Cookie-Abschaffung im Q3 2024

Googles Cookie-Alternativen überzeugen kaum

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von Rodolphe Koller und übersetzt von Yannick Züllig

Google kündigt das Ende von Cookies in Chrome für das dritte Quartal 2024 an. Die von Google angebotenen alternativen APIs Topics und FLEDGE basieren auf einem Profiling auf der Grundlage der im Browser gespeicherten Interessen des Nutzers und stossen auf viel Kritik.

(Source: CCBY20)
(Source: CCBY20)

Google kündigt das Ende der Cookies in Chrome für Ende 2024 an - ein Termin, der bereits mehrfach verschoben wurde. Ab dem dritten Quartal 2023 will Google seine Alternativen, die sich derzeit in der Testphase befinden, einsetzen. Die Alternativen wurden im Rahmen der Private Sandbox-Initiative entwickelt und sollen sowohl die Privatsphäre der Nutzer als auch die Möglichkeit, ihnen zielgerichtete Werbung anzuzeigen, schützen.

Nachdem das Projekt FLoC (Federated Learning of Cohorts) eingestellt wurde, bei dem Nutzer auf der Grundlage ihres Browserverlaufs Kohorten zugeordnet werden sollten, arbeitet Google nun an zwei alternativen APIs: Topics und FLEDGE.

Topics nutzt den Browserverlauf, um festzustellen, ob ein Nutzer ein bestimmtes Interesse, z. B. an Sportausrüstung hat. Diese Information wird temporär in seinem Browser gespeichert, so dass ihm beim Besuch einer Website Werbung angezeigt werden kann, die diesem Interesse entspricht. So kann z. B. ein Online-Medium beschliessen, einem Nutzer, dessen Browser anzeigt, dass er sich für Sport interessiert, Werbung für Turnschuhe anzuzeigen.

Schéma de Topics

FLEDGE (First Locally-Executed Decision over Groups Experiment) bietet seinerseits einen vom Browser durchgeführten Auktionsmechanismus als Alternative zum derzeitigen Re-Targeting. Wenn ein Nutzer eine Website besucht, die FLEDGE verwendet, registriert der Browser automatisch eine Interessengruppe. Ein Sportgeschäft könnte beispielsweise veranlassen, dass der Browser von Personen, die bestimmte Seiten seiner Website besuchen, deren Interesse an Turnschuhen registriert. Wenn derselbe Nutzer ein Online-Medium besucht, könnte dieses dem Browser verschiedene Werbeanzeigen zur Anzeige vorschlagen, und der Browser entscheidet anhand der gespeicherten Interessen, welche am interessantesten ist.

Schéma de FLEDGE

Googles Dominanz, sensible Daten, Kontrollverlust

Die beiden APIs, mit denen Google Chrome ausstatten will, und die Idee, Cookies durch Interessenprofile zu ersetzen, haben es schwer, Experten zu überzeugen. Ein gerade veröffentlichter, umfassender Bericht der EU über die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Online-Werbung steht Googles Plänen besonders kritisch gegenüber. Die befragten Experten befürchten insbesondere, dass die Profilerstellung vollständig in den Händen von Google liegen wird und dass das Unternehmen die Möglichkeit haben wird, diese Informationen für sich selbst auszuwerten. Angesichts dieser Kritik hat sich Google verpflichtet, "keine personenbezogenen Daten aus dem Browserverlauf eines Nutzers in Chrome oder aus seinem Google-Analytics-Konto in [eigenen] Werbesystemen zu verwenden".

Die Experten weisen ausserdem darauf hin, dass ein Interesse manchmal sensible Informationen offenbaren kann. Eine Website könnte ihr Wissen über den Nutzer mit den Interessen kreuzen, die der Browser des Nutzers enthüllt. Auch hierauf hat Google reagiert und versprochen, dafür zu sorgen, dass die Taxonomie der Interessen keine sensiblen Interessen enthält. Experten halten es jedoch für fragwürdig, dass Google entscheidet, was sensibel ist. Sie weisen auch darauf hin, dass Sensibilität kontextabhängig ist: Das Wissen, dass jemand Interesse an alkoholischen Getränken hat, ist in einigen Ländern eine sensible Information.

Beide von Google vorgeschlagenen Konzepte bedeuten einen Kontrollverlust für die Nutzer, so ein Experte des World Wide Web Consortium (W3C): "Der Nutzer hat keine genaue Kontrolle darüber, was, in welchem Kontext und an welche Parteien weitergegeben wird. Es ist auch wahrscheinlich, dass ein Nutzer nur schwer verstehen kann, was vor sich geht, da die Daten hinter den Kulissen auf ziemlich undurchsichtige Weise gesammelt und gesendet werden. Dies widerspricht dem Prinzip, die Kontrolle des Nutzers zu stärken, und wir glauben, dass dies kein angemessenes Verhalten für jede Software ist, die vorgibt, ein Agent eines Webnutzers zu sein". Die Electronic Frontier Foundation weist ihrerseits darauf hin, dass ein solches in den Browser integriertes Tracking-System die Gefahr birgt, dass Tracking-Blocker unwirksam werden und die Nutzer nicht mehr kontrollieren können, wie sie verfolgt werden.

 

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