You got the vibe
Die Fähigkeit, Software zu entwickeln, ist die Kernkompetenz der Moderne. Wir unternehmen alles, um uns in dieser Disziplin zu verbessern. Unser neuester Versuch: "Vibe Coding".
"Wir wissen, dass das Design komplexer Software von Natur aus schwierig ist." Dieses Fazit zog Niklaus Wirth am Ende seiner Tätigkeit als Professor an der ETH Zürich. "Software-Entitäten sind im Verhältnis zu ihrer Grösse komplexer als vielleicht jede andere menschliche Konstruktion", schrieb Frederick P. Brooks in seinem legendären Artikel "No Silver Bullet". Es ist eine Kunstfertigkeit, gute Software effizient zu entwickeln. "Softwareentwickler sind wie Dichter. Beide erschaffen aus dem Nichts, und beide müssen das Abstrakte greifbar machen", so formuliert es Grady Booch, ein Pionier auf dem Gebiet des Software Engineerings.
Was bedeutet es, Software zu entwickeln?
Die Entwicklung von Software hat sehr viel mit Modellierung als Transformation eines gewünschten Sachverhalts in eine abstrakte und gegebenenfalls vereinfachte Darstellung dieses Sachverhalts zu tun. Der deutsche Philosoph Herbert Stachowiak umschrieb diese Darstellung in seinem Buch "Allgemeine Modelltheorie" als inneres Modell der Welt, das es durch Abbildung, Verkürzung und Pragmatismus zu schaffen gilt. Die Abbildung ist eine Repräsentation des Originals, die selbst wiederum Modell sein kann. Durch Verkürzung werden lediglich diejenigen Attribute des Originals ins Modell übernommen, die relevant erscheinen. Der Pragmatismus bedeutet die Reduktion des Modells auf das Nützliche, das Modell interpretiert das Original. Das Modell abstrahiert das Original durch ein bewusstes Weglassen bestimmter Merkmale. Software zu bauen, ist also eine anspruchsvolle Tätigkeit.
Wie wird die Effizienz gemessen?
Eine der grossen Herausforderungen der Informatik ist die Steigerung der Effizienz dieser Tätigkeit. Wir haben über Jahrzehnte versucht, mithilfe verschiedenster Messgrössen die Produktivität von Individuen und Teams systematisch zu verbessern. Es gibt gemäss der Studie "The Quest for Productivity in Software Engineering" heute mehr als 20 verschiedene Arten der Messung. Über die Jahre ist klar geworden, dass die Produktivität immer mit der Grösse des Systems, mit dem Vorgehen und mit der Teamkultur zusammenhängt. Wir können an der Grösse der Systeme wenig ändern, es gilt, lediglich die innere Struktur zu verbessern. Dazu hat sich die agile Vorgehensweise durchgesetzt – und an der Teamkultur arbeiten wir noch. Die vielen vergleichenden Studien zeigen jedoch klar auf: Der Bau von Software ist und bleibt eine schwierig zu messende Tätigkeit.
Was hilft?
Softwareentwicklung findet in den meisten Fällen im Team statt. Das eigentliche Schreiben von Code ist jedoch eine individuelle Tätigkeit. Der neue Ansatz "Vibe Coding" will das ändern. Eine KI soll dabei helfen, Software zu erstellen. Statt den Code zu schreiben, wird der KI erklärt, was getan werden soll, und die KI macht die Arbeit. Der Begriff stammt von Andrej Karpathy, dem ehemaligen Chef der KI-Abteilung von Tesla. Laborversuche der Ludwig-Maximilians-Universität München vom letzten Jahr zeigen messbare Produktivitätssteigerungen. Vor 20 Jahren verfolgten wir mit "Pair Programming" einen ähnlichen Ansatz – ohne KI, aber mit einer Aufteilung zwischen "Driver" und "Navigator". Letzterer hat die Rolle der KI übernommen. Auch hier waren die Laborversuche vielversprechend. Durchgesetzt hat es sich nicht – schon aufgrund der hohen Kosten. Wir geben jedoch nicht auf. "Vibe Coding" ist der nächste Versuch, unsere Fähigkeit, Software zu entwickeln, zu verbessern.
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