Swisscom nennt den Lohn in ersten Stelleninseraten
Die Grosskonzerne Swisscom und die Schweizerische Post geben in einigen Stelleninseraten den zu erwartenden Lohn bekannt. Das soll die Transparenz erhöhen und Diskriminierung verhindern. In einigen US-Bundesstaaten ist die Lohnangabe in Jobinseraten bereits gesetzlich vorgeschrieben.
In Stelleninseraten der Schweizerischen Post und des Telkos Swisscom tauchen neuerdings hie und da Angaben zum ausbezahlten Salär auf. So verweist "Watson" auf eine Stellenanzeige, in der Swisscom einen "Step In Cloud DevOps Engineer" sucht. Darin nennt der Telko eine Lohnbandbreite zwischen 34'000 und 64'000 Franken im Jahr. Dabei handle es sich um ein Hochschulpraktikum, bei dem das finale Salär vom Studienfortschritt und der Fachrichtung abhänge, heisst es unter Berufung auf die Unternehmenssprecherin.
Demnach führt der Telko hierzulande erste Tests mit Salärangaben in einzelnen Jobinseraten durch. In anderen Märkten - Swisscom verweist hier auf Lettland oder die Niederlande - werde die Lohnbandbreite schon seit längerem in Inseraten ausgeschrieben, entsprechend dem dort verbreiteten Vorgehen.
Die Schweizerische Post verweist gegenüber "Watson" auf Verhandlungen für den Gesamtarbeitsvertrag 2021 mit den Sozialpartnern. Damals habe man vereinbart, die Löhne in Stellenausschreibungen künftig anzugeben.
In einigen US-Bundesstaaten sind Lohnangaben pflicht
Aktuell ist die Post dabei, ein Pilotprojekt in der Region Ostschweiz für den Arbeitsbereich Zustellung zu analysieren. "Wir wollen damit Erfahrungen sammeln im Hinblick auf eine breitere Umsetzung der Lohntransparenz", lässt sich Sprecherin Léa Wertheimer zitieren. Das Unternehmen sei überzeugt, dass diese Transparenz einen Beitrag leiste, um Diskriminierung zu verhindern. Eine von "Watson" zitierte Studie scheint dies zu belegen: Forschende aus den USA und Dänemark fanden 2019 einen kausalen Zusammenhang zwischen Lohntransparenz und Lohndiskriminierung, basierend auf Daten von rund 4000 Unternehmen mit insgesamt 66'000 Angestellten.
Während erste Schweizer Grosskonzerne zaghafte Versuche mit Salärangaben in Stelleninseraten machen, sind mehrere US-amerikanische Bundesstaaten schon weiter. So verpflichtet ein Gesetz in Kalifornien ab 2023 alle Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitenden, in ihren Stelleninseraten die entsprechende Lohnbandbreite bekanntzugeben, schreibt "Watson". Zudem dürfe auch das bestehende Personal beim Arbeitgeber nach der Lohnbandbreite fragen. Ähnliche Gesetze gebe es auch in Colorado, Nevada, Connecticut sowie Washington, und in New York sei eines in der Pipeline.
Vom Gesetz sind auch Schweizer Arbeitgebende mit Standorten in den USA betroffen. Doch längst nicht alle von ihnen nehmen dies zum Anlass, auch in der Schweiz die Löhne in Stellenanzeigen zu nennen. Als Beispiele verweist "Watson" auf die Pharma-Konzerne Novartis und Roche. Beide wollen die Saläre in der Schweiz nicht extern kommunizieren. Immerhin bietet Novartis den Angestellten Transparenz bezüglich der Salärbänder an.
Laut dem im Frühling veröffentlichten Lohnbuch Schweiz 2022 haben sich die Löhne der ICT-Branche im Vergleich zum Vorjahr leicht erhöht. Am besten verdienen dieses Jahr Programm-Managerinnen und -Manager. Mehr dazu erfahren Sie hier.