AWS Summit Zurich 2025

So will AWS den Schweizer KI-Markt mitgestalten

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von Joël Orizet und NetzKI Bot und shu

Weit über 3000 Fachleute haben sich am AWS Summit in Zürich Oerlikon über Cloud- und KI-Trends ausgetauscht. Der Hyperscaler kündigte an, nun weltweit Zugang zum Schweizer Sprachmodell Apertus anzubieten. Wie KI schon heute ganze Branchen prägt, zeigten Anwendungsfälle von Syngenta und Sportradar.

Chris Keller, Managing Director Europe Central. begrüsste die Gäste am AWS Summit Zurich 2025. (Source: zVg)
Chris Keller, Managing Director Europe Central. begrüsste die Gäste am AWS Summit Zurich 2025. (Source: zVg)

KI ist in der Schweizer Arbeitswelt angekommen: 46 Prozent der Unternehmen setzen sie ein – ein Drittel mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als im europäischen Schnitt. Dies zeigt eine Umfrage im Auftrag von AWS, die Chris Keller, Managing Director Europe Central, zum Auftakt des diesjährigen AWS Summit in Zürich zitierte. Seine Botschaft war klar: Die Schweiz spielt in der von KI getriebenen technologischen Revolution eine führende Rolle. 
 
Keller bekräftigte denn auch das finanzielle Engagement des Cloud-Konzerns: Bis 2036 will AWS 5,9 Milliarden Franken in den Ausbau seiner Infrastruktur und die Förderung des hiesigen Innovationsökosystems investieren. "Gemeinsam stellen wir sicher, dass die Schweiz ein globaler Talent-Hub für KI, Robotik, Cybersicherheit und viele weitere Bereiche bleibt", rief Keller der dicht gedrängten Zuhörerschaft zu - rund 3700 AWS-Anwenderinnen und -Anwender hatten sich zu diesem Anlass in der Halle 550 in Zürich Oerlikon versammelt. 

Ein Mann mit kurzem, grauem Haar steht auf einer Bühne. Er trägt ein weisses Hemd, blaue Hose und schwarze Schuhe. In der rechten Hand hält er eine Fernbedienung, mit der linken gestikuliert er. Hinter ihm leuchtet eine grosse Präsentationsleinwand mit Text und Zahlen.

Chris Keller, Managing Director Europe Central bei AWS, sprach über die aktuelle KI-Entwicklung in der Schweiz. (Source: zVg)

In der vergangenen Woche habe die Schweiz einen Meilenstein in der KI-Innovation erreicht, sagte Keller. Mit "Apertus" veröffentlichten die EPFL, die ETH Zürich und das schweizerische Supercomputing-Zentrum CSCS eine Reihe vollständig offener Sprachmodelle. AWS stellt sie über Amazon Sagemaker zur Verfügung. "Apertus" sei somit in der AWS-Region Zürich und weltweit verfügbar – "und ermöglicht es Organisationen, mit Schweizer KI-Technologie zu experimentieren, zu lernen und zu skalieren", merkte Keller an. 

Rivella statt Kebab

Um zu demonstrieren, wie sich diese Innovationskraft bereits heute in konkreten Geschäftsmodellen niederschlägt, verwies Keller auf mehrere Schweizer Start-ups. Er erwähnte Atinary, das mit seiner Machine-Learning-Plattform die Forschung in Chemie und Pharma beschleunige, und Ethon.ai, das KI zur Optimierung von Fertigungsprozessen in der Industrie einsetzt.

Für einen besonders anschaulichen Moment sorgte das ETH-Spin-off Rivr mit seinem Lieferroboter, der zurzeit testweise Kebabs in Oerlikon ausliefert. Auch die Schweizerische Post wollte den Roboter zwecks Unterstützung bei der Zustellung von Paketen testen - aufgrund regulatorischer Vorgaben muss die Post die Tests jedoch verschieben. Während Kellers Keynote spazierte der mechanische Helfer, der optisch an einen Hund auf Rädern erinnert, auf die Bühne - er apportierte allerdings keinen Kebab, sondern eine Flasche Rivella Blau. 

Derselbe Mann mit grauen Haaren und weissem Hemd steht auf einer Bühne neben einem vierbeinigen Roboter mit dem Schriftzug "JUST EAT". Er hält in der linken Hand eine Flasche hoch und in der rechten eine Fernbedienung. Im Hintergrund ist eine Leinwand mit dem Text "RIVR Swiss precision meets AI".

Der Lieferroboter des ETH-Spin-offs Rivr brachte Chris Keller eine Flasche Rivelle Blau auf die Bühne. (Source: zVg)

Technische Leitplanken für die KI

Im Anschluss erklärte Mindy Ferguson, VP Messaging and Streaming bei AWS, die technischen Konzepte, mit denen der Cloud-Anbieter seinen Kunden die Entwicklung vielfältiger KI-Anwendungen erleichtern will. Sie sprach von "Building Blocks", modularen Diensten für Rechenleistung, Speicherung oder Datenbanken, die Kunden für spezifische Aufgaben kombinieren können. 

Ein Schwerpunkt ihrer Ausführungen lag auf der Zuverlässigkeit von KI. Um KI-Halluzinationen zu reduzieren, habe AWS "Guardrails" entwickelt. Diese Schutzmechanismen sollen mittels automatisiertem logischem Schliessen die Faktentreue von KI-Antworten verbessern. "Sicherheit beginnt bei uns auf der Ebene des Halbleiters und zieht sich durch den gesamten Technologie-Stack", betonte Ferguson.

Eine Frau mit kurzen, grauen Haaren und Brille steht auf einer Bühne vor einem orangefarbenen Hintergrund. Sie trägt ein weisses Hemd unter einer schwarzen Strickjacke und hält in der rechten Hand eine Fernbedienung. Die Arme sind offen, sie scheint zu sprechen.

Mindy Ferguson, VP Messaging and Streaming bei AWS. (Source: zVg)

Vom Sportplatz auf den Acker

Wie solche technologischen Bausteine in der Praxis zum Einsatz kommen, demonstrierten Vertreter zweier Schweizer AWS-Grosskunden. Nicolò D'Ercole, EVP Technology and AI bei Sportradar, gab Einblicke in die datenintensive Welt des Sports. Sein Unternehmen beliefert unter anderem Medienhäuser und Wettanbieter mit Echtzeit-Informationen von über einer Milliarde Sportereignissen pro Jahr.

"Wir verarbeiten in Spitzenzeiten mehr als sechs Millionen Quoten-Neuberechnungen pro Sekunde", führte er aus, um die technischen Anforderungen zu verdeutlichen. Auf dieser Datenbasis entwickle Sportradar nun Dienste wie KI-gestützte Chatbots, die beispielsweise "smarte Vorschläge für Wetten" liefern sollen oder auch Statistiken zusammenstellen. 

Ein Mann mit kurzem, grauem Haar steht auf einer Bühne vor einem dunklen Hintergrund und einer grossen Präsentationsleinwand. Er trägt ein hellblaues Hemd, ein graues Sakko und beige Hosen. In der rechten Hand hält er eine Fernbedienung und gestikuliert mit der linken Hand.

Nicolò D'Ercole, EVP Technology and AI bei Sportradar. (Source: zVg)

Einen weiteren Anwendungsfall präsentierte Marco Issenmann, Head of Global Digital Marketing bei Syngenta. Er skizzierte die Herausforderungen der globalen Landwirtschaft angesichts von Klimawandel und wachsender Weltbevölkerung.

Der Agrochemiekonzern nutzt AWS für eine App namens "Cropwise AI", die Issenmann sinngemäss als "digitalen Agronomen für die Hosentasche" beschrieb. Die Anwendung analysiert Satellitenbilder, Wetterprognosen und Bodendaten, um Landwirten weltweit präzise lokale Empfehlungen für Aussaat und Pflanzenschutz zu geben. Issenmann betonte, man wolle damit gezielt auch die Millionen von Kleinbauern in Schwellenländern erreichen, die oft keinen Zugang zu agronomischer Beratung haben.

Ein Mann mit kurz braunem Haar steht auf einer Bühne vor einer grossen Präsentationsleinwand. Er trägt ein weisses Hemd, ein dunkles Sakko und hellgraue Hosen. In der rechten Hand hält er eine Fernbedienung, die linke Hand ist leicht erhoben. Auf der Leinwand sind Text und Zahlen zu sehen.

Marco Issenmann, Head of Global Digital Marketing bei Syngenta. (Source: zVg)

Abgesehen von den Keynotes bot der Summit den Teilnehmenden ein dichtes Programm an Fachvorträgen. In über 70 Breakout-Sessions, Workshops und interaktiven Chalk Talks standen technische Themen für unterschiedliche Kenntnisstufen auf der Agenda mit Programmpunkten von generativer KI und Datenanalyse über die Modernisierung von Applikationen bis hin zu Sicherheitsfragen. 

Für praktische Erfahrungen lud die "Builders' Zone" ein, in der AWS-Ingenieure für Fragen zur Verfügung standen, während bei der "AWS DeepRacer League" autonom trainierte Modell-Rennwagen gegeneinander antraten. In der grossen Ausstellungshalle, der sogenannten Expo, nutzten die Gäste zudem die Gelegenheit, sich mit zahlreichen Technologiepartnern und AWS-Experten direkt zu vernetzen.
 

An der 2024er-Ausgabe der Re:Invent-Konferenz in Las Vegas zeigte AWS übrigens eine Reihe neuer KI-Tools - darunter auch Funktionen zum Massschneidern grosser Sprachmodelle und zum Prüfen von Fakten. Mehr dazu lesen Sie hier

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