Quantencomputer & Kryptographie

500 Milliarden Geräte in einer fragilen IT-Welt

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An der Universität Zürich trafen sich Wissenschaft und Wirtschaft, um über die Auswirkungen von Quantencomputern zu referieren. Am Event verriet der CEO von Acronis zudem seine Pläne für die Schweiz.

Serguei Beloussov, CEO, Acronis (Source: Netzmedien)
Serguei Beloussov, CEO, Acronis (Source: Netzmedien)

"The Art of Secret Communication in a Quantum World" war das Thema am Vormittag des 23. Januars an der Universität Zürich (UZH).

Zusammen mit dem Schaffhausen Institute of Technology (SIT) und Acronis lud die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der UZH in einen Hörsaal ein, um über Quantencomputer und Kommunikation zu reden. Die beiden Referenten waren der Acronis CEO Serguei Beloussov und Professor Gilles Brassard von der Université de Montréal.

Moore's Law ist nicht für die Ewigkeit

Nach einer kurzen Einführung von Bertrand Meyer vom SIT betrat Serguei Beloussov das Podium.

Die digitale Welt sei fragil, betonte der Acronis-Chef. Komplexität, Sicherheit und Kosten sind die drei Herausforderungen, die man angehen muss, um sie zu beschützen. Bis 2030, rechnet Beloussov vor, gebe es 500 Milliarden Geräte auf der Welt. Davon seien höchstens 5 Milliarden in Rechenzentren, der Rest in der Edge oder beim Benutzer. Hinzu kommen die Industrialisierung von Cybercrime und die sich stetig vervielfältigenden Datenmengen. Acronis bietet hierfür unter dem Label "Cyber Protection" eine eigene neue Kategorie als Dienstleistung an, sagte der CEO.

Die Zukunft des Computerwesens sei im vollen Gange und diese Zukunft biete neue Geschäftsmodelle, betonte der Physiker und Informatiker.

Moore's Law, das besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise regelmässig verdoppelt, würde nach Schätzungen NASA noch 75 Jahre bestehen. Aber schon jetzt setzt die Hitzeentwicklung der Konstruktion von Siliziumchips Grenzen. Neue Prozessoren benötigten die Entwicklung von neuen Materialien. Stoffe wie Silizium und Fiberglas existieren ebenfalls nicht in der Natur.

Auf der wissenschaftlichen Seite gibt es zudem mathematische Probleme, an denen CPUs scheitern. Neuromorphe Chips wie Intels Loihi seien deshalb der nächste Schritt für Beloussov.

Zum Ausblick auf die Zukunft gehöre ebenfalls eine Übersicht der aktuellen Entwicklungen auf dem Quantencomputermarkt. Von der Ionen-Falle bis zur topologischen Theorie für Quantencomputer, mit der sich Microsoft zurzeit beschäftigt.

Am Ende warb der IT-Investor noch für das von ihm gegründete Schaffhausen Institute of Technology (SIT). Bis 2025 soll die private Universität auf ein Viertel des Umsatzes der UZH wachsen. Zu den Zielen gehöre ebenfalls die Eröffnung zusätzlicher Campusse in Bulgarien, Asien und Lateinamerika.

Gilles Brassard, Professor of Computer Science and Operation Research, Université de Montréal (Source: Netzmedien)

Im zweiten Vortrag präsentierte Gilles Brassard die Geschichte der Kryptografie. Quantencomputer würden heutige Sicherheitsstandards obsolet machen. Das Katz- und Mausspiel zwischen Codeschreibern und Codebrechern würde sich auch in Zukunft fortsetzen. Denn auch Quantenkryptografie sei bereits durch Quantenhacker wie Vadim Makarov entschlüsselt worden.

Im Oktober behauptetet Google mit einem eigenen Chip die Quantenüberlegenheit bewiesen zu haben, doch IBM widersprach den Entwicklern. Lesen Sie mehr über den Zwist.

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