Klinikinformationssystem

Universitätsspital Lausanne vergibt KIS-Auftrag an Epic

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Joël Orizet

Das US-Unternehmen Epic Systems hat den Zuschlag für das neue Klinikinformationssystem des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) und weiterer Waadtländer Spitäler erhalten. Die Vergabe folgt auf ein monatelanges juristisches Tauziehen, dem das Bundesgericht erst kürzlich ein Ende setzte.

(Source: CHUV)
(Source: CHUV)

Der US-Anbieter Epic Systems erhält den Zuschlag für das neue Klinikinformationssystem (KIS) des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) und elf weiterer Spitäler im Kanton Waadt. Epic setzt sich somit gegen den unterlegenen Mitbewerber Kheops durch - der Genfer Anbieter hatte die Ausschreibung scharf kritisiert und moniert, sie sei von vornherein auf die Lösung von Epic zugeschnitten gewesen.

Den Weg für die definitive Vergabe ebnete ein Entscheid des Bundesgerichts. Dieses hatte Anfang November zwei Beschwerden von Kheops gegen die Ausschreibung abgewiesen und damit das monatelang blockierte Verfahren freigegeben.

Noch im Januar 2025 erklärte Pierre-François Regamey, CIO des CHUV, gegenüber dem "ICTjournal": "Welches Produkt am Ende den Zuschlag erhält, ist noch völlig offen. Da unsere Anforderungen hoch sind - ein gemeinsames System für den ganzen Kanton, mit einem Universitätsspital und weiteren Häusern unterschiedlicher Grösse -, ist der Kreis potenzieller Anbieter deutlich kleiner, als wenn man ein System für ein einziges kleines Spital sucht. Dennoch ist Epic natürlich nicht der einzige Anbieter, der unser Lastenheft erfüllen kann. Wir hoffen daher auf gute Angebote, um die beste Lösung für unseren Kanton auswählen zu können."

10 Millionen Franken für die jährliche Wartung

Das Angebot von Epic beläuft sich auf gut 89 Millionen Franken. Hinzu kommen jährliche Wartungskosten von rund 10 Millionen Franken. Die Projektumsetzung, die auf zwei bis drei Jahre ausgelegt ist, hängt jedoch noch von der definitiven Budgetfreigabe ab.

Das CHUV wählte Epic Systems nach einem Evaluationsprozess aus, den es in einer Mitteilung als “rigoros, innovativ und partizipativ” beschreibt. Für die Evaluation der Angebote nahmen über 150 Spezialistinnen und Spezialisten aus den 12 betroffenen Spitälern an den Präsentationen der Anbieter teil. Parallel dazu konnten rund 300 Mitarbeitende konkrete Anwendungsfälle per Video sichten und ihre Meinung dazu abgeben. Nach Ansicht der beteiligten Spitäler habe dieser Ansatz gezeigt, dass die Lösung von Epic am besten geeignet sei, einen lückenlosen Informationsfluss über den gesamten Behandlungspfad hinweg sicherzustellen.

Das CHUV betont zudem, dass die Patientendaten ausschliesslich in der Schweiz gehostet werden.

Kein Einzelfall in der Schweiz

Der Entscheid aus Lausanne ist Teil eines landesweiten Trends. In den vergangenen Jahren haben sich bereits mehrere grosse Schweizer Spitäler für die Software des US-Konzerns entschieden, darunter das Luzerner Kantonsspital (LUKS), die Insel-Gruppe in Bern sowie das Universitätsspital (USZ) und das Kinderspital (Kispi) in Zürich. Die wiederholte Vergabe an einen US-Anbieter stösst jedoch auch auf Kritik und wirft Fragen zur digitalen Souveränität im Gesundheitswesen sowie zur Komplexität und den hohen Kosten solcher Systeme für kleinere Regionalspitäler auf.

 

In Zürich stösst der Zuschlag des USZ an Epic übrigens auf politischen Widerstand - mehr dazu lesen Sie hier

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