Editorial

KI – das zweischneidige Schwert des Damokles

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von Coen Kaat
Coen Kaat, stv. Chefredaktor. (Source: Netzmedien)
Coen Kaat, stv. Chefredaktor. (Source: Netzmedien)

Künstliche Intelligenz. Wer es in unserer Branche geschafft hat, sich im vergangenen Jahr nicht mit dem Thema auseinanderzusetzen, muss wohl ein sehr erholsames Sabbatical in totaler Abgeschiedenheit verbracht haben. In der IT herrscht derzeit regelrecht Goldgräberstimmung. Ein Anbieter nach dem anderen präsentiert gerade ein neues KI-Tool – alle scheinen mit Vorteilen überzuquellen. Und die Hoffnung auf eine ungeahnte Effizienzsteigerung bei sinkenden Kosten lässt die Augen der Anwender bereits leuchten. In der Cybersecurity sieht es nicht anders aus. Die Möglichkeiten, die Abwehr mit KI zu automatisieren, sind mannigfaltig. Insbesondere über die Nutzung von KI bei der Erkennung von betrügerischen Inhalten hört man viel. Aber das Potenzial dieser Technologie ist noch lange nicht ausgeschöpft. Und das ist gut so. Denn in den dunkelsten Ecken des Cyberraums zeigt sich ebenfalls reges Interesse an den Versprechen, welche die künstliche Intelligenz macht. Es gibt wohl keinen Schritt entlang der Cyber Kill Chain, der nicht mit KI auf ein neues Level gehoben werden könnte. Deepfakes beim Social Engineering, massgeschneiderte Passwortlisten für Brute-Force-Attacken, KI-gestützte Malware-Entwicklung – auch auf der Gegenseite sind die Möglichkeiten schier endlos. 

Diese Ambivalenz macht die KI zu einem zweischneidigen Schwert. Die KI wegen ihres Schadenspotenzials zu verteufeln oder sie aus anderen Gründen abzulehnen, wäre aber kurzsichtig. Denn wenn man die KI ignoriert, ist sie nicht nur ein zweischneidiges Schwert, sondern auch ein Damoklesschwert. Wann und ob das Schwert auf einen fällt, kann niemand sagen. Dass dies eine Möglichkeit ist, sollte aber schon ausreichend Motivation liefern, sich mit den Vor- und Nachteilen der künstlichen Intelligenz für beide Seiten zu befassen. KI ist nicht im Anmarsch; sie ist schon einmarschiert. Wer sich nicht mit der KI befasst, wird sich früher oder später unvorbereitet mit ihr auseinandersetzen müssen.

Wie sehr dieses zweischneidige Schwert die Cybersecurity-Branche geprägt hat, zeigen die Beiträge in diesem Special. Das Magazin deckt aber noch viel mehr ab als KI. So sagt etwa Katja Dörlemann, wie die Swiss Internet Security Alliance die Schweiz zum sichersten Internetland der Welt machen will. Wie man mit Insider Threats umgehen soll, erklären Experten im Podium. Und wie die Schweiz eine möglichst grosse Handlungsfreiheit im Cyberraum erreicht und welchen Beitrag die Privatwirtschaft dazu leistet, erklärt Florian Schütz, Direktor des Bundesamts für Cybersicherheit

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre – und: stay safe!

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