjährigen Top-Thema: Die Branche kämpft nicht etwa mit einer zu geringen Nachfrage wegen äusserer Einflüsse wie Konjunktur oder Pandemie. Vielmehr beschäftigt sie der Engpass in der Ausführung der Aufträge – es mangelt an personellen Ressourcen, um der Auftragslage gerecht zu werden.

Datenschutz und Cybersecurity gewinnen an Bedeutung

Viele der befragten Firmen gehen mit ihren Kunden das Thema Datensicherheit, Datenschutz und Cybersecurity an – rund 10 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Damit steigt das Thema von Platz 9 auf Platz 4 und liegt mit 42 Prozent der Nennungen nur knapp hinter dem Drittplatzierten. Auf dem dritten Rang befindet sich mit 45 Prozent der Trend zu Progressive Web-Apps. Das Interesse an diesem Thema bleibt seit Jahren konstant.

Datensicherheit, Datenschutz und Cybersicherheit gewinnen seit 2020 stets an Bedeutung. Vor zwei Jahren beschäftigten sich nur 27 Prozent der Befragten damit. Vergangenes Jahr schaffte es die Thematik in die Top 10 mit 33 Prozent der Nennungen. Nun hat es noch weiter an Wichtigkeit zugenommen. Diese Entwicklung ist kaum überraschend. In den Medien und beim Nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) häufen sich die Meldungen zu Datenschutzvergehen und Cybersecurity-Vorfällen. Ein bekanntes Beispiel aus dem vergangenen Jahr für Datenschutz-Probleme stellt etwa die Plattform "Meineimpfungen.ch" dar. Das Bekanntwerden von Sicherheitslücken führte zu deren Niedergang – eine Mahnung für alle, die Daten sammeln und speichern.

Bezüglich Cybersecurity ist das Bewusstsein für Gefahren aus dem Cyberraum generell gestiegen, wie aus dem Acronis Cyber Protection Survey 2022 hervorgeht. Allerdings sind entsprechende Gegenmassnahmen oft noch nicht ausreichend umgesetzt. Gemäss dem Cyber Risk Index von Trend Micro rechnen gar vier von fünf Schweizer Unternehmen mit einem Cyberangriff. Sie fürchten insbesondere Ransomware-Angriffe. Es wäre also nicht weiter verwunderlich, wenn das Thema Cybersecurity und Datenschutz im nächsten Jahr in die Top 3 der Trendliste in der Schweizer Digitalbranche vordringt.

Zukunft ohne Cookies und Nachhaltigkeit beschäftigt ein Fünftel der Befragten

Neue Themen in der diesjährigen Umfrage sind "Cookie­less World" und "Sustainable Economy". Ein Fünftel der Befragten hat diese Trends bereits auf ihrer Agenda. Nachhaltigkeit spielt in der Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle. Dem wollen auch laufend mehr Unternehmen aus allen Branchen gerecht werden.

Die "Zukunft ohne Cookies" erhielt im Verlauf des vergangenen Jahres grosse Aufmerksamkeit, als Chrome-Betreiber Google das Thema vermehrt aufgriff und konkrete Aussagen zu den geplanten Änderungen machte. Diese hängen unter anderem mit den gestiegenen Ansprüchen an den Datenschutz zusammen. Die Zukunft ohne Cookies betrifft die gesamte Werbebranche und ihre Kundschaft. Verständlich also, dass bereits 20 Prozent der Schweizer Digitalbranche die "Cookieless Future" thematisieren.

Das Metaversum ist bereits auf der Agenda

Die befragten Firmen gaben auch eigene Themen an, die sie dieses Jahr beschäftigen werden. Der einzige Trend, der dabei wiederholt unter "Anderes" auftauchte, ist das Metaverse.

Die breitere Medienlandschaft thematisiert das Metaversum erst seit wenigen Monaten, und die Schweizer Wirtschaft nähert sich neuen Trends in der Regel eher vorsichtig an. Umso bemerkenswerter ist es, dass mehrere befragte Firmen den Trend bereits unabhängig voneinander nannten – auch wenn es derzeit noch wenige Unternehmen sind. Trotzdem könnte das ein Hinweis darauf sein, dass der Trend auch in der Schweiz möglicherweise schnell an Bedeutung gewinnt.

Zur Bekanntheitsgradsteigerung des Themas verhelfen Player wie Meta und Microsoft. Ausserdem forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von hiesigen Start-ups und Hochschulen wie der ETH Zürich an verschiedenen Projekten rund um virtuelle und erweiterte Realität – ein Grundstein für das Metaversum. Man darf auf die weiteren Entwicklungen in diesem Bereich gespannt sein.

Webcode
DPF8_256134