Umfrage von digital-liechtenstein.li

Liechtensteiner Bevölkerung begrüsst die Digitalisierung - bleibt aber misstrauisch

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von Seraina Huber und jor

Die Bevölkerung in Liechtenstein bewertet den digitalen Wandel zwar mehrheitlich positiv, sieht aber auch klare Risiken. Sorgen um KI, den Arbeitsmarkt und Cybersicherheit trüben das Bild. So geht auch nur ein Drittel davon aus, dass die Digitalisierung die eigene Lebensqualität verbessert.

Das Schloss Vaduz - Wahrzeichen des Fürstentums Liechtenstein und der offizielle Wohnsitz der Fürstenfamilie. (Source: Henrique Ferreira / Unsplash.com)
Das Schloss Vaduz - Wahrzeichen des Fürstentums Liechtenstein und der offizielle Wohnsitz der Fürstenfamilie. (Source: Henrique Ferreira / Unsplash.com)

Die zunehmende Digitalisierung beschäftigt auch die Liechtensteiner Bevölkerung. Wie genau das Fürstentum diese wahrnimmt, zeigt die Universität Liechtenstein in einer von digital-liechtenstein.li in Auftrag gegebenen Umfrage. 

Die Befragten nehmen den digitalen Wandel grundsätzlich positiv auf. Sie sehen darin Potenzial für Fortschritt (89 Prozent) und beurteilen die Chancen der Digitalisierung höher als deren Risiken (85 Prozent). Auch ein wirtschaftlicher Vorteil sei für die Mehrheit (81 Prozent) erkennbar. Weniger optimistisch ist die Einschätzung hinsichtlich eines positiven gesellschaftlichen Einflusses, den nur 45 Prozent sehen. Nur knapp ein Drittel assoziiere die Digitalisierung mit einer besseren Lebensqualität, geht aus den Umfrageergebnissen hervor.

Das Selbstvertrauen im Umgang mit der Digitalisierung ist allerdings hoch: Eine grosse Mehrheit von 86 Prozent der Befragten traut sich laut der Umfrage zu, mit dem Wandel mitzuhalten. Die eigene Fähigkeit, sich an digitale Veränderungen anzupassen - die sogenannte digitale Resilienz -, schätzen die Teilnehmenden höher ein als noch bei der letzten Umfrage 2022.

Dieser Optimismus hat jedoch eine Kehrseite. Wie die Universität Liechtenstein schreibt, empfindet ein Drittel der Befragten den Anpassungsdruck als belastend. Davon betroffen sind vor allem Frauen und ältere Personen.

KI und Cybersicherheit im Fokus

Künstliche Intelligenz war ein Kernthema der diesjährigen Umfrage. 64 Prozent der Liechtensteiner Bevölkerung befürworten deren Weiterentwicklung, doch nur ein Viertel vertraut darauf, dass die Politik eine angemessene Regulierung sicherstellt. Die grössten Gefahren sehen die Befragten in Desinformation und öffentlicher Einflussnahme. Zudem befürchtet rund ein Drittel Arbeitsplatzverluste durch KI.

Besonders deutlich zeigen sich soziodemografische Unterschiede bei der KI-Nutzung: Bei den unter 35-Jährigen ist sie bei 91 Prozent im Einsatz, bei den über 65-Jährigen dagegen nur bei 32 Prozent. Die Einstellung gegenüber KI unterscheide sich des Weiteren nach Geschlecht und Bildungsniveau. Frauen zeigen sich eher skeptisch und befürworten KI mit bloss 54 Prozent. Bei den Männern fällt die Akzeptanz mit 71 Prozent hingegen höher aus. Ausserdem stehen Hochschulabsolventen der neuen Technologie 71 Prozent deutlich positiver gegenüber als Personen ohne Hochschulabschluss (52 Prozent). 

Weiter wichtig bleibt für die Befragten die Cybersicherheit. Für 61 Prozent besteht laut Umfrage noch Handlungsbedarf, insbesondere beim Schutz vor Desinformation und digitaler
Gewalt.

"Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Bevölkerung den digitalen Wandel aktiv mitgestalten will", lässt sich Béatrice Hasler, Senior Scientist an der Universität Liechtenstein zitieren. "Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein - sie muss dem Menschen dienen. Sie gelingt nur nachhaltig, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht."

Über die Studie

An der zweiten Bevölkerungsumfrage der Universität Liechtenstein im Herbst 2024 beteiligten sich laut Angaben der Universität Liechtenstein insgesamt 539 Personen aus Liechtenstein und den umliegenden Regionen. Unter den Befragten waren mehr Männer (66 Prozent) als Frauen (34 Prozent) vertreten. Ein Grossteil (68,5 Prozent) war zwischen 35 und 64 Jahre alt.

 

Die Standortinitiative digital-liechtenstein.li hat 2024 ihre Digitale Roadmap 2030 für Liechtenstein vorgestellt. Damit soll das Fürstentum zum "Smart Country Liechtenstein" werden. Lesen Sie hier mehr.

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